Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
»So etwas würde ich nie dulden. Ich verdiene schließlich meinen Lebensunterhalt mit Rennpferden. Wer absichtlich eines der Tiere verletzt, sollte erschossen werden.« Und das meinte er völlig ernst.
    Jed nickte. »Freut mich, dass wir einer Meinung sind. Sag deinen Handlangern, dass ich mir Mick Dohertys Knarre leihen werde, und falls einer von ihnen mir oder meinem Pferd noch einmal zu nahe kommt, wird er mich kennenlernen.«
    »Nur zu«, sagte Eddie. »Ich würde es nicht anders machen.«
    Jed stürzte sein Bier hinunter, knallte das Glas auf die Theke, warf ein paar Münzen hin und verließ den Pub.
    Bleich vor Wut stapfte Eddie zu Merve Bramble, seinem Laufburschen, der in einer Ecke saß und das Rennsportprogramm las. »Merve, hol Bill Gatto her«, befahl er ihm mit leiser Stimme. »Sag ihm, ich habe einen Job für ihn und einen seiner Partner.«
    Der Wind hatte sich zu einem Sturm entwickelt. Die Luft war gesättigt von rotem Staub, und Ruby konnte kaum noch die Bäume ringsum erkennen, geschweige denn die Straße oder das Land hinter Bernies Farm. Doch das hatte auch sein Gutes: Die Männer in Penrose Park würden sie genauso wenig sehen können wie umgekehrt. Sie beschloss, ihr Versteck zu verlassen und zu Bernie zurückzureiten.
    »Komm, mein Mädchen, sehen wir zu, dass wir dich in den sicheren Stall kriegen«, redete Ruby dem Tier gut zu. Doch kaum hatte sie den Schutz der Bäume verlassen, verlor sie die Orientierung. Durch den roten Staub hindurch sah alles gleich aus. »Glaubst du, du findest den Weg zurück in den Stall?«, krächzte sie und musste husten, weil ihr der Staub in Mund und Kehle drang. Sie drückte Silver Flake die Absätze in die Seiten, und die Stute setzte sich in Bewegung.
    Ruby kniff die Augen gegen den brennenden Staub zusammen, so gut sie konnte. Sie stellte sich vor, wie Jed zurückkam und Silver Flake nicht in ihrer Box vorfand, und stöhnte auf. Er würde völlig zu Recht stocksauer sein, weil sie das Pferd in Gefahr gebracht hatte.
    »Wie konnte ich nur so dumm sein!«, schimpfte sie mit sich selbst. »Bitte, lieber Gott, mach, dass wir heil zurückkommen«, fügte sie dann leise hinzu.
    Silver Flake kämpfte sich tapfer durch den Sandsturm. Ruby hoffte, das Pferd werde von selbst in den heimischen Stall zurückkehren, und ließ die Zügel schleifen. Sie versuchte vergeblich, den Sand aus ihren tränenden Augen zu blinzeln. Nach einer Weile sah sie eine Baumgruppe und wunderte sich. Wo waren sie denn hier? Dann tauchte ein Gebäude aus einer roten Staubwolke auf. Da erst begriff sie, dass Silver Flake zum nächstgelegenen Stall zurückgekehrt war – dem in Penrose Park.
    »O nein!«, schrie Ruby voller Panik.
    In diesem Augenblick fühlte sie, wie jemand nach ihrer Jeans und ihrem Steigbügel griff. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, Silver Flake erschrak und bäumte sich auf. Ruby konnte sich gerade noch festhalten.
    »Verdammt, komm von dem Gaul runter!«, blaffte jemand.
    Doch da schoss die Stute bereits davon, ins offene Gelände zurück. Ruby schlug das Herz bis zum Hals. Sie spähte über ihre Schulter, konnte aber nichts außer wirbelndem rotem Staub erkennen.
    Nur wenige Augenblicke später hielt Silver Flake an einem Gatter inne. Zu ihrer Erleichterung erkannte Ruby, dass es zu dem Zaun gehörte, der Bernies Rennbahn umgab.
    »Gut gemacht, mein Mädchen«, lobte sie die Stute.
    Sie stieg ab, öffnete das Gatter, führte Silver Flake hindurch und machte es hinter sich wieder zu. Doch als sie wieder in den Sattel steigen wollte, tänzelte die Stute nervös hin und her und versuchte, sich loszureißen. Irgendetwas musste sie erschreckt haben. Ruby wurde umgerissen und fiel, ließ jedoch die Zügel nicht los. Silver Flake schleifte sie ein paar Meter hinter sich her, bevor es ihr gelang, sich aufzurappeln.
    »Brrr! Ganz ruhig, mein Mädchen!«
    Ruby musste schreien, um das Brüllen des Windes zu übertönen. Trockene Blätter von den Eukalyptusbäumen rings um die Reitbahn jagten über den Boden und durch die Luft und trafen sie wie kleine, ledrige Geschosse im Gesicht und am Körper. Nach einer Weile hatte sie es endlich geschafft, wieder aufzusteigen.
    Als sie die Stallungen erreicht hatten, sprang Ruby aus dem Sattel und führte die Stute in eine Doppelbox. Eilig schloss sie die Stalltür und nahm Silver Flake dann Sattel und Zaumzeug ab. Es war eine wahre Wohltat, nicht mehr dem tobenden Sturm ausgesetzt zu sein, der um den Stall heulte.
    Obwohl sie selbst

Weitere Kostenlose Bücher