Im Haus meines Feindes
mit einem stummen Schrei auf den Lippen.
7. Kapitel
Burke wuÃte, daà irgend etwas passiert sein muÃte, sobald er zum Dienst kam. Die Männer, die an der Kaffeemaschine herumlungerten, erwiderten murmelnd seinen GruÃ, aber alle wichen seinem Blick aus, und als Burke sich seinen Kaffee eingegossen hatte, hatten sie sich verkrümelt.
Am Schreibtisch schlüpfte er aus seiner Jacke, hatte aber nicht einmal Zeit, sie aufzuhängen, bevor Patout die Tür seines Dienstzimmers öffnete und ihn hereinrief. Burke lieà die Jacke auf dem Schreibtisch liegen, nahm aber seinen Kaffee mit. »Was ist los?«
Patout machte die Tür zu, damit sie ungestört waren. »Setz dich.«
»Ich will mich nicht hinsetzen. Ich will wissen, was hier los ist, verdammt.«
»Raymond Hahn ist tot.«
Burke setzte sich.
»Seine Freundin und er sind heute früh in ihrem Bett aufgefunden worden.«
Burke trank einen Schluck Kaffee. »Vermute ich richtig, daà es weder ein Unfall noch ein natürlicher Tod war?«
»Sie sind ermordet worden.«
Patout berichtete, die Frau habe als Kassiererin in einer Bankfiliale gearbeitet. Sie sei immer um halb sieben zur Arbeit gekommen, um den Drive-in-Schalter um sieben Uhr zu öffnen. Als sie nicht kam und sich auch nicht krank meldete, fuhr eine Kollegin zu ihr, um nach ihr zu sehen â weil man annahm, sie sei verkatert oder zugekifft. Sie hatte einen ohne Vorwarnung angesetzten Drogentest nicht bestanden, aber eine zweite Chance erhalten, weil sie versprochen hatte, sich freiwillig
einer Therapie zu unterziehen. Die Kollegin fand die Wohnungstür unverschlossen vor und ging hinein. »Es hat⦠schrecklich ausgesehen.«
»Du brauchst mir die Einzelheiten nicht zu ersparen«, sagte Burke irritiert. »Ich falle nicht gleich in Ohnmacht.«
»Nun, die Frau aus der Bank ist in Ohnmacht gefallen. Die Leiche von Hahns Freundin weist ein halbes Dutzend Stichwunden auf. Nach ersten Feststellungen des Coroners war nur eine davon tödlich. Der Mörder hat sich Zeit gelassen â offenbar hatte er seinen Spaà daran, sie langsam umzubringen. Sie war gefesselt und scheint auch vergewaltigt worden zu sein. Hahn hat noch Glück gehabt â wenn man das so sagen kann. Er wurde mit einem einzigen Messerstich in den Hals getötet. Der Killer hat genau gewuÃt, wo er ihn treffen muÃte, um ihn schnell und lautlos umzubringen.«
Burke stand auf, trat mit seinem Kaffee an das Fenster im zweiten Stock und starrte auf die StraÃe hinunter, während er mit kleinen Schlucken aus seinem persönlichen Becher mit den bunten Seepferdchen trank. Dieses Andenken hatte Barbara ihm auf einer ihrer seltenen Urlaubsreisen in Florida gekauft. Er wuÃte gar nicht mehr, wie lange diese Reise schon zurücklag. Ãonen. Zumindest kam es ihm so vor. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, etwas so Unbefangenes zu tun wie an den Strand fahren und kitschige Souvenirs kaufen. Seit der Nacht, in der er Kevin Stuart erschossen hatte, war alle Leichtigkeit aus seinem Leben verschwunden.
»Spuren?«
»Die Spurensicherer sind bei der Arbeit, aber bisher haben sie nichts gefunden. Vielleicht liefert die Autopsie einen Hinweis. Scheide und Rektum der Toten weisen Spuren von Gewaltanwendung auf, aber Sperma ist bisher keins entdeckt worden.«
Mit solchen Untersuchungen vergeudeten die Labortechniker nur ihre Zeit. Spuren würde es keine geben. Bardo hatte
eine Vorliebe für Messer, und dieser Doppelmord trug seine Handschrift. Sein liebster Zeitvertreib war gewalttätiger Sex â aber selbst in den Fängen seiner gemeinen Leidenschaft hatte er bestimmt daran gedacht, ein Kondom zu benützen. Er war zu clever, um einen DNA-Fingerabdruck zu hinterlassen, aber vielleicht hatten die Kriminaltechniker Glück und fanden ein Haar oder eine Gewebeprobe.
Burke hatte Hahn gestern abend der Form halber einsperren lassen. Hatte der verdeckte Ermittler in der Ausnüchterungszelle gesessen, während seine Freundin von Bardo vergewaltigt und ermordet wurde? War er heimgekommen und hatte die beiden überrascht?
»Kampfspuren?«
»Keine«, antwortete Patout. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Täter es geschafft hat, beide zu ermorden. Hat er Hahn erstochen und danach die junge Frau gequält, bevor er sie ebenfalls umgebracht hat?«
»Schon möglich. Oder â¦Â« Burke dachte nach.
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