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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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an Ruby? Du hast sie vor knapp zwei Wochen bis fast nach Silverton mitgenommen.«
    Bernie kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Dann dämmerte es ihm. »Aber ja erinnere ich mich! Die süße Kleine in dem kurzen Kleid mit dem schönsten Gestell, das ich je gesehen habe!«
    Ruby wurde rot, aber Mick zwinkerte ihr zu. »Genau die.«
    Als Bernie am Morgen danach aufgewacht war, hatte er zuerst geglaubt, das Ganze nur geträumt zu haben. Dann sah er, dass sein Truck und der Hänger nicht in der Einfahrt standen. Er erinnerte sich an seinen nächtlichen Fußmarsch mit seinem neuen Kamel und machte sich auf die Suche nach seinem Fahrzeug. Als er den Truck gefunden hatte und die Überreste verbrannter Zeitungen und die versengte Fußmatte sah, fiel ihm plötzlich die hübsche junge Frau ein, die er ganz allein in der Dunkelheit zurückgelassen hatte. Da ihn sein schlechtes Gewissen plagte, war er sofort nach Silverton gefahren und hatte sich im Pub erkundigt, ob eine Frau, auf die Rubys Beschreibung passte, in die Stadt gekommen war. Als Mick bejahte, war ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Danach hatte ihn der Alltag wieder eingeholt, und er hatte Ruby vergessen.
    »Hallo, Mr. Lewis«, grüßte sie und beugte sich vor, um an Mick vorbei aus dem Fahrerfenster zu schauen. Bei Tageslicht sah Bernie noch verwitterter und mindestens zehn Jahre älter aus.
    Bernie wiederum fand, dass die junge Frau bei Tageslicht betrachtet noch viel schöner war. »Mr. Lewis?«, wiederholte er stirnrunzelnd. »Kenne ich nicht«, fügte er lachend hinzu.
    »Mr. Lewis klingt nach einem Schulleiter oder einem Tierpräparator, finde ich«, schmunzelte Mick.
    »Tja, ich kann zwei und zwei nicht zusammenzählen, und das einzige Ausgestopfte hier bin ich«, meinte Bernie lachend. Er steckte den Kopf zum Fenster herein und betrachtete Ruby genauer. »Ich kann nicht glauben, dass ich mein Kamel mitgenommen und Sie habe stehen lassen. Ich muss verrückt gewesen sein.«
    »Ich werde dir nicht widersprechen«, grinste Mick.
    »Was macht Ihr neues Kamel?«, fragte Ruby, um das Gespräch von sich abzulenken.
    »Er ist ein richtiger Teufel. Neulich hat er mich so getreten, dass mein Knie angeschwollen ist wie eine Wassermelone. Die Schwellung ist zwar zurückgegangen, aber seht euch das an!« Er trat ein paar Schritte zurück und zog sein rechtes Hosenbein hoch. Zum Vorschein kamen knotige Krampfadern und ein lilafarbener Bluterguss oberhalb des Knies. Kein besonders schöner Anblick.
    »Ach herrje!«, rief Ruby erschrocken. Sie wünschte, sie hätte nicht gefragt.
    Mick verzog angewidert das Gesicht. »Um Himmels willen, Bernie, nicht um diese Uhrzeit! Warte wenigstens, bis ich mein erstes Bier gekippt habe.«
    Bernie krempelte sein Hosenbein wieder herunter. »Ich brauche mehr als ein paar Bierchen, um den Schmerz zu betäuben, das kann ich dir sagen. Aber um auf den Kamelhengst zurückzukommen – ich schätze, er hat das Zeug zu einem guten Rennkamel. Sein Glück! Sonst würde ich ihn für den Tritt, den er mir verpasst hat, glatt erschießen.« Er lachte zwar, aber es war ein finsteres Lachen, und Ruby wusste nicht, ob er Spaß machte oder nicht. »Jeds Jockey ist übrigens schon da«, fügte er dann hinzu.
    »Oh, sehr gut«, sagte Mick. »Ich war mir nicht sicher, ob Kadee kommen würde. Als ich gestern im Lager des Clans war, hatte ich den Eindruck, dass es Streit gab und dass es um Kadee ging.«
    Alle hatten wild durcheinander geredet und gestikuliert, aber Mick verstand nicht, worum es ging. Nach diesem Vorfall war Mick sich nicht mehr so sicher gewesen, ob Kadee kommen würde.
    »Man weiß eben nie so genau, was in den Köpfen der Aborigines vor sich geht«, bemerkte Bernie.
    Die Clans schlugen ihr Lager oft auf seinem Land auf. Er hatte es aufgegeben, sie zu vertreiben, aber er hatte ein wachsames Auge auf seine Tiere.
    Mick hob grüßend die Hand und ließ den Motor an. Als sie hinters Haus zu den Stallungen und Koppeln fuhren, fragte Ruby: »Hat er das ernst gemeint, dass er das Kamel erschießen wollte?«
    Mick lachte, und sie sah ihn verwirrt an.
    »Findest du das etwa komisch, dass er ein Kamel erschießen will, nur weil es ihn getreten hat?«
    »Bernie kann weinen wie ein kleines Kind, wenn eines seiner Tiere stirbt. Und wenn eine der Stuten fohlt, gibt er einen aus. Er behauptet zwar, seine Kamele seien für ihn reine Nutztiere, aber man könnte glauben, er verliert einen Angehörigen, so sehr nimmt er es sich zu Herzen, wenn er ein

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