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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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nicht umstimmen.«
    Â»Okay«, sagte Patout mit einer ungeduldigen Handbewegung, »vergiß das Dezernat. Was ist mit dir? Hast du dir diese Sache reiflich überlegt? Was hast du beruflich vor?«
    Â»Das gehört zu den Vorteilen, wenn man kündigt, Doug. Ich habe keine Pläne.«
    Damit hatte Burke seinen Freund zum erstenmal im Leben angelogen.
    Â 
    Das Bordell war ebenso imposant wie eine Zweigstelle der Stadtbibliothek.
    Es stand auf einem großen, von einem schmiedeeisernen Zaun umgebenen Grundstück in einem prächtigen Magnolienhain. Das Haus war von einer reichen Kreolenfamilie erbaut worden, die vor dem allgemein als Aggressionskrieg des Nordens bezeichneten Bürgerkrieg Baumwolle angepflanzt und importiert hatte.
    In diesem Krieg hatten die Yankees alle Schiffe und Lagerhäuser der Familie beschlagnahmt, ihre flußaufwärts gelegene Plantage niedergebrannt und in dieser Villa, ihrem Stadthaus, Offiziere der Nordstaatenarmee einquartiert. Von dieser tiefen Demütigung hatte sich die Familie nie mehr erholt.
    Nach dem Bürgerkrieg verfiel das Herrenhaus, weil niemand es sich leisten konnte, es zu besitzen und die Grundsteuer zu zahlen. Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begeisterte sich ein Unternehmer aus dem Norden für die verfallende Villa. Er ließ sie mit immensen Kosten renovieren, bis
sie prächtiger war als je zuvor. Das blieb sie, bis sein Enkel und Alleinerbe dabei ertappt wurde, daß er seine Partner betrog, worauf er nicht nur das Familienvermögen, sondern bei einem höchst verdächtigen »Schießunfall« unter den Duell-Eichen auch sein Leben verlor.
    Danach stand das Haus wieder leer, bis es in den zwanziger Jahren von einer Investorengruppe in eine Flüsterkneipe verwandelt wurde. In den oberen Räumen herrschte mindestens soviel, wenn nicht sogar mehr Betrieb als in den eleganten Salons im Erdgeschoß. Mädchen wurden ebenso aggressiv angeboten wie schwarzgebrannter Whiskey. Bald hatte die Puffmutter so viel verdient, daß sie ihre Partner ausbezahlen konnte. Unter ihrer Leitung blühte das Geschäft.
    Als sie dann starb, vererbte sie das Geschäft ihrer Tochter, und Ruby Bouchereaux, die gegenwärtige Inhaberin, war in dritter Generation Bordellbesitzerin. Das elegante Etablissement stand seit den sechziger Jahren unter Rubys Leitung. Sie war sogar noch reicher geworden als ihre unternehmungslustigen Vorgängerinnen.
    Im Big Easy gehörte Ruby Bouchereaux’ Haus zu den Attraktionen. Zwischen Ruby und der hiesigen Polizei gab es eine stillschweigende Übereinkunft. Sie durfte ihr Geschäft ungestört betreiben, solange in ihrem Haus nicht mit Drogen gehandelt wurde.
    Es kam immer wieder vor, daß eins von Rubys Mädchen eine Möglichkeit sah, nebenbei etwas Geld zu verdienen, indem es einem Freier gesteigertes Empfinden und Stehvermögen mit Hilfe einer verbotenen Substanz versprach. Ruby gefiel es nicht, wenn der Geschäftsbetrieb durch eine Razzia unterbrochen wurde, aber die Aussicht auf endgültige Schließung, falls einer ihrer reichen Kunden auf dem Höhepunkt der Lust erstickte oder einem Herzschlag erlag, gefiel ihr noch weniger. Außerdem war sie keineswegs scharf darauf, daß ihre Mädchen Nebeneinnahmen hatten, an denen sie nicht beteiligt war. Deshalb
betrachtete sie gelegentliche Razzien als notwendiges Übel und kam weiter gut mit den Behörden aus.
    Burke war zweimal dienstlich in ihrem Etablissement gewesen. Nackte Männer, die dann ihre dreiteiligen Geschäftsanzüge und Rolex-Armbanduhren an sich drückten, wurden aus Luxusbetten gezerrt und ebenso geschäftsmäßig befragt wie hohlwangige Junkies, die am Jackson Square um Kleingeld bettelten. Wenn einer von Rubys Kunden dabei ertappt wurde, daß er sich im Bett mit Drogen aufgeputscht hatte, schreckte Burke nicht davor zurück, ihn zu verhaften – ganz egal, wie reich er war oder welches öffentliche Amt er bekleidete.
    Die Tür wurde von einem Rausschmeißer geöffnet, der Burke mißtrauisch musterte. »Bitte sagen Sie Mrs. Bouchereaux, daß Burke Basile sie sprechen möchte.«
    Â»Sie sind doch ein Cop!«
    Â»Haben Sie denn was zu verbergen?«
    Der andere knallte Burke die Tür vor der Nase zu und ließ ihn geschlagene fünf Minuten lang auf der Schwelle stehen, bevor er wieder auftauchte. »Sie sollen reinkommen«, sagte er nicht

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