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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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erlebt.«
    Als sich dem jungen Mann ein weiterer schluchzender Hickser entrang, verspürte Burke einen Anflug von Mitleid. Gregory war in eine schlimme Sache hineingeraten. Was ihm anfangs als Filmdrehbuch erschienen sein mochte, hatte sich rasch in einen regelrechten Alptraum verwandelt. Burke hatte vorgehabt, ihn morgen sicher in die Stadt zurückbringen zu lassen. Wenn er dort untergetaucht wäre, bis sein Gesicht abgeheilt war, wäre ihm nichts passiert. Niemand kannte seine wahre Identität. Er würde nie wieder als Pater Gregory auftreten. Keiner würde vermuten, der drittälteste Sohn einer prominenten Familie sei an einer gewagten Entführung beteiligt gewesen. Außerdem wäre Duvall hinter ihm her, nicht hinter Gregory. Gregory hatte nichts zu befürchten.
    Der junge Mann schmollte weiter und murmelte trübselig vor sich hin, bis er einnickte. Burke rüttelte ihn wach, als sie Dredds Haus erreichten. »Soll Dredd auch dein Gesicht verarzten?«
    Â»Du spinnst wohl? Ich denke nicht daran, mich von diesem Waldschrat anfassen zu lassen.« Er sah zu dem seltsamen Bau am Ende des Bootsanlegers hinüber und schüttelte sich leicht.
    Â»Wie du willst«, sagte Burke und stieg aus. »Im Wohnzimmer steht eine Couch. Ich schlage vor, daß du etwas zu schlafen versuchst.«
    Burke fiel auf, wie mühsam Gregory aus dem Pick-up kletterte. Obwohl der junge Mann es abgelehnt hatte, sich verarzten zu lassen, würde er Dredd bitten, Gregory ein Schmerzmittel zu geben. Er fand ihren Gastgeber noch immer an Mrs. Duvalls Bett.

    Â»Wie geht’s ihr?«
    Â»Sie schläft wie ein Baby.«
    Burke zuckte unwillürlich zusammen, weil dieses Wort ihn an ihre Beichte und das Baby erinnerte, das sie verloren hatte. Dredd hatte die Glühbirne ausgeknipst, aber auf der rohen Holzkommode brannte eine flackernde Kerze. Sie schlief auf dem Bauch und hatte ihren Kopf zur Seite gedreht, so daß eine Wange sichtbar war, während die andere im Kissen vergraben war. Ihr Haar war aus dem Gesicht zurückgestrichen und über das Kopfkissen gebreitet. Dredd verstand sich auch auf solche Dinge.
    Ihre Wunden bluteten nicht mehr. Sie waren sehr schmerzhaft, aber doch nur oberflächlich gewesen. Trotzdem fragte Burke sich, ob Narben zurückbleiben würden. Das wäre schade gewesen, denn ihre Haut war makellos und wirkte fast durchsichtig. Er dachte an den ersten Abend zurück, an dem er sie in dem Pavillon gesehen hatte. Sie erschien ihm auch jetzt nicht realer als damals.
    Â»C’est une belle femme.«
    Â»Ja, das ist sie.«
    Â»Hat diese Erscheinung auch einen Namen?«
    Burke drehte sich um und sah in Dredds runzliges Gesicht. »Mrs. Pinkie Duvall.«
    Es gab keinen Aufschrei, der Burkes Geisteszustand anzweifelte, keinen ungläubigen Ausruf, er wurde weder mit Fragen noch mit lautstarken Forderungen nach einer Erklärung bombardiert. Dredd starrte Burke nur lange prüfend an, dann nickte er. »Im Wandschrank steht eine Flasche Whiskey. Bedien dich.« Er ging zur Tür.
    Â»Der Mann dort draußen hat Schmerzen.«
    Dredd machte eine Handbewegung, die zeigen sollte, daß er verstanden hatte, blieb aber nicht stehen.
    Burke holte sich den Whiskey aus dem Schrank und stellte erleichtert fest, daß es ein Markenprodukt und kein schwarzgebrannter
Whiskey aus einem Krug war. Der einzige Stuhl im Zimmer hatte wackelige Holzbeine und eine aus Schilf geflochtene Sitzfläche, die Nagetiere angeknabbert hatten, aber Burke zog ihn ans Bett und setzte sich vorsichtig darauf.
    Er hatte seit dem Frühstück vor fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. In Dredds Küche hätte er bestimmt etwas Eßbares finden können, aber er war so müde, daß er lieber darauf verzichtete. Er saß eine Zeitlang einfach nur da, beobachtete die friedlich Schlafende, sah zu, wie ihr Rücken sich bei jedem Atemzug leicht hob und senkte, und kam sich wie ein Widerling vor, weil er sich vorstellte, wie ihr Busen unter ihrem Körper flachgedrückt wurde.
    Er hatte sie ritterlich und mit aller gebotenen Zurückhaltung entkleidet. Mit der gebotenen Zurückhaltung. Das bedeutete nicht, daß er nichts gesehen hatte. Gott, wie denn auch nicht? Wenn man Gelegenheit bekommt, die Frau seiner Träume nackt zu sehen, sieht man natürlich hin. Man begutachtet ihren Busen und stellt fest, daß die Brustspitzen wohlgeformt, aber sehr blaß

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