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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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einen Aborigine gegangen, der sich in die Frau eines anderen Sippenangehörigen verliebt hatte und sie nicht in Ruhe ließ. Zu guter Letzt hatten die Stammesältesten ihn verstoßen, und er hatte sein Dasein auf der kargen Ebene gefristet, wo Nahrung knapp und er den Unbilden der Natur schutzlos ausgeliefert war. Einsam und mit gebrochenem Herzen war er innerhalb eines Jahres gestorben. Seitdem, so hatte Jed gesagt, wandere sein ruheloser Geist über die Ebene und suche vor allem Männer heim. Die Aborigines erzählten von Männern, die von plötzlich auftretenden Windhosen regelrecht von der Ebene gejagt oder von scharfkantigen Steinchen verletzt wurden. Ruby dachte an den Wirbelwind, der sie und Silver Flake umkreist, ihnen aber nichts getan hatte. War der Geist ihr wohlgesonnen, weil sie eine Frau war? Oder war das alles nur eine Legende, ein Aberglaube der Aborigines?
    Nachdenklich ritt Ruby zu Bernies Farm zurück. Das unheimliche Erlebnis konnte die Erinnerung an die ekstatische Freude und das Gefühl grenzenloser Freiheit, das sie bei ihrem Ritt über die Ebene empfunden hatte, jedoch nicht trüben. Sie würde diese einzigartige, beglückende Erfahrung niemals vergessen, ob die Legende der Mundi-Mundi-Ebene nun etwas damit zu tun hatte oder nicht.

23

     
    Auf halbem Weg nach Broken Hill kam Bernie ein ramponierter Ute-Geländewagen entgegen, ein Holden, und Bernie hob mechanisch die Hand, um den Fahrer zu grüßen, so wie es auf den einsamen Landstraßen im Outback üblich war. Doch der andere erwiderte seinen Gruß nicht. Bernie, der weder den Wagen noch den Fahrer kannte, wunderte sich zwar, dachte aber nicht weiter darüber nach, weil er andere Sorgen hatte: Cindy ging es schlechter. Sie lag apathisch auf dem Beifahrersitz, und Bernie wollte so schnell wie möglich zum Tierarzt.
    »Der Bursche hat gegrüßt«, sagte Frankie Camilleri zu Joe, der am Steuer des geliehenen Ute saß.
    »Ja, ich hab’s gesehen.« Joe warf einen Blick in den Rückspiegel. »Er hält uns für Farmer, das war ja auch der Sinn der Sache, oder?« Sie trugen karierte Hemden und Cowboyhüte, beides geborgt, und waren unrasiert.
    »Dann sollten wir uns aber auch wie Farmer verhalten«, knurrte Frankie. »Wink das nächste Mal zurück, wenn einer grüßt.«
    Joe antwortete nicht.
    »Wir dürfen es nicht vermasseln«, beharrte Frankie. »Wir haben nur diese eine Chance. Monroe wird sich bald auf den Weg nach Alice Springs machen. Falls er überhaupt noch da ist.«
    »Und wenn nicht, fahren wir ihm eben nach. Eddie kommt schließlich für die Unkosten auf.«
    »Mir wäre es lieber, wir könnten die Sache hier und jetzt erledigen, damit wir nach Adelaide zurückkönnen«, erwiderte Frankie.
    Der Motor des Geländewagens lief unruhig und hatte etliche Fehlzündungen.
    »Hast du nicht gesagt, Johnnos Ute wäre zuverlässig?«, brummte Frankie ärgerlich.
    Anscheinend waren sie vom Pech verfolgt, und so langsam hatte er die Nase voll. Erst hatten sie tagelang nach jemandem gesucht, der ihnen ein Fahrzeug lieh, das in einem Nest wie Silverton nicht auffiel. Dann hatten sie sich die Kleidung borgen müssen. Das Schwierigste aber war, ein Mittel aufzutreiben, das imstande war, ein Pferd außer Gefecht zu setzen, zumal Eddie auf keinen Fall davon erfahren durfte. Zu guter Letzt waren sie in den Lagerschuppen eines Schädlingsbekämpfers eingebrochen und hatten eine Flasche Arsen gestohlen.
    »Johnno hat gesagt, der Wagen hätte ihn noch nie im Stich gelassen«, gab Joe zurück. Er schaltete herunter und jagte den Motor hoch.
    »Klar, er braucht ihn ja auch nur, um von einem Pub zum anderen zu fahren.«
    »Es gibt mehr als fünfundzwanzig Wirtshäuser in Broken Hill, da legt er schon ein paar Kilometer zurück.«
    Frankie schüttelte den Kopf. »Hoffentlich bleiben wir nicht mit einer Panne liegen. Falls nämlich doch und einer aus Silverton kommt zufällig vorbei und hält an, um uns zu helfen, fliegen wir garantiert auf.«
    »Und wenn schon«, meinte Joe achselzuckend. »In Silverton gibt’s keine Polizei.«
    »Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen«, sagte Frankie.
    Joe runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Sie könnten uns abknallen und ungeschoren davonkommen.«
    Zwanzig Minuten später hatten Joe und Frankie Penrose Park erreicht. Joe hielt neben den Stallungen an. Als er den Fuß vom Gaspedal nahm, stotterte der Motor ein paar Mal und starb dann endgültig ab.
    »Monroes Anhänger ist noch da; das heißt, er ist also

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