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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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pastellfarbenem Zuckerguß an. Alle ihre Bewegungen waren gewandt, mühelos, natürlich. Mit der schweren Silberkanne ging sie ebenso elegant um wie mit ihrem Löffel, mit dem sie eine sehr kleine Portion Sahne in ihren Kaffee rührte.
    Â»Ich kann es kaum erwarten, alles über Jenny’s House zu erfahren.«
    Pater Gregory räusperte sich und rutschte etwas nach vorn. »Auf die Idee dazu bin ich gekommen, als …«

    Burke hörte kaum zu, während Gregory mit blumigen Worten von einem nicht existierenden Heim für obdachlose Kinder erzählte. Obwohl er vorgab, sich auf Pater Gregorys Worte zu konzentrieren, beobachtete er in Wirklichkeit Remy Duvall. Sie hörte aufmerksam zu und reagierte wie erwartet auf die Schlüsselworte, die Gregory auf Burkes Anweisung einstreute. Ihre Fragen waren verständnisvoll und intelligent. Als Gregory die Leidensgeschichte der fiktiven kleinen Jenny wiederholte, hatte sie Tränen in den Augen.
    Â»Das ist so tragisch.«
    Da ihr Mitgefühl aufrichtig wirkte, wäre die Versuchung groß wegen der krassen Manipulation ihrer Emotionen Schuldgefühle zu entwickeln. Aber dann erinnerte Burke sich daran, wie intim sie draußen im Pavillon mit Bardo gewesen war. Eine Frau, die sich freiwillig mit einem Kerl wie Bardo abgab, hatte kein Mitleid verdient.
    Er stellte seine Kaffeetasse auf das Tischchen neben dem Sofa und stand plötzlich auf. »Bitte verzeihen Sie die Unterbrechung, Pater Gregory, aber ich muß mich einen Augenblick entschuldigen.«
    Gregory drehte den Kopf so schnell zur Seite, daß seine Halswirbel knackten. Aus seinem Blick sprach nackte Panik. Diese Szene stand nicht im Drehbuch. Burke hatte sie absichtlich ausgelassen, um den jungen Mann nicht noch mehr zu ängstigen. Da Gregory sich in seiner Rolle wohl zu fühlen schien, hatte Burke das Gefühl, er könne ihn unbesorgt ein paar Minuten lang mit Mrs. Duvall allein lassen. Mehr Zeit brauchte er gar nicht.
    Â»Eine Toilette finden Sie in der Eingangshalle unter der Treppe«, erklärte sie ihm.
    Â»Danke.«
    Â»Soll Errol sie Ihnen zeigen?«
    Â»Nein, danke. Ich finde sie schon.«
    Burke schlenderte aus dem Wintergarten, blieb aber gleich
hinter der Tür stehen und sah sich nach dem Leibwächter um. Errol wartete nicht dort draußen, wie er angekündigt hatte. Statt dessen sah Burke ihn im Raum nebenan vor einem Fernseher sitzen. Er kehrte der Tür den Rücken zu. Offenbar hielt er die Patres Gregory und Kevin für nicht weiter gefährlich.
    Burke betrat die Toilette und schloß für einen Augenblick die Tür hinter sich. Dann kam er wieder heraus, hastete die Treppe hinauf, nahm dabei je zwei Stufen auf einmal und fuhr zusammen, wenn eine Stufe knarrte.
    Die erste Tür oben am Treppenabsatz führte in eine weitere kleine Toilette. Nach höchstens drei Sekunden war er wieder draußen.
    Wie viele Dienstboten waren im Haus? Schwer zu sagen, aber sicherheitshalber mußte er annehmen, daß es mehrere waren. Er konnte jeden Augenblick einer energischen Haushälterin über den Weg laufen, die barsch wissen wollte, was zum Teufel ein heiliger Mann in Mr. Duvalls Haus herumzuschnüffeln habe. Sie würde Krach schlagen, was wiederum Errol auf den Plan rufen würde, und der würde den Eindringling festhalten, bis Pinkie eintraf. Morgen um diese Zeit würde seine Leiche als Fischfutter auf dem Boden des Golfs von Mexiko liegen.
    Er öffnete die zweite Tür im oberen Flur und fand, was er suchte: ein großes Schlafzimmer mit Bädern und Ankleideräumen auf beiden Seiten und einem breiten Balkon, der auf den Rasen vor dem Haus hinausging.
    Burke verstand nichts von Antiquitäten, aber jedes Möbelstück in diesem Haus schien echt zu sein. Mit Drogengeldern ließen sich auf hochklassigen Auktionen schöne Sachen ersteigern. Eins der Stücke, ein gut drei Meter hoher Standspiegel in einer Zimmerecke, zeigte ihm einen Mann, der zu Priesterkleidung eine unnötige Brille trug.
    Â»Schön blöd, was du da machst, Basile«, murmelte er.
    Er warf einen Blick in den Ankleideraum, der offenbar Pinkie
gehörte, aber das Zimmermädchen hatte hier aufgeräumt, nachdem der Hausherr morgens in die Stadt gefahren war. Alles war ordentlich. Nichts lag herum.
    Im Schlafzimmer war leicht zu erkennen, wem welcher Nachttisch gehörte. Pinkie schlief links. Auf seinem Nachttisch lagen

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