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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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liebenswürdig, ihn häufig einzuladen. Und so weiter und so weiter. Auf diese Weise haben wir ungefähr zehn Minuten totgeschlagen. Genug?«
    Â»Reichlich. Halten Sie jetzt bitte die Klappe?«
    Burke hatte keine Lust, mit Gregory zu schwatzen. Er wollte über die wenigen Minuten nachdenken, in denen er nur durch eine dünne Wand und ein Gitter von Remy Duvall getrennt gewesen war. Er war ihr nahe genug gewesen, um ihr Parfüm riechen und ihr leises Schluchzen hören zu können, während sie eine Sünde beichtete, die er nicht erwartet hatte.
    Drogenmißbrauch, Alkoholexzesse, Ehebruch – nichts davon hätte ihn schockiert. Aber Schuldbewußtsein wegen einer Fehlgeburt? Damit hatte er nicht gerechnet, so daß es ihm schwergefallen war, seine Rolle überzeugend weiterzuspielen.
    Trotzdem würde er dieses Wissen zu seinem Vorteil nutzen. Noch während ihr Parfüm ihn verdammt froh darüber sein ließ, daß er nie ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, hatte er wie ein guter Kriminalbeamter überlegt, wie sich diese vertrauliche Information für seine Zwecke verwenden ließe. Eine Eingebung  – nicht unbedingt göttlicher Natur – hatte ihn auf eine Buße gebracht, die zu ihrer Sünde paßte und sich gut mit seinem Gesamtplan vereinbaren ließ.
    Aber er war nicht allzu glücklich darüber.
    Er wünschte sich, er wüßte nichts von dem Baby, das sie verloren hatte. Das machte sie menschlich.
    Er wünschte sich, er hätte ihre Hand nicht durchs Gitter berührt. Das machte ihn menschlich.
    Â»He, Basile, haben Sie eine religiöse Erfahrung oder irgendwas in dieser Art gemacht?«

    Burke, den diese Frage aus seinen Gedanken gerissen hatte, warf Gregory einen finsteren Blick zu.
    Â»Sie benehmen sich nämlich echt komisch. Als Sie aus der Kirche gekommen sind, haben Sie ausgesehen, als hätten Sie Gott erblickt.« Burke starrte ihn finster an. »Okay, vergessen Sie’s. Ich bin es wahrscheinlich nur nicht gewohnt, Sie ohne Schnurrbart und mit zurückgekämmtem Haar zu sehen. So würde Sie nicht mal Ihre Mutter erkennen, glaube ich. Und die Brille ist auch ein gutes Requisit.«
    Burke, der erst jetzt merkte, daß er vergessen hatte, seine Hornbrille abzusetzen, nahm sie ab und legte sie ins Fach zwischen den Sitzen. Ihre Gläser bestanden nur aus einfachem Glas, aber es war merkwürdig, daß er vergessen hatte, sie abzunehmen. Solche Kleinigkeiten konnten einen das Leben kosten. Cop oder Krimineller – über kleine Dinge stolperte man am leichtesten.
    Er befahl sich, sich zusammenzureißen. Wenn er anfing, seine Entscheidung anzuzweifeln, wurde er womöglich schwankend in seiner Entschlossenheit, Kevins Tod zu rächen. Wenn er seinen Plan nicht durchzog, konnte er nicht länger atmen. Was er sich vorgenommen hatte, mußte er beenden – oder dabei draufgehen. Er streckte unwillkürlich die Finger seiner rechten Hand.
    Als sie Gregorys Stadthaus erreichten, bog er in die Einfahrt ab und bremste so nachdrücklich, daß der Wagen wippend zum Stehen kam.
    Gregorys Hand lag schon auf dem Türgrif. »Die Sache hat Spaß gemacht, so ungern ich das zugebe. Vielleicht sehen wir uns mal wieder, Basile. Aber nur, wenn ich Pech habe.«
    Zu seinem Entsetzen stieg Burke ebenfalls aus und ging mit ihm über den gepflasterten Weg zur Haustür. »Freut mich, daß die Rolle Ihnen Spaß gemacht hat. Sie müssen sie nämlich weiterspielen, Pater Gregory.«

15. Kapitel
    Pinkie schnitt ein Stück von seinem kurz gebratenen Lendenfilet ab. »Wie heißt das Heim?«
    Remy wandte den Blick von dem blutigen Fleischsaft ab, der über seinen Teller lief. »Jenny’s House. Es ist nach einer Dreijährigen benannt, die von ihrer Mutter verlassen worden ist. Man hat die Kleine halb verhungert aufgefunden. Sie konnten sie nicht mehr retten.«
    Â»Unglaublich!« rief Flarra aus. »In Amerika, einem Land voll übergewichtiger Menschen, die Unsummen für Diäten ausgeben, ist ein kleines Mädchen verhungert?«
    Â»Ein schrecklicher Gedanke, nicht wahr?«
    Remy hatte bewußt auf einen Abend gewartet, an dem Flarra bei ihnen zum Essen eingeladen war, um mit Pinkie über dieses Thema zu sprechen. Sie wußte, daß Flarra sich sofort auf ihre Seite schlagen würde. Ihre Schwester kämpfte gegen jede soziale

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