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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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tödlich getroffen hatte.
    Sein Privatleben war beschissen. Sein Berufsleben auch. Was Tapferkeit und Pflichterfüllung anging, hegte er keine Illusionen mehr. Diesen Scheiß glaubten nur Dummköpfe. Solche veralteten Normen paßten nicht mehr in die heutige Gesellschaft. Als er sich an der Polizeiakademie einschrieb, hatte er sich als Ritter ohne Furcht und Tadel gesehen, aber König Arthurs Tafelrunde war Geschichte gewesen, lang bevor er seine Ausbildung begonnen hatte.
    Burke Basile war ein Paria, eine Belastung für das Drogendezernat,
weil er einen seiner eigenen Leute erschossen hatte und selbst dann noch Gerechtigkeit forderte, als sich außer ihm offenbar niemand mehr für diesen Fall interessierte.
    Wayne Bardo war wieder frei, konnte weitermorden und hatte es schon getan.
    Duvall saß in seiner uneinnehmbaren Festung – mit seiner Dienerschaft, seinen reichen Freunden und ihren Luxusnutten.
    Unterdessen wurden Burke Basiles Sympathiebekundungen zurückgewiesen, und seine Frau vögelte in seinem eigenen Haus mit jüngeren Männern.
    Burke wog die Pistole nochmals in der Hand. Er wäre nicht der erste Cop gewesen, der Selbstmord verübte, weil ihn die Vergeblichkeit seiner Arbeit deprimierte. Wie lange würde es dauern, bis ihn jemand vermißte? Wer würde ihn vermissen? Patout? Mac? Vielleicht. Aber insgeheim wären sie vielleicht froh, daß er das Problem für sie aus der Welt geschafft hatte.
    Sobald dieser gräßliche kleine Raum zu stinken begann, sobald die Katze des Hausherrn an seiner Tür zu kratzen begann, würden sie ihn finden. Wen würde es überraschen, daß er sich das Leben genommen hatte? Er habe seine Ehe zerstört, würde es heißen. Ein Gerücht würde behaupten, er habe seine Alte, die mit der Klassefigur, in seiner eigenen Dusche mit einem anderen Kerl beim Bumsen erwischt. Armer Teufel! Sie würden die Köpfe schütteln und die Tatsache beklagen, daß er nach Stuarts Tod nie mehr richtig auf die Beine gekommen war. Damit hatten all seine Probleme begonnen.
    Während Stuarts Witwe überall sparen mußte, um ihren Kindern ein Essen auf den Tisch stellen zu können, gaben skrupellose Anwälte und Verbrecher grandiose Partys, um ihre unrechtmäßigen Erfolge zu feiern. Das konnte der alte Burke Basile nicht länger ertragen. Er konnte nicht länger mit seinem schuldbeladenen Gewissen leben. Also … peng! Einfach und unkompliziert.
    Er war sich bewußt, daß er vermutlich unter einem schlimmen
Anfall von Selbstmitleid litt, aber warum zum Teufel auch nicht? Hatte er kein Recht auf eine kleine Selbstanalyse und etwas Bedauern? Nanci Stuarts Entscheidung hatte ihn tief verletzt, obwohl er sich eingestehen mußte, daß sie für Nanci richtig war. Sie hielt ihr Leben mit beiden Händen fest. Irgendwann würde der Schmerz über Kevins Tod abklingen; sie würde einen anderen Mann kennenlernen und wieder heiraten. Obwohl sie ihn nicht für den Unfall verantwortlich machte, mußte jeder seiner Besuche in ihr schmerzlichste Erinnerungen wecken.
    Barbara hätte er am liebsten als treulose Schlampe gesehen, die nicht einmal zu begreifen versucht hatte, durch welche Hölle er nach dem Tod seines Partners gegangen war. Aber das wäre nicht ganz fair gewesen. Gewiß, sie hatte ihre Fehler, aber er war nicht gerade ein idealer Ehemann gewesen – schon vor dem tragischen Vorfall nicht und danach erst recht nicht. Sie hätten sich schon längst scheiden lassen sollen, das hätte ihnen beiden viel Leid erspart.
    Er hatte auf allen Gebieten schlechte Entscheidungen getroffen. Er hatte die falsche Frau geheiratet. Er hatte den falschen Beruf gewählt. Was zum Teufel hatten all die Überstunden und all die harte Arbeit letztlich gebracht? Er hatte nichts erreicht. Nichts.
    Nun, etwas ja doch. Er hatte Kevin Stuart umgebracht.
    Verdammt, wie sehr ihm dieser Rotschopf fehlte! Er vermißte Kevins ruhige Vernunft, seine dämlichen Witze und ein unerschütterliches Bewußtsein für Recht und Unrecht. Er vermißte sogar seine Wutausbrüche. Kevin hätte nichts dagegen gehabt, im Dienst zu sterben. Wahrscheinlich wäre ihm das sogar die liebste Todesart gewesen.
    Aber Kevin hätte nicht ertragen, daß sein Tod ungesühnt blieb. Das Rechtssystem, das er ein Leben lang verteidigt hatte, hatte die Schuldigen nicht bestraft. Damit hätte Kevin

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