Im Haus meines Feindes
ab und blieb nicht mehr stehen, bis er wieder im Wintergarten war. Gregory redete immer noch.
»Pater Kevin und ich halten es für besonders wichtig, daà den Kindern, die in Jennyâs House untergebracht sind, bestimmte
Aufgaben zugewiesen werden. Dann sieht das Ganze weniger wie eine Wohlfahrtseinrichtung und mehr wie das Heim einer normalen Familie aus.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Pater.«
Gregory sah merklich erleichtert zu Burke hinüber. »Pater Kevin und ich sind uns darin einig, daà das Verantwortungsgefühl der Kinder gestärkt und jede auch noch so kleine Leistung gelobt werden muÃ. Darin sehen wir einen ersten Schritt, um den schlimmen Erfahrungen der Kinder entgegenzuwirken und ihnen Selbstwertgefühl mit auf den Weg zu geben.«
Mrs. Duvall sah zu Burke hinüber, als erwarte sie eine Bestätigung von ihm. Er nickte zustimmend, aber in diesem Augenblick hätte er sogar der Theorie zugestimmt, der Mond bestehe aus Schmelzkäse. Es war verdammt schwierig, weiter ein frommes Gesicht zu machen, nachdem er gerade erst ihre Puderquaste in der Hand gehalten hatte. Er bemühte sich, auf einen Punkt über dem goldenen Kreuz an ihrer Halskette zu blicken, aber das löste ein gewaltiges Ringen zwischen Es und Ich aus.
»Auf diesem Besuch liegt Gottes Segen, Pater Kevin.« Gregory hielt einen auf Jennyâs House ausgestellten Scheck über zehntausend Dollar hoch.
»Sie sind sehr groÃzügig, Mrs. Duvall. Gott segne Sie.«
»Gott segne Ihre Arbeit, Pater Kevin.«
Burke stand auf. »Wir wollen Ihre Zeit nicht ungebührlich in Anspruch nehmen.«
»Nein, das wollen wir nicht.« Gregory stand ebenfalls auf. »Wenn ich erst mal anfange, über Jennyâs House zu reden, bin ich nicht mehr zu bremsen.«
»Ich habe Ihnen gern zugehört«, sagte sie. »Können Sie nicht bleiben, bis mein Mann heimkommt? Er würde Sie bestimmt gern kennenlernen.«
»Nein, nein, wir müssen weiter«, antwortete Gregory. »Wir haben weitere Besuche zu machen. Vielleicht ein andermal.«
Burke gab ihr eine Visitenkarte. »Bestimmt möchten Sie gelegentlich einen Zwischenbericht. Bitte rufen Sie mich jederzeit an.«
»Danke, das tue ich gern.«
»Vielleicht hätten Sie Spaà daran, das Heim selbst zu besichtigen?«
Dieser Vorschlag lieà Pater Gregory verstummen. Er starrte Pater Kevin ungläubig an. Mrs. Duvall dagegen war von seiner Idee entzückt. »Wäre das denn möglich?«
»Nein.«
»Selbstverständlich.«
Beide antworteten gleichzeitig, aber Burke sprach energischer als Gregory, der jetzt verlegen sagte: »Natürlich, wenn Pater Kevin es für richtig hält. Ich dachte nur, wir würden noch warten und einen Tag der offenen Tür veranstalten, wenn das Heim offiziell eingeweiht wird. Um alle Förderer gemeinsam einzuladen, wissen Sie?«, fügte er lahm hinzu.
»Ich bin sicher, daà Mrs. Duvall eine Privatführung lieber wäre«, sagte Burke und sah ihr dabei tief in die Augen.
»Ich erwarte keine Sonderbehandlung«, stellte sie fest, »aber ich würde sehr gern sehen, wie Ihre Arbeit vorangeht. Vielleicht kann ich irgendwo aushelfen.«
»Glauben Sie mir, Ihre Spende ist Hilfe genug«, beteuerte Pater Gregory mit leichter Verzweiflung in der Stimme.
»Aber wenn ich Positives zu berichten habe, fühlt sich mein Mann vielleicht veranlaÃt, noch mehr zu spenden.«
Burke lächelte. »Um so mehr Grund für einen persönlichen Besuch. Rufen Sie mich an, wann immer Sie uns besuchen möchten. Wir stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
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»Wir stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung? Du lieber Himmel, das überleben wir nicht!«
»Hören Sie bitte mit diesem Gejaule auf. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.«
»In welche Sache haben Sie mich da bloà reingezogen, Basile? Das gefällt mir nicht. Ich habe mich bereit erklärt, Ihnen einen Gefallen zu tun, und Wort gehalten, stimmtâs? Nicht nur einmal, sogar zweimal. Aber das warâs. Finis. Applaus, Applaus. Vorhang. Lichter aus, und alle gehen heim. Keine Zugabe. Ich habe die letzte Szene mit Ihnen gespielt. Sie verändern ständig den Text. Und wo waren Sie, als Sie den Wintergarten verlassen haben?«
»Auf dem Klo.«
»Ja, natürlich. Ich denke, daà Sie rumgeschnüffelt haben, das glaube ich.«
»Das ist
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