Im Herzen der Feuersonne
übertragen. Ein Glück,
dass sie im Stadthaus in Kapstadt übernachten würden, Groot Constantia lag nicht allzu weit von dort entfernt.
Sina und Zita würden sie begleiten, damit Charlotte alle Bequemlichkeiten hatte,
die sie brauchte.
Als Karl seinen Vater entdeckte, lief er gleich
auf ihn zu. »Reiten wir in den neuen Weinberg?«, fragte er und sah Ben bittend
an.
»Nein, mein Junge, heute nicht. Du weiÃt doch,
dass Mama und ich heute auf ein anderes Gut fahren.«
»Kann ich nicht mit? Ich würde gern sehen, was
die anderen Winzer machen.«
Ben strich ihm zärtlich über die dunklen Locken.
»Das geht heute leider nicht. Aber ich verspreche dir, dass wir beide diesen
Ausflug einmal allein machen. Einverstanden?«
»Ja, Vater.« Karls dunkle Augen strahlten
auf.
»Dann lauf, hol Sebastian und geh mit ihm in die
Küche zu Josy. Da steht das Essen für euch bereit. Mama und ich kommen gleich
noch und sagen euch Lebewohl.«
Karl gehorchte sofort, und auch Sebastian
sträubte sich diesmal nicht. Ben sah seinen beiden Söhnen, die so
unterschiedlich waren, mit väterlichem Stolz nach. Dann schweifte sein Blick
kurz hinüber zum Garten, der sich an der Westseite des Hauses erstreckte.
Er war noch immer Sinas Reich. Sie duldete kaum
Hilfe, dabei bauten sie inzwischen Kartoffeln, Kürbis und Kohl an. Sogar Bohnen
gediehen prächtig. Dann schaute er hinüber zum Blumengarten. Sein Auge erfreute
sich an der üppigen Blütenpracht, die gleich an das Haus grenzte. Auf Charlottes
Wunsch waren hier Rosen, Geranien und herrlich duftender Lavendel angepflanzt
worden. Fast das ganze Jahr über blühten die drei groÃen Bougainvillea-Büsche,
und die Zierpalmen wiegten sich im leichten Wind, der vom Atlantik her
wehte.
»Hier bist du!« Charlotte, angetan mit einem
bequemen Reisekleid aus leichtem Wollstoff, trat zu ihm und legte kurz den Kopf
an seine Schulter. »GenieÃt du den Ausblick? Oder denkst du darüber nach, wo du
noch einen neuen Weinberg anlegen kannst?« Ein kleines Lächeln begleitete ihre
Worte. »Wir haben inzwischen hundertvierzig Hektar, das ist unendlich viel.«
»Das stimmt.« Bens Blicke schweiften stolz über
die Hügelketten, die fast vollständig mit Reben bepflanzt waren. Er hatte viele
neue Arbeiter einstellen müssen, und zur Erntezeit kamen Saisonarbeiter, denn
mit seinen Leuten schaffte er es nicht mehr, alle Trauben rechtzeitig zu
ernten.
Er wandte sich seiner jungen Frau zu. »Diesmal
habe ich nicht zu den Reben geschaut, ich habe mich an deinem schönen Garten
erfreut. Und ich bin sicher, dass es kaum einen zweiten im weiten Umkreis gibt,
der so liebevoll gestaltet wurde.« Er seufzte unterdrückt auf. »Wenn ich daran
denke, dass wir vielleicht auch die Lammersburgs treffen werden ⦠dann vergeht
mir die Lust an dieser Geselligkeit.«
»Wie kommst du denn jetzt auf unsere
unfreundlichen Nachbarn?«
Ben zuckte mit den Schultern. »Die wenigen Male,
die ich auf Summerset war, haben mir gezeigt, wie
ungepflegt dort alles ist. Genauer gesagt â trostlos. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass sich daran in den letzten Jahren etwas geändert hat.«
»Vielleicht ist der Sohn anders als Albert
Lammersburg.« Charlotte schob ihre Hand unter seinen Arm. »Es wäre zumindest zu
hoffen. Es ist schade, dass wir gerade zu unseren nächsten Nachbarn keine
Verbindung haben.«
»Ich lege wahrlich keinen Wert darauf«, sagte
Ben, und nur selten klang seine Stimme so hart wie jetzt. »Von dieser Familie
ist noch nie etwas Gutes gekommen! Ich darf gar nicht daran denken, was Albert
mir alles angetan hat!« Ben biss die Zähne aufeinander, man konnte das leise
Knirschen hören. Es war für Charlotte ein Zeichen, dass er sich nur mit
äuÃerster Mühe beherrschte.
»Es ging eben immer um das lebenswichtige
Wasser«, sagte sie besänftigend.
»Eben! Er hat eigene Quellen auf seinem Besitz.
Sicher, sie sind nicht so ergiebig wie unsere, doch es reicht, wenn man
geschickt umgeht mit dem Wasser. Er könnte Zisternen bauen lassen, so wie wir.
Er müsste dann allerdings noch eine aufwendigere Bewässerung durchführen. Aber
um diese Leitungen zu bauen, ist er wohl zu faul. Da stiehlt er das Wasser
lieber. Und wenn das nicht gelingt, wird er zum Brandstifter!«
»Das hast du ihm nie beweisen können.« Charlotte
schüttelte
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