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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hinters Licht zu führen. Aber damit ist es nun vorbei.« Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch und lächelte.
    »Sie freuen sich auf das Baby, nicht wahr?« Kadee nickte, und Ruby gab sich Mühe, sich ihre Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. »Wer wird das Pferd denn jetzt reiten, damit es in Form bleibt?«
    »Sicher niemand aus Silverton. Jed sollte den Alice Springs Cup für dieses Jahr vergessen, zumal er verletzt ist.«
    »Aber es ist nun mal sein großer Traum. Es ist einfach nicht fair, dass die Camilleri-Brüder alles zunichte machen, wofür er so hart gearbeitet hat.« Ruby überlegte fieberhaft. »Wir dürfen ihm nichts sagen, Kadee. Noch nicht. Wir müssen ihn in dem Glauben lassen, dass alles so weiterläuft wie bisher, bis wir Ersatz für Sie gefunden haben.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Ich muss ihm doch erzählen, dass ich schwanger bin.« Kadee sah sie entgeistert an. »Ich kann ihm das doch nicht verheimlichen.«
    Es dauerte eine kleine Weile, bis Ruby begriff. Wieder machte sie große Augen. »Oh«, brachte sie hervor. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass Jed der Vater des Kindes war. Sie kam sich dumm vor. »Und wie wird er es Ihrer Meinung nach aufnehmen?«
    »Oh, er wird sich ganz bestimmt freuen«, antwortete Kadee, ohne zu zögern. »Er wird zwar nicht begeistert sein, dass ich nicht mehr reiten kann, aber er weiß, wie sehr ich mir ein Kind gewünscht habe. Das sollte also nicht allzu überraschend für ihn kommen.« Sie wandte sich wieder Silver Flake zu, um sie vollends trocken zu rubbeln.
    Ruby hatte es die Sprache verschlagen. Jed und dieses Mädchen, das vielleicht halb so alt war wie er? Sie vermochte sich das kaum vorzustellen.
    Ein paar Minuten vergingen, dann sagte sie zögernd: »Ich weiß, das ist viel verlangt; aber könnten Sie nicht noch ein wenig warten, bis Sie Jed von dem Kind erzählen? Wenigstens so lange, bis er wieder ganz gesund ist? Die Sache mit dem Überfall und dass er jetzt wahrscheinlich seine Pläne für das Rennen in Alice Springs aufgeben muss – all das hat ihn doch ziemlich mitgenommen.«
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte Kadee unschlüssig.
    »Wenn er jetzt erfährt, dass Sie das Training aufgeben müssen, wird ihn das bestimmt zusätzlich belasten.«
    »Also gut«, stimmte Kadee ihr zu. »Aber sobald es ihm besser geht, wird er hierherkommen, und dann muss ich ihm von der Schwangerschaft erzählen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Ruby sofort. So hatte sie wenigstens eine Galgenfrist.
    Silver Flake stieß mit der Nase gegen ihren Futtereimer hinter dem Koppelzaun.
    Kadee lachte. »Nach dem Training hat sie immer einen Bärenhunger.« Sie führte die Stute in die Koppel und machte das Gatter hinter ihr zu. Silver Flake trabte sofort zu ihrem Trog und fing an zu fressen.
    »Gibt es denn keinen Jockey in Broken Hill, der das Training fortführen könnte?«, fragte Ruby. Notfalls würde sie mehr arbeiten, um ihn zu bezahlen.
    »Doch, es gibt sogar sehr gute Jockeys dort. Aber wer wirklich etwas taugt, arbeitet für die dortigen Rennställe. Jed hat es einmal mit zwei anderen versucht – der eine war völlig unzuverlässig, und der andere behandelte das Pferd nicht so, wie Jed es sich vorstellte, was immer wieder zu hitzigen Auseinandersetzungen führte. Und so kam es, dass schließlich ich den Job bekam. Mein Vater arbeitete als Viehhirte auf Bunyan Hill Station, einer Ranch westlich von Broken Hill. Ich bin praktisch auf einem Pferderücken groß geworden und konnte reiten, bevor ich laufen konnte. Mit drei Jahren ritt ich schon ganz allein.«
    »Mit drei Jahren!«, wiederholte Ruby ungläubig.
    »Ja. Auf der Ranch gab es zwei Shetlandponys, die eigentlich den Kindern des Besitzers gehörten. Aber die waren inzwischen zu groß für die Ponys geworden, deshalb durfte ich auf ihnen reiten.«
    »Und Ihr Vater? Arbeitet er immer noch als Viehhirte?«
    Ruby hatte das Gefühl, Kadees Vater könnte ein Weißer gewesen sein, aber sie wollte nicht so indiskret sein und sie direkt danach fragen.
    »Er ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich habe fünf Geschwister. Geld hatten wir keines, also mussten wir die Ranch verlassen und in ein Lager südlich von hier ziehen, wo wir von dem leben, was das Land hergibt.«
    »Werden Sie dort bleiben, wenn das Baby erst einmal da ist?« Ruby fragte sich, ob Jed dem Mädchen eine gemeinsame Zukunft versprochen hatte.
    »Ich würde lieber irgendwo in Stadtnähe wohnen, in einem Haus vielleicht.«
    Ruby nickte. Sie

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