Im Haus meines Feindes
nicht umstimmen.«
»Okay«, sagte Patout mit einer ungeduldigen Handbewegung, »vergià das Dezernat. Was ist mit dir? Hast du dir diese Sache reiflich überlegt? Was hast du beruflich vor?«
»Das gehört zu den Vorteilen, wenn man kündigt, Doug. Ich habe keine Pläne.«
Damit hatte Burke seinen Freund zum erstenmal im Leben angelogen.
Â
Das Bordell war ebenso imposant wie eine Zweigstelle der Stadtbibliothek.
Es stand auf einem groÃen, von einem schmiedeeisernen Zaun umgebenen Grundstück in einem prächtigen Magnolienhain. Das Haus war von einer reichen Kreolenfamilie erbaut worden, die vor dem allgemein als Aggressionskrieg des Nordens bezeichneten Bürgerkrieg Baumwolle angepflanzt und importiert hatte.
In diesem Krieg hatten die Yankees alle Schiffe und Lagerhäuser der Familie beschlagnahmt, ihre fluÃaufwärts gelegene Plantage niedergebrannt und in dieser Villa, ihrem Stadthaus, Offiziere der Nordstaatenarmee einquartiert. Von dieser tiefen Demütigung hatte sich die Familie nie mehr erholt.
Nach dem Bürgerkrieg verfiel das Herrenhaus, weil niemand es sich leisten konnte, es zu besitzen und die Grundsteuer zu zahlen. Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begeisterte sich ein Unternehmer aus dem Norden für die verfallende Villa. Er lieà sie mit immensen Kosten renovieren, bis
sie prächtiger war als je zuvor. Das blieb sie, bis sein Enkel und Alleinerbe dabei ertappt wurde, daà er seine Partner betrog, worauf er nicht nur das Familienvermögen, sondern bei einem höchst verdächtigen »SchieÃunfall« unter den Duell-Eichen auch sein Leben verlor.
Danach stand das Haus wieder leer, bis es in den zwanziger Jahren von einer Investorengruppe in eine Flüsterkneipe verwandelt wurde. In den oberen Räumen herrschte mindestens soviel, wenn nicht sogar mehr Betrieb als in den eleganten Salons im ErdgeschoÃ. Mädchen wurden ebenso aggressiv angeboten wie schwarzgebrannter Whiskey. Bald hatte die Puffmutter so viel verdient, daà sie ihre Partner ausbezahlen konnte. Unter ihrer Leitung blühte das Geschäft.
Als sie dann starb, vererbte sie das Geschäft ihrer Tochter, und Ruby Bouchereaux, die gegenwärtige Inhaberin, war in dritter Generation Bordellbesitzerin. Das elegante Etablissement stand seit den sechziger Jahren unter Rubys Leitung. Sie war sogar noch reicher geworden als ihre unternehmungslustigen Vorgängerinnen.
Im Big Easy gehörte Ruby Bouchereauxâ Haus zu den Attraktionen. Zwischen Ruby und der hiesigen Polizei gab es eine stillschweigende Ãbereinkunft. Sie durfte ihr Geschäft ungestört betreiben, solange in ihrem Haus nicht mit Drogen gehandelt wurde.
Es kam immer wieder vor, daà eins von Rubys Mädchen eine Möglichkeit sah, nebenbei etwas Geld zu verdienen, indem es einem Freier gesteigertes Empfinden und Stehvermögen mit Hilfe einer verbotenen Substanz versprach. Ruby gefiel es nicht, wenn der Geschäftsbetrieb durch eine Razzia unterbrochen wurde, aber die Aussicht auf endgültige SchlieÃung, falls einer ihrer reichen Kunden auf dem Höhepunkt der Lust erstickte oder einem Herzschlag erlag, gefiel ihr noch weniger. AuÃerdem war sie keineswegs scharf darauf, daà ihre Mädchen Nebeneinnahmen hatten, an denen sie nicht beteiligt war. Deshalb
betrachtete sie gelegentliche Razzien als notwendiges Ãbel und kam weiter gut mit den Behörden aus.
Burke war zweimal dienstlich in ihrem Etablissement gewesen. Nackte Männer, die dann ihre dreiteiligen Geschäftsanzüge und Rolex-Armbanduhren an sich drückten, wurden aus Luxusbetten gezerrt und ebenso geschäftsmäÃig befragt wie hohlwangige Junkies, die am Jackson Square um Kleingeld bettelten. Wenn einer von Rubys Kunden dabei ertappt wurde, daà er sich im Bett mit Drogen aufgeputscht hatte, schreckte Burke nicht davor zurück, ihn zu verhaften â ganz egal, wie reich er war oder welches öffentliche Amt er bekleidete.
Die Tür wurde von einem RausschmeiÃer geöffnet, der Burke miÃtrauisch musterte. »Bitte sagen Sie Mrs. Bouchereaux, daà Burke Basile sie sprechen möchte.«
»Sie sind doch ein Cop!«
»Haben Sie denn was zu verbergen?«
Der andere knallte Burke die Tür vor der Nase zu und lieà ihn geschlagene fünf Minuten lang auf der Schwelle stehen, bevor er wieder auftauchte. »Sie sollen reinkommen«, sagte er nicht
Weitere Kostenlose Bücher