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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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er stundenlang vor Wut kochend und fluchend herumgefahren war, wußte Burke nicht, was er sonst mit sich hätte anfangen sollen. Warum sollte er nicht den ganzen Tag blaumachen, wenn er sich diese Woche ohnehin hätte freinehmen sollen?
    Das Haus der Stuarts war ein Ziegelbau mit gestrichener Holzverblendung. Der Rasen war nicht mehr so gepflegt wie zu Kevins Lebzeiten. Er hatte gern im Garten gearbeitet und damit angegeben, sein Rasen sei der grünste in der gesamten Nachbarschaft. Burke stellte fest, daß der Fensterladen an einem der Fenster auf der Straßenseite schief hing. Der Teppichboden in der Diele mußte gereinigt werden, und eine der Glühbirnen in der gewölbten Decke war durchgebrannt. Demnächst würde er sich einmal einen Tag freinehmen müssen, um Nanci bei Reparaturarbeiten am Haus zu helfen.
    Â»Komm, wir gehen in die Küche«, sagte sie über die Schulter hinweg, während sie vorausging. »Ich bin schon dabei, für abends zu kochen. Wir essen heute etwas früher, weil wir zum Open House in der Schule wollen. Möchtest du etwas trinken?«
    Â»Am liebsten einen Kaffee.«
    Â»Stört’s dich, wenn es nur Instantkaffee ist?«
    Eigentlich mochte er keinen Instantkaffee, aber er schüttelte trotzdem den Kopf. In der nicht sehr geräumigen Küche war es gemütlich. Gleich neben der Tür hing ein großer Kalender mit Eintragungen, wann Nanci ihre Söhne und die Nachbarskinder zur Schule fahren mußte, Zahnarztterminen und dem heutigen Open House in der Schule. Magneten in Form von Ketchupflaschen und Senfgläsern hielten Notizzettel und die Klassenfotos der beiden Jungen am Kühlschrank fest. Von der Arbeitsplatte grinste ihm eine Plätzchendose in Form eines Teddybären entgegen.
    Nanci, die seinem Blick gefolgt war, bot ihm auch Plätzchen
an. »Die sind allerdings aus dem Laden. Ich backe nicht mehr viel.«
    Â»Nein, danke«, sagte er. »Mir genügt der Kaffee.«
    Sie stand wieder vor ihrer Mixerschüssel und zerbröselte Cracker über Hackfleisch. Kleingehackte Zwiebeln, Paprikaschoten und eine Büchse Tomatenpüree warteten darauf, hinzugefügt zu werden. »Hackbraten?« fragte er.
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Meine Mom hat oft genug einen gemacht.«
    Â»Deine Mutter?« Sie starrte ihn verwundert an. »Weißt du, Burke, das ist das erste Mal, glaub’ ich, daß du deine Familie erwähnst. In all den Jahren, die ich dich nun schon kenne.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Racheakte befürchtet, weißt du, irgendwas in dieser Art. Deshalb rede ich absichtlich nicht viel über meine Angehörigen. Viel Familie habe ich ohnehin nicht mehr. Mein Vater war Eisenbahner. Als ich in der dritten Klasse war, ist er zwischen einer Lok und einem Güterwaggon zerquetscht worden. Meine Mom war eine berufstätige alleinerziehende Mutter, bevor das in Mode gekommen ist. Sie hat bei einer Telefongesellschaft gearbeitet, bis sie vor ein paar Jahren an Krebs gestorben ist.
    Jetzt sind nur noch mein jüngerer Bruder und ich übrig. Er wohnt in Shreveport. Hat eine Frau und zwei Kinder.« Er lächelte wehmütig. »Mom hat bestimmt drei Dutzend Möglichkeiten gekannt, ein Pfund Hackfleisch zu strecken.«
    Â»Das kann ich mir vorstellen.«
    Â»Wie geht’s den Jungs?«
    Â»Gut.«
    Er trank einen kleinen Schluck Kaffee, der schlechter als erwartet schmeckte. »Wie kommen sie in der Schule zurecht?«
    Â»Ihre letzten Zeugnisse waren gut.«
    Â»Ich meine nicht nur die Noten.«
    Nanci zögerte, weil sie wußte, daß er das seelische Wohlbefinden
der Jungen meinte. »Ihnen geht’s nicht schlecht. Den Umständen entsprechend.«
    Â»Nun, das ist gut.« Burke spielte mit den Salz- und Pfefferstreuern auf dem Tisch, stellte sie nebeneinander, trennte sie und schob sie wieder zusammen. »In letzter Zeit ist es ziemlich warm, finde ich.«
    Â»Ich hoffe immer, daß der Winter endlich vorbei ist. Aber vielleicht kommt noch ein Kälteeinbruch.«
    Â»Ja. Das passiert sogar noch im März.«
    In letzter Zeit schienen sie nichts Besseres zustande zu bringen als solche lahmen Unterhaltungen. Sie vermieden es, wesentliche oder wichtige Themen anzusprechen, was merkwürdig war, weil die schlimmste Zeit eigentlich hinter ihnen lag.
    Burke hatte ihr damals die Nachricht von Kevins Tod überbracht. Douglas Patout hatte

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