Im Haus meines Feindes
sich erboten, diese unangenehme Aufgabe zu übernehmen, aber Burke hatte darauf bestanden, dafür sei er zuständig. Er war Nanci eine Stütze gewesen, als sie auf die Nachricht hin zusammengebrochen war, hatte ihr bei den Vorbereitungen für Kevins Beisetzung geholfen und war auf dem Friedhof nicht von ihrer Seite gewichen.
In den folgenden Wochen und Monaten hatte er Nanci bei der Bewältigung des Versicherungspapierkrams geholfen, bei der Beantragung der kümmerlichen Hinterbliebenenrente des New Orleans Police Departments, der Einrichtung eigener Kredit- und Bankkonten und bei der Regelung weiterer finanzieller Angelegenheiten.
Als Nanci Kevins Kleiderschrank ausräumte, war Burke auf ihren Anruf hin zu ihr gefahren. Sie hatte ihm einige seiner besseren Sachen angeboten, und er hatte sie dankend angenommen. Aber auf der Heimfahrt hatte er sie in einen Sammelbehälter für Kleiderspenden geworfen. Er hätte sie nicht tragen können.
Im Herbst hatte er die Ãlheizung überprüft und den Kessel gereinigt. Zu Weihnachten hatte er den Baum aufgestellt und
Nanci geholfen, ihn zu schmücken. Obwohl Kevin nun schon fast ein Jahr tot war, fühlte Burke sich noch immer verpflichtet, alle paar Wochen vorbeizukommen und seiner Witwe Unterstützung anzubieten.
Das Problem war nur, daà es immer schwieriger wurde, Gesprächsthemen zu finden. Im Lauf der Zeit waren ihre Unterhaltungen nicht lockerer, sondern anstrengender geworden. Burke vermied es, über seine Dienststelle und die Kollegen zu sprechen, die Nanci noch kannte. Da der Dienst das Wichtigste in seinem Leben war, fiel es ihm zunehmend schwerer, die immer häufigeren Gesprächspausen durch Bemerkungen übers Wetter und Fragen nach dem Wohlergehen der beiden Jungen zu überbrücken.
Sie empfing ihn immer freundlich, aber sie hatte sich verändert  â subtil, aber unbestreitbar. Dieser Tage war sie zurückhaltender als zu Kevins Lebzeiten. Damals hatten sie oft schallend miteinander gelacht. Sie konnte einen ebenso aufziehen und gutmütig verspotten wie ein Kollege. Burke nahm an, daà es einer Frau leichtfiel, mit dem Freund ihres Mannes zu scherzen, wenn ihr Mann dabei war und mitlachte. Nach seinem Tod war das nicht mehr so einfach.
Sie hatten viel Zeit damit verbracht, Vermutungen über den Ausgang des Verfahrens gegen Bardo anzustellen. Worüber hätten sie jetzt noch reden können, nachdem das Verfahren abgeschlossen, nachdem das SchluÃkapitel dieser traurigen Episode in ihrem Leben geschrieben war?
»Ãh â¦Â«
»Burke â¦Â«
Ihr muÃte der schleppende Gang ihrer Unterhaltung so unangenehm aufgefallen sein wie ihm, denn sie begannen gleichzeitig zu reden. Er nickte ihr zu, sie solle weitersprechen.
»Nein, du«, sagte sie.
Zum Glück blieben ihnen weitere Peinlichkeiten durch die Ankunft der Jungen erspart. Da sie Burkes Auto drauÃen gesehen
hatten, stürmten sie herein und erfüllten das Haus mit dem Geruch verschwitzter kleiner Jungen und ihrem Willkommensgeschrei. Sie lieÃen ihre Jacken und Schultaschen fallen, drängten sich an Burke, rangelten miteinander, um ihm noch näher sein zu können.
Nachdem sie rasch eine Kleinigkeit gegessen hatten, ging er mit ihnen in den Garten hinaus. Das machten sie jedesmal. Nach seinem Besuch bei Nanci beschäftigte er sich eine Zeitlang allein mit David und Peter. Die Jungen durften sich aussuchen, was gespielt werden sollte. Diesmal entschieden sie sich für Baseballtraining.
»Ungefähr so, Burke?« fragte der kleine Peter.
Seine Haltung war gräÃlich, aber Burke antwortete: »Genau richtig. Du machst deine Sache schon recht gut, Sportsfreund. Nimm den Schläger bloà noch etwas höher. So, jetzt wollen wir mal sehen, was du kannst.«
Er warf den Ball, der eher Peters Schläger traf als umgekehrt. Peter stieà einen Jubelschrei aus und umrundete ihre improvisierten Laufmale. Am Schlagmal klatschte Burke gegen seine hochgereckte Hand und gab ihm einen anerkennenden Klaps auf den Po.
»Wir versuchen, ins Team der Little League zu kommen. Vielleicht hast du Lust, dir eins unserer Spiele anzusehen, Burke«, sagte David hoffnungsvoll.
»Bloà eins? Ich wollte mir âne Saisonkarte kaufen.« Das Haar, das er neckend zauste, war ebenso kupferrot, wie es das ihres Vaters gewesen war. Und weil die beiden mit Kevins Lächeln zu ihm aufsahen, hatte
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