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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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dem flachen Metallrumpf lag und einen primitiven, unbequemen Sitz bildete. Sie
ließ die Arme sinken und hielt sich mit beiden Händen angestrengt an dem Sitzbrett fest, während sie in die Nebelschwaden über dem schlammigen Wasser starrte.
    Â»In ein paar Tagen komme ich wieder und hole weitere Vorräte«, sagte Burke zu Dredd, während er die Festmachleine von der kurzen Dalbe löste.
    Â»Du verfährst dich bestimmt nicht?«
    Â»Bestimmt nicht.«
    Â»Falls du dich doch …«
    Â»Ich verfahre mich nicht.«
    Â»Okay, okay.« Dredd blickte auf Remy herab und sagte: »Sehen Sie zu, daß er Sie gut behandelt, chérie. Wenn nicht, bekommt er’s mit mir zu tun.«
    Â»Sie waren sehr gut zu mir, Dredd. Vielen Dank.«
    Als er den sanften Tonfall hörte, kam Burke sich ziemlich ausgeschlossen vor.
    Dredd wandte sich an ihn. »Falls eine ihrer Wunden wieder aufgeht …«
    Â»Du hast mir schon gesagt, was ich dann tun muß«, unterbrach Burke ihn ungeduldig.
    Der Ältere murmelte etwas in seinen Bart, was Burke nicht verstand. Vermutlich war das ganz gut. Burke hatte Dredds Vorhaltungen schon so oft gehört, daß er sie auswendig hätte hersagen können.
    Dredd lebte praktisch als Einsiedler und ließ sich auf keine neuen Bindungen ein. Aber er hatte eine dämliche Ergebenheit für Remy Duvall entwickelt, die Burke amüsant gefunden hätte, wenn sie nicht so verdammt irritierend gewesen wäre. Remy schien auf jeden Mann zu wirken, der ihr begegnete – auf jeden anders, aber im Endeffekt ähnlich stark.
    Da er jedoch nicht in Unfrieden von Dredd scheiden wollte, rief er zu ihm hinauf: »Danke für alles, Dredd.«
    Der Alte spuckte ins Wasser, wobei er Burke nur um wenige Zentimeter verfehlte. »Laß deine Hände im Boot. Es ist noch
ein bißchen früh für sie, aber in ein, zwei Wochen sind sie wach und hungrig.«
    Burke hatte von den beiden alten Alligatoren gehört, die Dredd zu gern hatte, um sie zu erlegen, und die er wie Schoßtiere behandelte. Ob das wirklich stimmte oder nur eine Geschichte war, die Dredd verbreitete, um Diebe fernzuhalten, konnte Burke nicht beurteilen. Aber er winkte, um zu zeigen, daß er die Warnung verstanden hatte, und stieß ab.
    Er betätigte den Gasdrehgriff des tuckernden Außenbordmotors, legte das Ruder nach Backbord und steuerte in die Nebelschwaden hinein. Kurz bevor er die erste Biegung des Flusses umrundete, sah er sich noch einmal um. Dredd saß am Rand des Anlegers und angelte. Sein grauer Vollbart reichte bis weit über die Brust hinunter, seine nackten Füße baumelten über dem nebelverhüllten Wasser, dünne Nebelfetzen trieben an seinen Waden vorbei.
    Â»Friert er denn nicht?« fragte Remy Duvall, die ebenfalls zu dem Alten hinübersah.
    Â»Er ist erstaunlich abgehärtet. Seit er hier draußen lebt, habe ich ihn nie wärmer angezogen gesehen. Ist Ihnen kalt?«
    Â»Nein.«
    Â»Melden Sie sich. Ich gebe Ihnen eine Decke.« Da sie in einige von Dredds abgelegten Sachen gehüllt war, konnte sie eigentlich nicht frieren, aber irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Sie saß stocksteif da und umklammerte das Sitzbrett mit beiden Händen, als hinge ihr Leben davon ab.
    Â»So holen Sie sich Splitter.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Wenn Sie das Sitzbrett weiter so fest halten, können Sie sich Splitter einziehen. Keine Angst, wir haben unsere Höchstgeschwindigkeit schon erreicht. Man braucht kein Rennboot, um die Bayous zu befahren.«
    Â»Ich würde den Unterschied nicht merken. Ich bin zum erstenmal in einem.«

    Â»In einem Bayou?«
    Â»In einem Boot.«
    Er lachte ungläubig. »Sie leben in einer Stadt, die praktisch schwimmt, und sind noch nie mit einem Boot gefahren.«
    Â»Nein«, fauchte sie. »Ich hab’ noch nie in einem Boot gesessen. Wieviel deutlicher soll ich’s noch sagen?«
    Ihre scharfe Antwort schreckte einen Pelikan auf. Er verließ seinen Horst mit rauschenden Flügelschlägen. Mrs. Duvall fuhr zusammen.
    Â»Ganz ruhig«, sagte Burke warnend.
    Der große Vogel schwebte nur wenige Meter von ihnen entfernt über die Wasseroberfläche dahin, schien dann jedoch zu glauben, anderswo warte fettere Beute. Er stieg wie ein mythisches Wesen aus den Nebelschwaden auf und verschwand über den Baumkronen.
    Je nach Standpunkt des Betrachters konnten die Bayous eine

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