Im Haus meines Feindes
Ungerechtigkeit.
Pinkie lieà seinen Merlot im Glas kreisen. »Dieser Geistliche, Pater �«
»Gregory«, ergänzte Remy. »Er hat angerufen und gefragt, ob er sich mit mir treffen könne, um die speziellen Bedürfnisse seiner Einrichtung zu erläutern.«
»Bedürfnisse heiÃt Geld.«
Sie nickte zustimmend. »Er hat gesagt, daà sie finanziell zu kämpfen haben, um Jennyâs House eröffnen und betreiben zu können.«
»Solche Einrichtungen betteln immer um Geld. Wieso iÃt du nichts?« fragte er und deutete auf ihren Teller.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Das ganze Gerede über verhungerte kleine Mädchen hat dir
den Appetit verdorben. Meine Frau, das weichherzige Wesen.« Er griff über den Tisch und streichelte ihre Hand. »Damit du dich besser fühlst, lasse ich meine Sekretärin Pater Gregory morgen einen Scheck schicken.«
»Das genügt nicht«, sagte Remy und entzog ihm ihre Hand. »Ich möchte mich persönlich engagieren.«
»Du hast keine Zeit, dich für irgendwas zu engagieren.«
Er glaubte, damit sei der Fall erledigt, und widmete sich wieder seinem Lendenfilet. Aber Remy konnte und wollte nicht einfach aufgeben. Für sie steckte viel mehr dahinter als nur das Bedürfnis nach einem Hobby. Die Sache hatte einen spirituellen Hintergrund. Ihr Beichtvater hatte gesagt: »Wenn Sie vielleicht etwas tun könnten, was Kindern hilft â¦Â«
Jennyâs House war geradezu die Erfüllung ihrer Gebete. Sie hatte um Gelegenheit zur Wiedergutmachung gebetet â und prompt hatte heute morgen Pater Gregory angerufen. Wenn Gott wollte, daà sie sich hier engagierte, konnte nicht einmal Pinkie Duvall sie davon abhalten.
Sie bemühte sich um einen neutralen Tonfall, als sie sagte: »Ich habe jede Woche ein paar Stunden, die nicht verplant sind.«
»Ich glaube, es täte ihr gut, Pinkie«, stimmte Flarra zu. »Sie ist in letzter Zeit so trübselig gewesen.«
»Nein, bin ich nicht«, widersprach Remy.
»Es ist dir also auch aufgefallen?« Pinkie ignorierte Remys Protest und wandte sich direkt an Flarra.
Sie nickte, daà ihre schwarzen Locken flogen. »In letzter Zeit war sie echt lahmarschig.«
»Oh, vielen Dank!«
»Es stimmt aber, Remy. Muà es ja wohl, wenn mein Lieblingsschwager und ich es beide gemerkt haben.« Flarra bedachte ihn mit einem Augenaufschlag. »Kann ich bitte ein Glas Wein haben?«
»Nein«, antwortete Remy an seiner Stelle.
»Himmel. Keine öffentliche Schule. Keine Jungs. Kein Wein. Ich könnte ebensogut auf dem Mars leben.«
»Schwester Beatrice bekäme einen Anfall, wenn du angeheitert ins Internat zurückkämst.«
»Wetten, daà Schwester Bea öfter mal heimlich einen Schluck nimmt? Können wir über Mardi Gras reden?«
»Nicht heute abend.« Remy fiel auf, daà Pinkie sich nicht in das Gespräch zwischen Flarra und ihr eingemischt hatte. Er konzentrierte sich ganz auf sie, und sein forschender Blick war ihr unangenehm. »Was denkst du, Pinkie?«
»Ich denke, wie widerwärtig mir die Vorstellung ist, meine Frau könnte Umgang mit Gesindel haben.«
»Ich weià nicht einmal, was Pater Gregory mir vorschlagen will«, wandte Remy ein. »Vielleicht will er nur um Erlaubnis bitten, unsere Namen auf die Liste ihrer Förderer zu setzen, oder uns bitten, bei Freunden für Spenden zu werben. Das erfahre ich erst, wenn ich mit ihm rede, aber ich möchte mich wirklich für dieses Projekt engagieren. Das Allermindeste wäre, daà ich unseren Scheck persönlich überreiche.«
»Wo ist diese neue Einrichtung?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Und wo soll das Gespräch stattfinden?«
»Er hat mir die Wahl des Treffpunkts freigestellt.«
Sein Zeigefinger tippte ungeduldig an sein Weinglas. »Warum ist dir das so wichtig, Remy?«
Sie wuÃte, daà alles von ihrer Antwort abhing. Damit Pinkie zustimmte, muÃte er etwas hören, was ihm gefiel. »Es ist mir wichtig, weil die kleine Jenny keinen Pinkie Duvall gehabt hat, der rechtzeitig in ihr Leben getreten ist, um sie zu retten. Sie hat weniger Glück gehabt als Flarra und ich.«
»Davon kriegâ ich echt âne Gänsehaut«, sagte Flarra.
Pinkie entspannte sich und machte Roman ein Zeichen, ihm Wein nachzuschenken. »Also gut, Remy, du kannst dich
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