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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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läuft. Das heißt, auf Kadees Schultern lastet eine große Verantwortung.«
    »Dann möchte ich erst recht helfen. Kadee kann schließlich nicht alles allein machen, oder?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, gab Jed widerwillig zu.
    »Ich will nur rasch Papier und Bleistift holen, dann sagst du mir, was Flake zu fressen bekommt und wann. Kadee kann das Reiten und die Pflege übernehmen, ich kümmere mich um den Rest.«
    Sie schrieb gewissenhaft auf, was Jed ihr diktierte. Anschließend fuhr sie mit Mick nach Penrose Park hinaus. Neben der kleinen Rennbahn und den Stallungen gab es noch ein paar andere Gebäude.
    »Früher sind die Leute aus der Gegend oft zum Picknicken hierhergekommen«, sagte Mick. »Magst du Picknicks?«
    »Ja, aber in Sydney hatte ich in den letzten Jahren kaum Gelegenheit zu picknicken.« Ihre Mutter war früher, als sie noch klein gewesen war, öfter in einen Stadtpark mit ihr gegangen. Aber das war lange her.
    »Dann werden wir das nachholen«, schlug Mick vor. »Du wirst zu Hause erzählen können, du hättest in Silverton gepicknickt. Das wird die Großstädter bestimmt schwer beeindrucken.« Er lachte über seinen eigenen Witz, was wiederum Ruby zum Lachen brachte.
    Sie gingen zu der abgeschlossenen Box, in der Jed die Futtermittel aufbewahrte, und luden alles, was sie brauchten, in den Ute.
    Dann fuhren sie weiter zu Bernie Lewis’ Farm, die an der Straße lag, die von Penrose Park weiterführte. Das alte Farmhaus hätte einen neuen Anstrich und etliche neue Dachschindeln gebrauchen können. Ruby war nicht sonderlich überrascht. Irgendwie passte das Haus zu Bernie. Hinter dem Gebäude befanden sich Stallungen und eine runde Rennbahn. In mehreren Koppeln standen ein, zwei Kamele auf dem ausgedorrten Boden.
    »Flake passt gut hierher«, meinte Ruby, als sie die elegante, gepflegte graue Stute in ihrer Koppel sah und sie mit den plumpen Kamelen verglich, denen das Fell in großen Büscheln ausging.
    »Mag sein, aber hier werden die Camilleri-Brüder sie bestimmt nicht vermuten; und nur darauf kommt es an.«
    »Warum habt ihr das Pferd nicht eher hier versteckt?«, fragte Ruby neugierig.
    »Daran gedacht habe ich, aber ich glaube, Jed wollte sie nach dem Angriff lieber in seiner Nähe haben.«
    »Ja, kann ich verstehen. Das war nett von dir, dass du Flake in die Bar gelassen hast«, fügte sie lächelnd hinzu. »Das hätten bestimmt nicht viele getan.«
    »Oh, das kommt häufiger vor, als du glaubst. Nach der Schule habe ich oben im Northern Territory gearbeitet. Die meisten Wirte dort haben ein oder zwei Hunde, aber eine Bar hatte ein Pferd als Stammgast. Es hat sogar Bier getrunken, und zwar in rauen Mengen. Einmal hatte es eine solche Schlagseite, dass es umgekippt ist. In der Golfregion von Queensland gibt es einen Pub, in der ein Schwein als Haustier gehalten wird. Ein Rennpferd in einer Bar ist also keine Besonderheit.«
    Ruby ging zu Flake und streichelte ihre samtigen Nüstern. »Sie fühlt sich bestimmt einsam hier, wo sie doch die letzten Tage so viel Gesellschaft hatte.«
    »Sie hat doch die Kamele«, erwiderte Mick grinsend und begann, das Futter auszuladen.
    »Das kann man ja wohl nicht vergleichen.« Sie wusste, dass sie die Stute vermissen würde. »Wo wohnt Kadee eigentlich?«
    »Der Wilyakali-Clan hat sein Lager südlich von Silverton. Ich werde nachher vorbeifahren, wenn ich dich bei Myra abgesetzt habe.«
    Ruby sah ihn überrascht an. »Der Jockey ist ein Aborigine?«
    Mick nickte. »Mir scheint, Flake hat Hunger.« Die Stute war zu ihrem leeren Trog getrabt.
    Ruby faltete das Blatt Papier mit Jeds Anweisungen auseinander. Sie hatten Luzernespreu und Luzerneheu, Haferheu, Haferkörner, Rollgerste und einen Futterzusatz mitgenommen, der im Wesentlichen Kalium enthielt. Die einzelnen Zutaten mussten genauestens abgewogen werden, damit das Mischungsverhältnis stimmte. Jed hatte eine eigene Waage dafür, die sie ebenfalls von der Rennbahn mitgebracht hatten. Er hatte Ruby eingeschärft, das Pferd auf keinen Fall vor dem Training zu füttern, sondern immer danach.
    Er hatte ihr auch erklärt, wie das Training aufgebaut werden musste. Im gemäßigten Training sollte das Pferd frühmorgens ein bis zwei Stunden im Schritt, im Trab, im kurzen Galopp und im gestreckten Galopp bewegt werden; abends genügte ein leichter Galopp. Die Trainingsintensität würde sich steigern, je näher der Zeitpunkt des Rennens rückte. Da Flake einige Tage nicht trainiert worden war, musste das

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