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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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schon immer gegeben. Manche Leute halten sie für Hexen, die Schwarze Magie praktizieren. In Wirklichkeit sind es Frauen mit besonderen Heilfähigkeiten, die sich auf Kräutermedizin verstehen.«
    Â»Frauen?«
    Â»Meistens. Ich bin eine Ausnahme«, sagte er fast prahlerisch.
»Ich habe nicht alles gelernt, was Großmutter Michoud wußte, bei weitem nicht, aber nachdem ich mich hier angesiedelt hatte, habe ich angefangen, einige ihrer weniger komplizierten Tränke herzustellen.«
    Â»Eines Tages wirst du noch jemanden vergiften«, behauptete Basile.
    Â»Aber nicht heute abend«, widersprach Dredd. Wie um Basile in seine Schranken zu verweisen, drückte er die Teetasse an Remys Lippen. »Trinken Sie nur, chérie. «
    Möglicherweise hatte Basile recht. Der Tee konnte vergiftet sein und sie so tief schlafen lassen, daß sie nie wieder aufwachte. Aber sie vertraute Dredd instinktiv, deshalb trank sie die Tasse aus. Er stellte sie mit aufs Tablett und trug es zur Tür. Dort blieb er stehen und knurrte Basile an: »Laß sie in Ruhe, ja?«
    Als sie allein waren, vermied Remy es, ihn anzusehen. Basile erschien ihr bedrohlicher als der Alligatorschädel auf der Kommode hinter ihm oder die fast zwei Meter lange Schlangenhaut, die an die mit Zeitungen tapezierte Wand gepinnt war. Tatsächlich war sie lieber mit Dredds makabren Dekorationsstücken allein als mit Basile. Sie empfand bereits eine willkommene Schläfrigkeit, aber sie fühlte sich verwundbar, wenn sie mit geschlossenen Augen dalag, während er sie anstarrte. Ihre Schultern über der schmuddeligen Bettdecke waren nackt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie es gekommen war, daß sie nichts mehr anhatte. Sie wollte es auch gar nicht wissen.
    Â»Wenn ich es wirklich für möglich hielte, er könnte Sie vergiften, hätte ich Sie nicht zu ihm gebracht.«
    Obwohl er ruhig sprach, klang seine Stimme in dem kleinen Raum so unnatürlich laut, daß Remy die Schallwellen körperlich spürte. Wahrscheinlicher war, daß Dredds selbstgebrauter Schlaftrunk ihren Verstand betäubt, aber alle ihre Sinne geschärft hatte.
    Sie kämpfte gegen den Impuls an, ihn anzusehen, aber ihr
Blick wurde unwiderstehlich zum Fußende des Betts hingezogen. Seine Hände umfaßten das eiserne Querrohr des Bettgestells. Er schien es regelrecht zu umklammern, stützte sich sogar darauf, als fürchtete er, das Bettgestell könnte plötzlich zu schweben beginnen.
    Â»Was hätten Sie mit mir getan, Mr. Basile, wenn Sie mich nicht hierhergebracht hätten? Mich irgendwo am Straßenrand ausgesetzt?«
    Â»Ich habe nie gewollt, daß Sie verletzt werden.«
    Â»Nun, es ist aber passiert.« Er schwieg hartnäckig, aber daß er sich nicht entschuldigte, überraschte sie nicht. »Ihre Tarnung war sehr gut.«
    Â»Danke.«
    Â»Ist Pater Gregory echt?«
    Â»Nein. Er ist ein Schauspieler, den ich dazu erpreßt habe, mir bei dieser Sache zu helfen. Es war seine Schuld, daß Sie verletzt wurden. Sie und ich hätten das Crossroads allein verlassen sollen.«
    Â»Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Â»Ãœberhaupt nichts«, knurrte er. »Als ich heute morgen aufgewacht bin, war er verschwunden. Er ist irgendwann vor Tagesanbruch heimlich abgehauen.«
    Sie wußte nicht recht, ob sie ihm das glauben sollte, aber andererseits hätte er Pater Gregory schon gestern beseitigen können, als er so wütend auf ihn gewesen war. »Mit dieser Sache kommen Sie nie durch, Mr. Basile.«
    Â»Das erwarte ich auch nicht.«
    Â»Was erhoffen Sie sich dann davon?«
    Â»Seelenfrieden.«
    Â»Mehr nicht?«
    Â»Das ist schon viel.«
    Sie musterte ihn prüfend, ohne seine Miene deuten zu können. »Was wird aus mir?«
    Â»Sie werden’s überleben.«

    Â»Pinkie bringt Sie um.«
    Er verließ seinen Platz am Fußende und trat neben das Bett. Seine Hand, auf der sich noch immer die tiefen Kratzer abzeichneten, die ihre Fingernägel hinterlassen hatten, griff nach ihr.
    Â»Nein!« schrie sie. Trotz ihrer Mattigkeit packte sie sein Handgelenk.
    Â»Lassen Sie los.«
    Â»Was haben Sie vor? Bitte, tun Sie mir nichts.«
    Â»Lassen Sie los«, wiederholte er.
    Sie ließ die Hand sinken, weil sie nicht die Kraft hatte, sich wirklich gegen ihn zu wehren. Ihr Blick verfolgte ängstlich, wie seine Hand neben ihrem Kopf verschwand. Seine

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