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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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erleben.
    Burke Basile und er gehörten zum gleichen Team. Trotzdem jagte dieser Kerl ihm regelrecht Angst ein. Hahn mochte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn Basile herausbekäme, daß er drogenabhängig war. Jedenfalls wollte er Basile nicht gegen sich aufbringen. Dienstlich verstand der Kerl keinen Spaß. Tatsächlich hatte er sich durch seine Überkorrektheit bei den Kollegen nicht nur Freunde gemacht.
    Bestechlichkeit gehörte in den Augen der Mehrheit zum dienstlichen Alltag. Sie war keine Ausnahme, sondern die Regel. Manche Polizisten fanden, in einer ständig krimineller werdenden Gesellschaft sei es nur vernünftig, über kleinere Vergehen hinwegzusehen und nur Straftaten zu verfolgen, die Menschenleben bedrohten.
    Burke Basile sah das anders. Gesetz war Gesetz. Was jemand
tat, war entweder recht oder unrecht, legal oder illegal, Punktum. Er hielt darüber keine Vorträge. Das war nicht nötig. Seine stumme Mißbilligung war so wirkungsvoll, daß bestechliche Cops ihn möglichst mieden. Seit Kevin Stuarts Tod war Douglas Patout der einzige andere Polizeibeamte, den Basile als Freund und Saufkumpan betrachten konnte. Und die Tatsache, daß er mit dem Boß befreundet war, machte ihn bei seinen Kollegen auch nicht beliebter.
    Allerdings schien es Basile nicht zu stören, daß er nicht dazugehörte. In dieser Beziehung waren Basile und er einander etwas ähnlich, fand Hahn. Er arbeitete allein und tat es gern, wie vermutlich auch Basile. Er bezweifelte, daß Basile wegen seiner Unbeliebtheit jemals bittere Tränen vergossen hatte.
    Hahn zog sich aus, ohne Licht zu machen. Seine Freundin war sauer, wenn er sie weckte. Es gefiel ihr auch nicht, daß er sie fast jeden Abend allein ließ und bis spät nachts fortblieb. Sie glaubte, er sei von Beruf Buchhalter und konnte nicht verstehen, wieso er sich selbst an Wochentagen ständig in Nachtclubs herumtrieb.
    Sie hatten nicht oft gleichzeitig frei, aber tatsächlich kamen sie um so besser miteinander aus, je weniger sie sich sahen. Ihre Beziehung war fast ausschließlich eine Zweckgemeinschaft. Als sie ihm vorgeschlagen hatte, bei ihr einzuziehen, war es für ihn einfacher gewesen, ihre Einladung anzunehmen, als sich ein Grund für eine Ablehnung auszudenken. Außerdem mochten sie die gleichen Drogen. Sie vertrugen sich am besten, wenn sie gemeinsam Drogen nahmen. In der übrigen Zeit kamen sie mehr oder weniger gut miteinander aus, aber ihr Verhältnis war nicht besonders eng, außer wenn sie miteinander ins Bett gingen.
    Er war sich bewußt, daß seine Hauptanziehungskraft in den Drogen lag, die er ihr mitbrachte, aber das störte ihn nicht weiter. Er vermutete sogar, daß sie ihn mit anderen Mänern betrog, aber da er fast jede Nacht unterwegs sein mußte, konnte er ihr
das gar nicht übelnehmen. Er hoffte nur, daß sie sich keine Geschlechtskrankheit einfing. Die Aufklärungsspots im Fernsehen warnten vor genau solchen Beziehungen, aber in seinem Fall war das Risiko, von einem Drogenhändler, der durch seine Schuld aufgeflogen war, umgelegt zu werden, weit größer als die Gefahr, an Aids zu sterben.
    Er kroch zu ihr ins Bett und war froh, daß sie sich nicht bewegte. Er wollte keine Szene mehr. Nicht nach allem, was er an diesem Abend erlebt hatte, die paar Stunden hinter Gittern eingeschlossen. Was für ein verdammtes Affentheater!
    Er war in eine Zelle mit zwei Hinterwäldlern gesperrt worden, zwei mit selbstgefertigten Tätowierungen bedeckte Brüder, die einem weiteren Bruder bei einem Familienstreit mit einem Büchsenöffner die Kopfhaut aufgeschlitzt hatten. Der dritte Insasse war ein Transvestit gewesen, der in einer Ecke gekauert und aus Angst vor den brutalen Hinterwäldlern laut geweint hatte. Er hatte so sehr über ihre Beleidigungen geweint, daß seine künstlichen Wimpern abgegangen waren, was einen weiteren Weinkrampf ausgelöst hatte, der erneute Beschimpfungen provoziert hatte.
    Raymond konnte nie gut einschlafen, aber heute nacht fiel es ihm besonders schwer, zur Ruhe zu kommen und abzuschalten. Nach einiger Zeit setzte er sich auf, weil er dachte, ein Joint könne ihm vielleicht helfen, sich zu entspannen.
    Er griff über seine schlafende Freundin hinweg und knipste die Nachttischlampe an.
    Er hatte kaum noch Zeit, den Anblick aufzunehmen, bevor er eine Bewegung hinter sich spürte.
    Raymond Hahn starb

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