Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
anstarrte.
    Â»Ist bei Ihnen was frei?«
    Um ein Apartment zu mieten, brauchte man lediglich einen Hundertdollarschein für die erste Woche. »Dazu gehört auch, daß am dritten Tag die Handtücher gewechselt werden«, fügte der Hausherr hinzu. Er war in Pantoffeln die Treppe hinaufgeschlurft, um Burke die Eckwohnung im ersten Stock zu zeigen.
    Im Prinzip war es ein Einzimmerapartment. Ein zerschlissener Vorhang trennte eine Nische mit WC, Waschbecken und Badewanne ab. Das französische Bett war in der Mitte eingesunken. Die Küche bestand aus einer Spüle, einem schmalen Regal, einem winzigen Kühlschrank und einer Doppelkochplatte, die laut Hausherr wohl funktionierte.
    Â»Ich koche nicht viel«, versicherte Burke ihm, als er sich den Schlüssel geben ließ,
    Ein an die Wand geketteter Schwarzweißfernseher war ungefähr die einzige Annehmlichkeit, die hinzugekommen war, seit Burke vor zwanzig Jahren hier gewohnt hatte, nachdem er seine Heimatstadt Shreveport verlassen hatte, um zum New Orleans Police Department zu gehen. Damals hatte er sich hier einquartiert, um in Ruhe eine geeignete Wohnung suchen zu können – und war anderthalb Jahre geblieben.

    Seine Erinnerungen daran waren verschwommen, denn er hatte nicht viel Zeit im Apartment verbracht. Er war fast ständig auf dem Revier gewesen, hatte von den Veteranen gelernt, Überstunden gemacht und sich in den Papierkram eingearbeitet, die Geißel von Polizeibeamten in aller Welt. Damals war er ein Idealist gewesen, der sich den Kampf gegen Verbrechen und Verbrecher auf die Fahne geschrieben hatte.
    Heute ließ ein weniger idealistischer Burke Basile die uralte Badewanne mit Klauenfüßen vollaufen und setzte sich mit einer Flasche Jack Daniel’s Black hinein. Er trank gleich aus der Flasche und beobachtete leidenschaftslos, wie ein daumengroßer Kakerlak über die wasserfleckige Tapete lief.
    Wenn ein Mann seine Frau in flagranti mit einem anderen Kerl überrascht, muß er sich, gleich nachdem er den anderen zusammengeschlagen und sich eine Flasche Whiskey gekauft hat, die er zu leeren gedenkt, davon überzeugen, daß er ihn noch hochkriegt.
    Also verschaffte er sich mit seiner freien Hand eine Erektion. Er schloß die Augen und bemühte sich, das Bild, wie Barbara sich von dem Footballtrainer vögeln ließ, durch eine Fantasievorstellung zu ersetzen, die seine Erektion lange genug aufrechterhalten würde, daß er sie genießen und zu einem Höhepunkt gelangen konnte, der sein Ego aufbauen würde.
    Sofort stand sie wieder vor seinem inneren Auge: die Nutte in Duvalls Pavillon.
    Er verdrängte alle unangenehmen Gedanken und konzentrierte sich auf die Frau in dem hautengen schwarzen Kleid mit ihrem glänzenden rabenschwarzen Haar und ihren im Mondschein leuchtenden Brüsten.
    Ihr Gesicht war zunächst noch undeutlich. Er brachte es in Gedanken näher an sich heran. Sie schenkte ihm einen glutvollen Blick. Sie sprach seinen Namen. Sie streichelte ihn mit sanfter Hand. Noch weichere Lippen liebkosten ihn. Ihre Zunge …

    Dann kam er, zwischen gefletschten Zähnen einen Fluch hervorstoßend.
    Danach fühlte er sich schwach und benommen und leicht desorientiert, aber das konnte ebenso an dem heißen Bad und dem Whiskey wie an der Lösung seiner sexuellen Spannung liegen. Die Gewißheit, daß körperlich alles in Ordnung war, beruhigte ihn. Aber seelisch fühlte er sich nur geringfügig besser.
    Er war schon reichlich angetrunken, als er aus der Wanne stieg, sich eins der dünnen Handtücher um die Hüften wickelte und sich auf die Bettkante setzte, um über seine Zukunft nachzudenken.
    Vermutlich hätte er sich an einen Scheidungsanwalt wenden, Bankkonten sperren, Kreditkarten kündigen und all das tun sollen, was Leute aus Boshaftigkeit und zum eigenen Schutz tun, wenn ihre Ehe in die Brüche geht.
    Aber für langwierige juristische Auseinandersetzungen fehlte ihm das nötige Kleingeld. Seinetwegen konnte Barbara alles behalten, was immer sie von den kümmerlichen Überresten ihres gemeinsamen Lebens für sich beanspruchte. Er hatte alles gerettet, was er brauchte: ein paar Kleidungsstücke, seine Polizeiplakette und seine 9-mm-Pistole.
    Burke griff über seine auf dem Bett liegenden Sachen hinweg nach der Pistole und wog sie prüfend in der Hand. Aus dieser Waffe war die Kugel gekommen, die Kevin Stuart

Weitere Kostenlose Bücher