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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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von Kopf bis Fuß mit einer roten Staubschicht bedeckt war und ihre Haare vor Schmutz starrten, kümmerte sie sich zuerst um Silver Flake. Während sie sie striegelte und ihr den Staub sorgfältig aus Schweif und Mähne kämmte, redete sie beruhigend auf sie ein.
    »Die armen Kamele«, sagte sie mitleidig. »Die können einem wirklich leidtun. Bei diesem Sandsturm draußen im Freien ausharren zu müssen!«
    Doch dann fiel ihr ein, was Bernie ihr erzählt hatte. Kamele hatten nicht nur besonders lange Wimpern, die die Augen vor Schmutz schützten, sondern zusätzlich ein drittes, durchsichtiges Augenlid, das ähnlich einem Scheibenwischer funktionierte und es den Tieren ermöglichte, auch im dicksten Sandsturm gut sehen zu können.
    Als sie Silver Flake gestriegelt hatte, holte sie ihr einen Eimer Wasser und füllte Futter in ihren Trog. Nachdenklich schaute sie der Stute beim Fressen zu. Was die beiden Männer wohl in Penrose Park zu suchen hatten? Merkwürdig, dass ihr Wagen ausgerechnet dort liegen geblieben war. Ruby wünschte, Bernie würde endlich zurückkommen. Ganz allein die Verantwortung für die Stute zu tragen machte sie nervös.
    Plötzlich flog die Stalltür auf, und Ruby schrie erschrocken auf. Ein Windstoß wehte roten Sand und einen Mann herein, dessen Umrisse sie in der Staubwolke nur erahnen konnte.
    Trotz ihrer Angst stellte sich Ruby vor das Pferd und kreischte: »Verschwinden Sie! Lassen Sie uns in Ruhe!«
    »Du meine Güte, was ist denn mit dir los?«, fragte der Mann ganz verwundert und drückte die Tür hinter sich zu.
    »Jed!« Ruby bekam weiche Knie vor Erleichterung. »O Gott sei Dank!«
    »Warum bist du denn so nervös?«
    Jed ging zu Silver Flake und tätschelte sie. Ruby beobachtete ihn ängstlich. Er würde doch bestimmt merken, dass sie geritten worden war.
    »Oh … äh … Ich … ich habe einen blauen Geländewagen auf der Straße gesehen, den ich hier noch nie gesehen habe. Zwei Männer saßen darin, und ich dachte, die Camilleri-Brüder seien zurückgekommen.«
    »So? Mir ist nichts aufgefallen. Wie haben die beiden denn ausgesehen?«
    »Sie hatten karierte Hemden an und Hüte auf. Ihre Gesichter konnte ich wegen des Sandsturms nicht sehen.«
    Jed nickte. »Gut, dass du Silver Flake bei dem Sturm in den Stall gebracht hast. Danke.«
    Ruby blickte zu Boden und schwieg.
    »Mit dem Wohnmobil ist so weit alles in Ordnung, wir können also morgen früh nach Alice Springs aufbrechen. Ich fahre schnell nach Penrose Park hinüber, ich will nur noch den Pferdehänger und einen Sack Futter holen.«
    Ruby riss die Augen auf. »Nein, tu das nicht!«, entfuhr es ihr.
    Jed guckte sie verdutzt an, doch bevor er Fragen stellen konnte, hörten sie das Brummen eines Motors.
    Rubys Herz klopfte schneller. »Da kommt jemand.«
    Jed öffnete die Stalltür einen schmalen Spaltbreit. »Das ist Mick. Hey, Mick!«, rief er. Mick spurtete zum Stall und schlüpfte durch die Tür, die Jed schnell wieder hinter ihm zumachte.
    »Da bist du ja, Ruby«, sagte Mick. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Er musterte sie. »Bist du etwa in den Sandsturm geraten?«
    »Ja, ich war schon auf dem Rückweg in die Stadt. Aber dann bin ich wieder umgekehrt und habe Silver Flake in den Stall gebracht.«
    »Ruby hat erzählt, sie habe zwei Fremde in einem blauen Geländewagen gesehen«, wandte sich Jed an seinen Freund. »Ist dir irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Mick schüttelte den Kopf. »Nein. Soll ich mich draußen mal umsehen?«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig. Wahrscheinlich waren es nur Farmer.«
    »Mit den beiden stimmt was nicht, sie waren irgendwie komisch«, murmelte Ruby. Als sie daran dachte, wie der eine sie vom Pferd zerren wollte, überlief sie ein Schauder.
    Jed sah sie scharf an. »Und sonst ist wirklich nichts vorgefallen? Du wirkst ganz verstört.«
    »Habt ihr das gehört?«, fragte Mick, bevor Ruby antworten konnte. »Ich glaube, da ist ein Auto vorgefahren.«
    Jed machte die Stalltür abermals auf und spähte hinaus. »Das ist Bernie.«
    »Ist Cindy bei ihm?« Ruby versuchte, ihm über die Schulter zu gucken.
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Weil er sich große Sorgen um sie machte. Er wollte mit ihr zum Tierarzt nach Broken Hill.«
    Jed winkte, und Bernie kam in den Stall gelaufen.
    Er klopfte sich den Staub von der Kleidung und meinte: »Himmel, ist das ein Sturm! Ich hab fast die Straße nicht mehr gesehen.«
    »Wie geht’s Cindy?«, fragte Ruby.
    Bernie schüttelte bekümmert den

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