Im Haus meines Feindes
er wie ihr Vater plötzlich aus ihrem Leben verschwunden war.
Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Mir fällt schon was ein. Die beiden sind erstaunlich robust.« Sie lächelte unter Tränen. »Nach allem, was du für uns getan hast, ist mir der Gedanke schrecklich, dir weh zu tun. Für mich ist es auch sehr schwer, falls dir das ein Trost ist. Es ist fast, als würde ich mir den rechten Arm abschneiden, um mein Leben zu retten. Du warst mir ein guter Freund.«
»Das bin ich noch. Immer.«
Nanci sagte leise: »Ich komme nicht davon los, bis ich loslasse, Burke.«
»Ja, ich verstehe.«
»Das gilt auch für dich. Wann willst du loslassen?«
Einige Sekunden verstrichen. Dann sagte er: »Solltest du jemals etwas brauchen, weiÃt du, wo ich zu finden bin.«
8. Kapitel
Barbaras Auto stand in der Einfahrt, als er nach Hause kam. Sie würde sich freuen, daà er ausnahmsweise einmal pünktlich oder sogar etwas zu früh heimkam. Er hatte mit schlechtem Gewissen gehofft, das Volleyballturnier oder irgendwelche anderen Aktivitäten würden sie noch eine Zeitlang in der Schule festhalten. Er brauchte etwas Ruhe, etwas Zeit für sich allein.
Der Tag hatte mit Patouts zwiefacher Hiobsbotschaft begonnen. Dann hatte Nanci Stuart ihn im Prinzip aufgefordert, abzuhauen und sich nie wieder blicken zu lassen. Heute wäre selbst die kleinste Auseinandersetzung mit Barbara zuviel für ihn. Eine belanglose Meinungsverschiedenheit, ein unwirsches Wort hätte ihn aus dem Gleichgewicht bringen können. Er fürchtete, daà es in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht weit war von bloÃer Gereiztheit bis zu einem unverzeihlichen Wutausbruch.
Er betrat das Haus durch die Hintertür und rief dabei ihren Namen. Als er sie weder in der Küche noch in den vorderen Räumen antraf, ging er nach oben. Auf dem Treppenabsatz hörte er, daà der Fernseher im Schlafzimmer lief. In der Dusche rauschte Wasser.
Als er ins Schlafzimmer trat, zeigte sich jedoch, daà er nur halb recht gehabt hatte. In der Dusche lief Wasser, aber die Stimmen, die er hörte, kamen nicht aus dem Fernseher.
Er durchquerte das Schlafzimmer und ging durch die Verbindungstür ins Bad. Der Raum war voller Wasserdampf. Burke rià die Glastür der Duschkabine auf.
Barbara lehnte mit offenem Mund an der gekachelten Wand, hielt ihre Augen geschlossen und umschlang mit einem Bein die energisch pumpenden Hüften des kleinen, stämmigen Footballtrainers ihrer Schule.
Burke sah rot, packte den Kerl mit beiden Händen und zerrte ihn aus der Duschkabine. Der Trainer rutschte auf den nassen, glitschigen Fliesen aus und wäre hingeknallt, wenn Burke ihn nicht am Hals festgehalten hätte.
Barbara stieà einen gellenden Schrei aus und schlug dann beide Hände vor den Mund, während sie beobachtete, wie ihr Mann ihren Liebhaber mehrmals gegen die Badezimmerwand knallte und dann anfing, ihn mit den Fäusten zu bearbeiten. Klatschend und mit maschinengleicher Präzision hämmerten seine Fäuste auf den Körper des Mannes ein.
Der andere war fünfzehn Jahre jünger als Burke, muskulös und topfit, aber Burke hatte das Ãberraschungsmoment auf seiner Seite. Trotzdem kämpfte er ohne bestimmte Strategie. Er spürte nur den wilden Drang, jemand anderem Schmerzen zuzufügen, damit er nicht als einziger leiden muÃte, und diesen geilen Dreckskerl ebenso zu verletzen, wie er verletzt war. Mit Genugtuung nahm er wahr, wie unter seinen Fäusten Knorpel knirschten, Haut aufplatzte und weiches Gewebe nachgab.
Burke hatte den Kerl in ein zitterndes, schluchzendes, jämmerlich flehendes Häufchen Elend verwandelt, bevor er ihm den Gnadenstoà versetzte. Er rammte ihm sein Knie mit voller Wucht zwischen die Beine, so daà der Trainer mit einem lauten Schmerzensschrei an der Wand hinab zu Boden glitt, wo er seine verwundete Männlichkeit mit beiden Händen umfaÃte und weinend liegenblieb. Sein zerschlagenes Gesicht war mit Blut, Schleim und Tränen bedeckt.
Burke beugte sich schweratmend übers Waschbecken. Nachdem er sich die Hände gewaschen und sein Gesicht unter das kalte Wasser gehalten hatte, richtete er sich auf. Barbara war in ihren Bademantel geschlüpft, womit sie immerhin etwas Schamgefühl bewies, aber sie hatte sich nicht im geringsten um ihren zusammengeschlagenen Liebhaber gekümmert, was Burke überraschte. Machte
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