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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Dikko!« Bens Stimme schallte laut über
den Hof. Doch nur die alte Mali kam aus dem Gemüsegarten; in einem Korb lagen
Kartoffeln und einige Kräuter.
    Â»Mali, was ist hier los? Wo sind sie denn
alle?«
    Â»Master Ruhland …« Mali berührte verstohlen den
Fetisch aus Federn und einem Haizahn, der um ihren Hals hing. »Es ist so
schrecklich …«
    Â»Was, Mali? Was ist schrecklich? Und wo sind die
Männer?«
    Â»Ein paar im Weinberg. Und Ghedi … er ist im
Weinkeller. Mit Master de Havelbeer.« Mali begann zu weinen. »Es ist so
schrecklich …«
    Unwillig runzelte Ben die Stirn. »Ja, ja, das
weiß ich ja schon. Aber was ist denn passiert?« Er rüttelte die Alte an der
Schulter. »Nun red schon!«
    Â»Madame Kreuvert … sie ist … sie ist … tot!«
    Für einen Moment glaubte Ben, sein Herz müsse
ebenfalls stehenbleiben. »Was sagst du da?« Fassungslos sah er die alte Mali an,
der die Tränen über die runden dunklen Wangen liefen.
    Â»Sie ist umgefallen. Einfach so. Im Salon, sagt
Sina.« Mali wies auf die breite Haustür mit den üppigen Schnitzereien. »Da ist
Missis Charlotte«, flüsterte sie.
    Â»Ben!« Mit ausgebreiteten Armen lief Charlotte
auf ihren Mann zu und barg den Kopf an seiner Schulter. »Es ist so entsetzlich«,
stammelte sie wieder und wieder. »Sie ist zusammengebrochen – einfach so …«
    Ben legte den Arm um seine Frau und führte sie
ins Haus. Sebastian zerrte am Rock seiner Mutter, doch Charlotte kümmerte sich
nicht um ihn. Sie drehte sich nach Mali um. »Sag Josy Bescheid, sie soll
Sebastian waschen und ihm etwas zu essen geben.«
    Im ersten Stockwerk, in den Wohnräumen der
Gutsbesitzer, wirkten alle in ihrem Schmerz wie erstarrt. Nur mit Mühe gelang es
Ben, seine Frau zum Reden zu bringen.
    Â»Sag mir doch, wie alles passiert ist«, bat er
und hielt ihre eiskalten Hände liebevoll fest. »Komm, Charlotte, sprich mit
mir.«
    Er zog sie mit sich zu einer Chaiselongue, auf
die er sie sanft niederdrückte. »Es ist tragisch, aber wir müssen auch diesen
Schicksalsschlag verkraften«, sagte er leise. Und dann, sich umschauend, fragte
er: »Ist dein Vater noch im Weinkeller?«
    Â»Ja.« Charlotte presste die Hand vor den Mund.
»Er hat gesagt, er hält es hier nicht aus!« Wieder wurde ihr zarter Körper von
heftigem Schluchzen geschüttelt, und es gelang Ben kaum, sie zu beruhigen.
    Â»Wir müssen einen Geistlichen holen lassen«,
sagte er nach einer Weile.
    Â»Ja …« Charlotte biss sich auf die Lippen, dann
richtete sie sich kurz auf und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer
Hochsteckfrisur gelöst hatte, hinter das Ohr. »Tante Helene wollte hier bei uns
begraben werden«, sagte sie leise. »Auf Hopeland .
Das hat sie immer wieder gesagt.«
    Â»Dann soll ihr dieser Wunsch auch erfüllt
werden.« Ben stand auf. »Kann ich dich für eine Weile allein lassen, meine
Liebe?«
    Â»Ja, ja. Es geht schon wieder.«
    Â»Dann sage ich Zita und Sina, dass sie die Tote
waschen und zurechtmachen sollen. Wir werden doch sicher einige Stunden lang
Totenwache halten, nicht wahr?«
    Charlotte nickte nur. »Ja. Aber … ich kann nicht
… Noch nicht jetzt«, weinte sie leise auf.
    Â»Ich kümmere mich um alles«, versicherte Ben und
verließ den Raum.
    In der nächsten Stunde ordnete er alles an, was
zu tun war. Einer der jungen Männer ritt in die Stadt und unterrichtete den
Geistlichen. Dieser wurde auch gebeten, die Beisetzung auf dem kleinen Friedhof
von Hopeland vorzunehmen.
    Anschließend sollte Dikki, ein junger Mann von
zweiundzwanzig Jahren, der klug und gewandt war, noch im Haus von Willem de
Havelbeer Bescheid geben. Auch zwei Freundinnen von Helene mussten Mitteilung
bekommen. Für diese Damen gab Ben dem jungen Burschen ein kurzes Schreiben
mit.
    Als Dikki davongeritten war, kam Ben endlich
dazu, nach seinem Schwiegervater zu sehen. Willem de Havelbeer saß in der
Vorhalle des Weinkellers. Hier standen drei große Fässer, an denen man Wein
verkosten konnte. Vor ihm standen bereits zwei große leere Karaffen. Seine Hand
zitterte, als er zu seinem Glas griff und einen tiefen Schluck nahm.
    Â»Helene …« Seine Stimme klang schwerfällig und
wie belegt. »Sie war immer für mich da … In all den guten und in den schweren
Zeiten. Und

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