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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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hatte.

    Sobald er die andere Seite des Raums erreicht hatte, sah er unters Bett, um sich zu vergewissern, daß der Alligator, den er gesehen hatte, ausgestopft war und nicht wirklich lebte. Andererseits traute er Dredd alles zu – auch daß er unter seinem Bett einen lebenden Alligator hielt.
    Aber die bedrohlich glitzernden Augen waren aus Glas. Gregory hastete einigermaßen beruhigt durch die Schreckenskammern von Dredds Laden ins Freie. Der Eßtisch war mit kleinen Alligatorschädeln übersät, die der Alte mit glänzendem Schellack überzogen hatte. Ihr Anblick weckte unangenehme Erinnerungen, die sich jedoch nicht konkretisierten. Draußen spülte Dredd den Anleger mit einem Gartenschlauch ab. Als er Gregory kommen hörte, drehte er sich um. Sein Bart und seine abgeschnittenen Jeans waren naß. »Na, haben Sie ein Nickerchen gemacht?« erkundigte er sich freundlich.
    Â»Was ist passiert? Warum habe ich hinter dem Bett auf dem Fußboden gelegen? Ich kann mich an nichts erinnern … Halt, jetzt fällt’s mir wieder ein!«
    Die Nebel in Gregorys Kopf lichteten sich allmählich. »Sie haben mir eine Limonade gegeben. Haben Sie mir da was reingetan?« Dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein. Er fuhr herum und sah neben seinem Auto einen zweiten Wagen. »Sie sind hier?« quietschte er in panischer Angst. »Wo sind sie? Was haben Sie ihnen erzählt? Warum haben Sie mir K.o.-Tropfen gegeben?«
    Â»Ganz ruhig, Jungchen. Sie haben nicht viel verpaßt. Sie sind weg.«
    Â»Wie sind Sie sie losgeworden? Was haben Sie ihnen erzählt?«
    Â»Tatsächlich hatte ich nicht das Vergnügen, sie kennenzulernen. Gesprochen haben sie nur mit meinem Freund dort drüben.«
    Gregory blickte in die Richtung, in die Dredd zeigte, und sah zu seiner Verblüffung in einem wackeligen Schaukelstuhl auf der Galerie eine lebensgroße Puppe sitzen, die an Dredd erinnerte
 – mit nassem Anglerhut, etwas schief auf einer Halloweenmaske sitzender grauer Perücke und einem Vollbart aus spanischem Moos.
    Â»Den habe ich vor ein paar Jahren gemacht, um einen Dieb zu ködern«, erklärte Dredd ihm. »Dieses Arschloch hat jedesmal bei mir eingebrochen, wenn ich auf der Jagd oder beim Fischen war.
    Also habe ich diese Puppe gebastelt und in einem Boot wegtreiben lassen. Dann habe ich den Kerl auf frischer Tat geschnappt und windelweich geschlagen. Er hat sich nie wieder blicken lassen.« Dredd schmunzelte. »Irgendwie ist mir mein Freund ans Herz gewachsen, und ich habe beschlossen, ihn bei mir wohnen zu lassen. Er hört mir zu, wenn ich das Bedürfnis habe, mit jemand zu reden. Ein verdammt häßlicher Kerl, aber auch nicht häßlicher als ich, schätze ich. Heute morgen hab’ ich ihn verdammt gut brauchen können.«
    Gregory drehte sich langsam um. Er betrachtete den frisch geschrubbten Anleger, betrachtete mit Grausen das Wasser darunter, die beiden riesigen Alligatoren, die sich am jenseitigen Ufer sonnten, und zuletzt Dredd, der seinen Blick zufrieden und trotzig gelassen erwiderte.
    Das Schicksal der beiden Männer, die ihn herbegleitet hatten, war leicht zu erraten. Gregory schluckte seinen Abscheu hinunter, weil er sich sagte, Dredd habe ihm das Leben gerettet. Aber da er Pinkie Duvalls wilde Entschlossenheit kannte, wußte er auch, daß dies nur ein vorläufiger Aufschub war. »Duvall wird jemand anderen schicken.«
    Â»Vermutlich«, antwortete Dredd mit gleichmütigem Schulterzucken. »Deshalb sollten Sie jetzt lieber abhauen.«
    Â»Was ist mit ihrem Wagen?«
    Â»Um den kümmere ich mich.«
    Dredd erläuterte nicht, wie er sich darum kümmern wollte, aber Gregory war davon überzeugt, daß das Auto für immer verschwinden würde.

    Â»Ich … Danke, Dredd.«
    Dredd stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, mein Junge. Wenn ich Basile wiedersehe, vergesse ich bestimmt nicht, ihm zu sagen, daß Sie Ihre früheren Fehler ausgebügelt haben.«
    Gregory war von dem Lob des Alten gerührt, geradezu peinlich gerührt. In seinen Augen standen Tränen. Das mußte Dredd gemerkt haben, denn nun war er seinerseits gerührt, was ihn unleidlich machte. »Was stehen Sie noch hier rum? Nach allem, was Sie bisher überlebt haben, wäre Basile stinksauer, wenn ich zuließe, daß Sie umgelegt oder verletzt oder

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