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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Gaumen verdarb, den er für erlesene Weine kultiviert hatte, kippte er ein Glas besten Scotch pur. Den zweiten trank er mit kleinen Schlucken, während er nachdenklich in seinem Arbeitszimmer auf und ab ging.
    Was hatte er übersehen? Was konnte er noch tun? Welche Gefälligkeiten konnte er noch einfordern, damit er Remy schneller wiederfinden und den Dreckskerl, der sie entführt hatte, umlegen konnte?
    Er hatte schon alle verfügbaren Mittel eingesetzt und eine beachtliche Anzahl von Männern mobilisiert. Mit der Präzision geräuschlos vorgehender, gutausgebildeter Kommandos durchkämmten sie die Stadt und ihre nähere Umgebung, stellten Fragen und hielten die Ohren offen. Bisher hatte keiner auch nur den geringsten Hinweis auf Remys Aufenthaltsort
entdeckt. Andere waren nur damit beschäftigt, Informationen über Burke Basile, seine Interessen, Stärken und Schwächen zu sammeln. Ein Hubschrauber war unterwegs, um die Sümpfe im Tiefflug nach den beiden abzusuchen; bisher hatte er jedoch nur den verlassenen Kleinbus gefunden.
    Mit Blutflecken auf dem Boden.
    Gregory James’ Blut? Wahrscheinlich. Nach Aussage der wenigen Zeugen, die bereit waren, den Mund aufzumachen, hatten ihn die Hinterwäldler dort draußen ordentlich verprügelt. Außerdem war jedoch die Heckseite des Kleinbusses zersplittert. In den Rückenlehnen der Sitze hatte man Vogelschrot gefunden. Also konnte auch Remys Blut geflossen sein. Aber Pinkie durfte nicht riskieren, die Untersuchung zu veranlassen, die dies hätte feststellen können. Damit weder der Sheriff noch das FBI auf diese Blutspuren aufmerksam wurden, hatte er dafür gesorgt, daß der Kleinbus beseitigt wurde.
    Wenn Remy verletzt war, wenn sie irgendwo in den Sümpfen war, würde sie Todesängste ausstehen.
    Oder vielleicht nicht?
    Eine weitere Möglichkeit war Pinkie nur allmählich bewußt geworden. Anfangs war sie nicht mehr als ein flüchtiger Gedanke gewesen – ähnlich wie leichtes Unbehagen, das sich nicht identifizieren oder lokalisieren läßt –, nur seine vage Vermutung, daß nicht alles in Ordnung sei, und die Vorahnung, daß alles noch schlimmer werden müsse, bevor eine Besserung eintreten könne. Als immer mehr Stunden vergingen, ohne daß eine Meldung über Remy und ihren Entführer einging, ohne daß ein Anruf oder eine Lösegeldforderung kam, hatte die Idee begonnen, sich langsam wie ein Krebsgeschwür in ihm auszubreiten.
    Was wäre, wenn Remy gar nicht entführt worden war? Wenn sie mit Basile durchgebrannt war?
    Die Idee war absurd. Pinkie war entsetzt darüber, daß sein Unterbewußtsein sich eine so bizarre Alternative zu den offenkundigen
Tatsachen hatte einfallen lassen. Schließlich gab es dafür keinen Grund. Nicht den geringsten. Sie hatte keine Ursache, ihn zu verlassen. Er betete sie an. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
    Nein, das stimmte nicht ganz.
    Remy hatte sich kirchlich trauen lassen wollen, aber Pinkie hatte ihr diesen Wunsch abgeschlagen. Die Ehe war ein Sakrament, das ihr als gläubiger Katholikin viel bedeutete. Er hatte jedoch behauptet, es sei ebenso Unsinn wie der übrige Kirchenrummel. Religion sei etwas für Frauen und Weicheier. Deshalb waren sie ohne solchen Schnickschnack in einem Richterzimmer getraut worden.
    Remy war immer noch der Auffassung, daß sie in Sünde zusammenlebten.
    Außerdem hatte sie sich ein Kind gewünscht. Bei dem Gedanken daran, sie unförmig aufgedunsen zu sehen, runzelte Pinkie angewidert die Stirn. Was hatte man nach neun elenden Monaten mit morgendlicher Übelkeit, entstellter Figur und miserablem Sex? Ein Baby. Himmel!
    Schlimm genug, daß er sich Remy mit ihrer jüngsten Schwester teilen mußte. Ihre gegenseitige Zuneigung war ein ständiger Quell von Ärger und Unannehmlichkeiten. Über Familienbande dachte Pinkie ähnlich wie über Religion: Ein wahrhaft unabhängiger Mann brauchte keine.
    Aber die enge Beziehung der beiden Schwestern ließ sich auch zu seinem Vorteil nutzen. Er machte davon Gebrauch, um Remy zu steuern, wenn sie von dem Kurs abwich, den er für sie festgelegt hatte.
    Sofort nach seiner Rückkehr aus Jefferson Parish, wo seine Frau zuletzt gesehen worden war, hatte er die Rektorin der Blessed Heart Academy angerufen. Ohne Remys Entführung zu erwähnen, hatte er sich nach Flarra erkundigt und zu seiner

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