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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Kultstätte oder ein Schreckensort sein. Burke respektierte ihre Gefahren, aber er liebte sie. Er kannte sie, seit er als Collegestudent gemeinsam mit Kommilitonen so manch bierseliges Wochenende damit verbracht hatte, die endlose Wildnis aus Sümpfen und Wasserläufen zu erforschen. Nachträglich mußte er sich eingestehen, daß ihre Abenteuertrips leichtsinnig und dumm gewesen waren, aber irgendwie hatten sie alles ohne schlimmere Folgen als Alkoholkater, Sonnenbrand und Insektenstiche überlebt.
    Er hatte sich vorgenommen, sich einen Zufluchtsort in der Wildnis zu kaufen, falls er jemals genug Geld dafür zusammenkratzen konnte. Zu seinem Glück hatte sein Bruder sich dann zur Hälfte an den Kosten der Fischerhütte beteiligt. Joe genoß die Wochenenden, die sie gemeinsam dort draußen verbrachten, aber Burkes andächtige Ehrfurcht vor der primitiven Mystik der Sümpfe war ihm stets fremd geblieben.
    An diesem Morgen wirkten sie besonders abschreckend: eine surreale, monochromatische Landschaft aus Wasser, Nebel
und kahlen, mit spanischem Moos bewachsenen Bäumen, die ihre knorrigen Zweige in bittenden Gesten finster brütenden bleigrauen Wolken entgegenreckten.
    Für jemanden, der ihre eigenartige Schönheit noch nie erlebt hatte, mußten die Sümpfe wie eine Landschaft aus einem Alptraum wirken. Vor allem, wenn dieser Neuling mit jemandem allein war, dem er mißtraute und den er fürchtete.
    Burke warf ihr einen Blick zu und stellte beruhigend fest, daß sie ihn forschend anstarrte. »Woher haben Sie von meinem Baby gewußt?«
    Gestern abend war es ihm gelungen, sich vor der Beantwortung dieser Frage zu drücken. Remy hatte ihn nur noch wenige Sekunden lang wortlos angestarrt, bevor Dredds Schlaftrunk zu wirken begonnen hatte. Dann waren ihr die Augen zugefallen. Sie war ins Kissen zurückgesunken und hatte sofort tief geschlafen.
    Irgendwann gestern war ihm eingefallen, daß eine Behandlung mit Medikamenten so kurz nach einer Fehlgeburt unter Umständen schädlich sein könnte. Was wäre, wenn Dredds Elixire Krämpfe oder spontane Blutungen auslösten? Die Möglichkeiten waren alarmierend. Was ging im Körper einer Frau vor, die ein Kind verloren hatte? Wie lange brauchte sie, um sich davon zu erholen? Welche Vorsichtsmaßnahmen waren zu beachten? Lauter Dinge, von denen er keine Ahnung hatte.
    Deshalb hatte er Remy gestern abend nach ihrer Fehlgeburt fragen müssen. Zur eigenen Beruhigung hatte er sich vergewissern müssen, daß Dredds selbstgebraute Tränke ihr auf keinen Fall schaden würden.
    Â»Beantworten Sie meine Frage!« verlangte sie jetzt. »Woher haben Sie von meinem Baby gewußt? Außer meiner Ärztin hat niemand davon gewußt. Ich habe mit keiner Menschenseele darüber gesprochen.«
    Â»Doch, Sie haben jemandem davon erzählt.«
    Er beobachtete ihr Gesicht, während sie darüber rätselte,
und erkannte genau, in welchem Augenblick sie des Rätsels Lösung fand. Ihre Lippen öffneten sich, als sie erschrocken Luft holte. Während sie ihn anstarrte, als sei er der Antichrist in Person, füllten ihre Augen sich mit Tränen. Eine quoll über das untere Lid und lief über ihre Wange. Burke dachte an den dünnen Blutfaden in ihrem Mundwinkel. Diese einzelne Träne war ergreifender.
    Â»Sie haben meine Beichte belauscht?«
    Er drehte den Kopf zur Seite, weil er ihren Blick nicht ertragen konnte.
    Â»Wie ist das möglich?«
    Â»Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    Â»Nein. Wie Sie es getan haben, ist wohl unwichtig; entscheidend ist, daß Sie es getan haben.« Im nächsten Augenblick fügte sie hinzu: »Sie sind böse und gemein, Mr. Basile.«
    Er war selbst nicht gerade stolz auf seinen Trick mit der Beichte. Aber sein schlechtes Gewissen weckte in ihm nur den Wunsch, nun seinerseits auszuteilen. »Sie werfen mit Steinen, Mrs. Duvall? Das ist komisch. Ausgerechnet eine Frau, die sich als Nutte einen reichen Mann geangelt hat?«
    Â»Was wissen Sie schon darüber? Was wissen Sie über mich? Nichts!«
    Â»Pst!« Burke hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Â»Ich weiß nicht, was Sie über mich denken. Mir ist gleich, was Sie …«
    Â»Halten Sie die Klappe!« blaffte er sie an. Er stellte rasch den Außenbordmotor ab und horchte.
    Das Knattern der Rotorblätter eines Hubschraubers im Anflug war

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