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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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lachten, saß Girra still daneben.
    »Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe«, sagte Jed zu ihr. »Bitte sag deiner Mutter und deiner Großmutter, dass ich ihnen danke.«
    Girra nickte und übersetzte. Die beiden Frauen lächelten nur, als wäre ihre Hilfe ganz selbstverständlich.
    In diesem Moment schämte sich Jed für seine Mitbürger, von denen die meisten die Ureinwohner mit herablassender Verachtung behandelten. Er fand, es wurde Zeit, dass sich die Dinge änderten, aber er machte sich nichts vor: Vor allem die Älteren würden ihre Meinung nicht so schnell ändern.
    »Wo sind eigentlich deine Geschwister?«, fragte er beiläufig. Girra machte ein erschrockenes Gesicht.
    »Bei meinem Vater«, antwortete sie misstrauisch.
    Die Schürfwunden in Jeds Gesicht lockten immer mehr Fliegen an. Ärgerlich schlug er nach ihnen. Schließlich stand Jinny auf und verrührte ein bisschen Flussschlamm, der einen hohen Lehmanteil besaß, mit Wasser zu einem Brei, den sie Jed ins Gesicht schmierte. Als dieser unwillig zurückzuckte, erklärte Girra ihm, dass der Schlamm nicht nur Heilkräfte habe, sondern auch die Fliegen fernhielte.
    Verblüfft musste Jed feststellen, dass sie Recht hatte. Tatsächlich wurde er nicht mehr von Insekten belästigt.
    Mick hielt sein Versprechen und holte Jed gegen Mittag wieder ab. Er lachte sich halb tot über seinen schlammverkrusteten Freund, als er ihn im Hof hinter dem Hotel gründlich abspritzte.
    »Schlamm ist doch gut für die Haut, oder nicht? Du wirst nach der Behandlung bestimmt zehn Jahre jünger aussehen und dich vor Verehrerinnen kaum retten können«, frotzelte er.
    »Dann solltest du es unbedingt auch mal versuchen, vielleicht verschönert es ja deine hässliche Visage«, gab Jed zurück. Mick lachte gutmütig.
    Jed war erschöpft von der Prozedur und legte sich gleich wieder hin. Die Schmerzen waren nicht besser geworden, aber sein Brustkorb hatte sich grün und lila verfärbt. Das sei ein gutes Zeichen, meinte Dr. Blake bei seinem Besuch am Nachmittag, das Schlimmste sei überstanden. Jed erzählte ihm nichts von der Schlammbehandlung.
    Die ganze Nacht hindurch war er in Schweiß gebadet, sodass er sich richtiggehend auf den kühlenden Schlamm am kommenden Tag freute. Als Ruby morgens vorbeikam, sah sie verdutzt, dass Jed bereits auf den Beinen war und zu Micks Wagen ging. Sie fand, er bewegte sich schon ein bisschen besser. Ruby gab ihm ein halbes Dutzend Eier für die Aborigine-Frauen mit.
    »Myra hat gemeint, sie würden sich vielleicht darüber freuen.«
    Jed nickte. »Das ist lieb von ihr. Ich lasse danken.«
    »Und, wie war’s gestern?« Sie hatte am Abend noch vorbeigeschaut, aber da hatte er schon geschlafen.
    »Es hat erstaunlich gutgetan, aber Schmerzen habe ich immer noch.« Er wirkte zerstreut.
    »So schnell kann das auch sicher nicht gehen mit der Heilung. Du musst schon ein bisschen Geduld haben«, gab Ruby zurück.
    Jed reagierte nicht auf ihre Worte. Aber er sah sie ernst an. »Du kannst nicht zufällig reiten, oder? Flake sollte ein paar Runden galoppieren.«
    »Nein, aber ich würde es gern lernen«, sagte Ruby sofort. Sich auf einem Pferderücken den Wind, und sei es ein heißer Wind, um die Nase wehen zu lassen, musste herrlich sein.
    Jed guckte, als wäre Ruby nicht ganz bei Trost. »Man kann auf einem Pferd wie Flake nicht reiten lernen.«
    »Wieso nicht? Sie ist doch so brav.«
    »Ein Anfänger kann kein Rennpferd reiten.«
    »Ah, ich verstehe. Ich bin kein Mann«, sagte Ruby pikiert.
    »Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ein Rennpferd ist ein willensstarkes Tier, das einen erfahrenen Reiter braucht. Es kann eine Geschwindigkeit von sechzig bis siebzig Stundenkilometern erreichen. Ein Anfänger würde in null Komma nichts aus dem Sattel geschleudert werden und sich das Genick brechen.«
    »Für wie dumm hältst du mich denn?«, entrüstete sich Ruby. »Ich würde niemals so schnell reiten, wenn ich mir nicht ganz sicher wäre, dass ich im Sattel bleiben kann.«
    Jed winkte ab. »Nein, nein, kommt nicht infrage. Ich werde mich mit meinem Jockey in Verbindung setzen. Sag mal, Mick, kannst du Kontakt mit Kadee aufnehmen?«
    »Klar doch, kein Problem.«
    Auf dem Weg zum Wagen drehte sich Jed noch einmal zu Ruby um. »Du hast doch jemanden, der dich auf deiner Runde mit Flake begleitet, oder?«
    »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Ich hab gestern Abend mit Bernie Lewis gesprochen. Er wird Flake wahrscheinlich im Lauf des Tages abholen. Er hat draußen

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