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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nicht helfen lassen will.«
    Drei der Männer waren aufgestanden und hatten sich hinter die Bartheke gebückt. Ruby machte große Augen, als sie zwei Gitarren und ein Set Bongotrommeln hervorholten und zu spielen anfingen. Sofort wippte sie im Takt mit dem Fuß.
    »Magst du Musik?«, fragte Mick.
    »Und wie! Musik ist eins von den Dingen, die ich hier am meisten vermisse.«
    »Wir machen hier oft Musik. Kannst du singen?«
    »Nur unter der Dusche«, gestand sie verlegen.
    »Tanzt du gern?«
    »O ja, für mein Leben gern!«
    »Na, dann los!« Mick kam hinter der Theke hervor und ergriff ihre Hand.
    »Was denn, hier? Jetzt?« Niemand sonst tanzte, und Ruby war das ein bisschen peinlich.
    »Klar, warum nicht?« Mick legte seine Arme um sie und schwenkte sie herum. Ruby musste lachen, als Mick versuchte, eine Art Jive zu tanzen. Die anderen Gäste johlten und klatschten Beifall.
    Als das Stück zu Ende war, rief Ann Nicholls: »Spiel Peggy Sue , Les!«
    »O nein, nicht schon wieder!«, stöhnte Mick, und alle lachten. Ann wünschte sich nie etwas anderes als Peggy Sue von Buddy Holly.
    »Wie wär’s mit Hello Mary Lou von Ricky Nelson?«, sagte Ruby.
    »Sehr gut!«, stimmte Mick zu. »Ja, Les, spiel uns das!«
    Les Burdett kam seiner Aufforderung nach, und Ruby ließ sich abermals von Mick durchs Lokal wirbeln. Sie lachte und amüsierte sich prächtig.
    Jed hörte zwar, was in der Bar vor sich ging, konnte aber nichts sehen. Anscheinend hatten alle unheimlich viel Spaß, was ihn wurmte. Ruby schien sich bei allen einzuschmeicheln, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.

16

     
    Am Mittwoch hatte Jed genug vom Herumliegen und von den Schmerzen. Es machte ihn fast wahnsinnig, nicht für sich selbst und sein Pferd sorgen zu können, so wie er es gewohnt war. Und dass er sich anhören musste, wie in der Bar Musik gemacht, gesungen, getanzt und gelacht wurde, schlug ihm zusätzlich aufs Gemüt. Ruby war inzwischen bei allen äußerst beliebt, was ihn gewaltig ärgerte. Ihm konnte sie nichts vormachen: Er wusste, dass sie die Stadt verlassen würde, sobald sie bekommen hatte, was sie wollte.
    Außerdem hatte er den Verdacht, dass sich zwischen Ruby und Mick etwas entwickelte, das über Freundschaft hinausging. Als Mick die Lichter im Pub löschte und die Tür zusperrte, sprach er ihn darauf an.
    »Ihr verbringt viel Zeit zusammen, du und Ruby«, sagte er beiläufig. »Hast du etwa ein Auge auf sie geworfen?«
    »Ich schätze mal, jeder Mann in Silverton hat ein Auge auf sie geworfen. Sie ist lustig und ein richtiger Kumpel. Ich wäre überglücklich, wenn ich Chancen bei ihr hätte. Nicht, dass ich mir ernsthaft welche ausrechne – ich denke, sie findet mich viel zu alt«, fügte er augenzwinkernd hinzu. Er war Anfang vierzig.
    Jed fand das gar nicht komisch. »Lass lieber die Finger von ihr, sie macht dich nur unglücklich. Sie will ihr Geld, und wenn sie das hat, wird sie schneller wieder abhauen, als du ›letzte Runde‹ sagen kannst.«
    Etwas in seinem Tonfall ließ Mick aufhorchen. »Hey, hast du vielleicht ein Auge auf sie geworfen? Dann sag es. Ich will nicht, dass ein Mädchen zwischen uns steht. Dafür sind wir schon viel zu lange befreundet.«
    »Ich? Blödsinn.« Jed schnaubte verächtlich.
    »Dann ist es ja gut«, meinte Mick fröhlich.
    Ruby kam weiter jeden Morgen zum Hotel, half Jacko und Mick beim Füttern der Stute und nahm sie dann auf einen langen Spaziergang mit, um ihr Bewegung zu verschaffen. Jed hatte sich damit einverstanden erklärt, vorausgesetzt, sie ließ sich aus Sicherheitsgründen von zwei Männern aus dem Ort begleiten. Ruby konnte sich über einen Mangel an Freiwilligen nicht beklagen.
    Silver Flake war intelligent und lammfromm, man konnte sich fast nicht vorstellen, dass sie jemals anders gewesen war. Ruby hatte sie im Nu in ihr Herz geschlossen. Was man von ihrem Teilhaber nicht behaupten konnte. Sie ging Jed nach Möglichkeit aus dem Weg, was ihm nicht entging. Da er große Schmerzen hatte, war er ständig gereizt und schlecht gelaunt. Ruby, Mick und Jacko versorgten ihn mit dem Nötigsten wie Essen und Trinken, ließen ihn aber ansonsten fast die ganze Zeit allein. Sie hofften, dass die Einsamkeit und die Schmerzen ihn früher oder später dazu bringen würden, die Behandlungsmethode der Ureinwohner auszuprobieren. Und ihr Plan funktionierte. Die Frage war nur, ob es für eine Teilnahme am Alice Springs Cup nicht zu spät war. Man musste sich nicht besonders mit Rennpferden auskennen,

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