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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Fähigkeiten würde aufbieten müssen, um ihn davon zu überzeugen, sie habe unter ihrer Entführung gelitten und keinen anderen Wunsch, als dieses traumatische Erlebnis zu vergessen und ihr bisheriges Leben fortzuführen. Sie war bereit, diese Scharade fortzusetzen, bis Flarra vor Pinkies Zugriff sicher war, auch wenn das bedeutete – Gott sei ihr gnädig –, daß sie mit ihm schlafen mußte, obwohl sie Basile das lieber nicht erzählt hatte.
    Aber Pinkie hatte sie nicht sofort ins Bett geschleppt, was ungewöhnlich und allein deshalb alarmierend gewesen war. Es gab nur einen Grund, der ihn davon hätte abhalten können: der Verdacht, sie sei mit Basile intim gewesen. Und wenn er das vermutete, dann war ihr Leben, aber auch Basiles und Flarras in Gefahr.
    Sobald er sie geküßt hatte, vielleicht auch schon vorher, mußte Pinkie erkannt haben, daß sie anders heimgekehrt war, als sie fortgegangen war. Er mußte auf den ersten Blick gesehen haben, daß sie völlig verändert war. Ein Mann, der winzige Fehlstellen auf der Blüte einer seiner Orchideen bemerkte, der sofort sagen konnte, ob der servierte Wein ein Grad zu warm oder zu kalt war, mußte auch die tiefgreifende Veränderung spüren, die in den Sümpfen mit ihr vorgegangen war. Remy hatte gelernt, nicht nur Burke Basile, sondern auch wieder sich selbst zu lieben.
    Ob sie nun hundert Jahre alt wurde oder schon heute starb, sie würde dem Schicksal für die einsamen Tage in dieser exotischen, urtümlichen Landschaft dankbar sein. Sie war gezwungen gewesen, sich selbstkritisch zu betrachten und sich einzugestehen, daß sie genau das geworden war, was Basile sie genannt hatte – eine Hure. Sie hatte sich aus den edelsten Motiven heraus prostituiert, um ihre Schwester zu schützen. Aber
dafür hatte sie letztlich alles geopfert: ihren Stolz, ihre Selbstachtung, ihre Seele. Aber was konnte sie Flarra oder sonst jemandem noch nützen, nachdem sie sich selbst völlig aufgegeben hatte?
    Sie verachtete jetzt Mrs. Pinkie Duvall, die passiv und ängstlich war, die nur durch weibliche Tricks und Manipulationen überleben konnte. Aber sie hegte wachsenden Respekt vor Remy Lambeth, deren Ansichten zählten, die stark und mutig war, sich aufs Überleben verstand und es wert war, von einem Mann, der Menschlichkeit und Integrität besaß, geliebt zu werden.
    Burke! Sie mußte ihn warnen, daß ihre Strategie fehlgeschlagen war. Aber bevor sie ihn anrufen konnte, mußte sie irgendwie aus diesem Zimmer herauskommen. Sie machte sich daran, eine Fluchtmöglichkeit zu finden.
    Der Freier ihrer Mutter, der sie zur Taschendiebin ausgebildet hatte, hatte sie auch gelehrt, die meisten handelsüblichen Schlösser zu knacken. Aber die Schließtechnik hatte sich ebenfalls weiterentwickelt, und Pinkie wollte von allem nur das Beste und Modernste haben. Als das Haus vor einigen Jahren renoviert worden war, hatte er ihr Schlafzimmer besonders sichern lassen – als Zufluchtsort für den Fall, daß es Eindringlingen gelang, alle übrigen Sicherungssysteme zu überwinden.
    Draußen am Türrahmen befand sich ein Tastenfeld. Man mußte einen Zahlencode eingeben, um die Tür öffnen zu können. Von innen ließ sie sich mit einem Schlüssel aufsperren, aber obwohl Remy nicht nur das Schlafzimmer, sondern auch Pinkies Ankleidezimmer gründlich durchsuchte, war der Schlüssel nirgends zu finden. In ihrer Verzweiflung versuchte sie sogar, das Schloß mit einer Nagelschere, einer Nagelfeile oder einer Haarnadel zu öffnen, aber es war wie erwartet zu kompliziert, um sich von einer Amateurin mit so primitiven Mitteln öffnen zu lassen.

    Als nächstes wandte sie sich den Fenstern zu. Als sie die Vorhänge öffnete und die Innenjalousien hochzog, sah sie entmutigt, daß die äußeren Fensterläden geschlossen waren. Bisher waren sie erst einmal verriegelt worden. Damals hatte ein tropischer Wirbelstum gedroht. Aber jetzt waren sie wieder fest geschlossen. Das Tageslicht drang kaum durch die schmalen Lamellen in den Raum.
    Aber dieser Weg war ohnehin nicht gangbar. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, die einfache Verriegelung der Fensterläden zu lösen, war das hochempfindliche Alarmsystem nicht zu überwinden. Sobald sie auch nur einen Fensterflügel öffnete, würde ein piepsender Warnton das Hauspersonal darauf aufmerksam

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