Im Herzen der Feuersonne
und noch hell. Ein
leichter Wind wehte, brachte aber nur wenig Kühlung. Aus dem neuen Weinkeller,
den Ben erst vor zwei Jahren gebaut hatte, da die Kapazität von Hopeland immer gröÃer geworden war, drangen die
Stimmen von Victor, Thabo, Will und Ben Ruhland.
»Vater beruhigt sich am ehesten, wenn er mit
Victor und Will Weinproben nimmt«, sagte Karl, und ein kleines Lächeln glitt
über sein gutgeschnittenes Gesicht, das von dunkelgrauen Augen beherrscht wurde.
Seit einigen Wochen trug er einen kleinen Oberlippenbart, der ihn älter
erscheinen lieÃ, als er war. »Seit Will Erster Kellermeister ist und der alte
Victor nur noch eine beratende Funktion hat, konnte Will einige neue Ideen
durchsetzen. Ich glaube, dass wir in der Lage sind, im nächsten Jahr noch mehr
zu exportieren.« Er sah sich um. So weit das Auge reichte, sah man exakt
abgesteckte Weinhügel. Wie grüne Soldaten standen die Rebstöcke in Reih und
Glied. Es war ein beeindruckendes Bild, bei dem Karl jedes Mal das Herz weit
wurde.
»Ich würde gern so viel wie möglich über
Weinanbau lernen«, sagte Sophie leise.
Karl blieb stehen. Behutsam nahm er ihre Hände in
die seinen. »Sophie ⦠liebe kleine Sophie! Und ich würde gern â¦Â« Er brach ab und
strich sich kurz über den dunklen Bart.
»Ja â was würdest du gern, Karl?« Eindringlich
sah sie ihn an.
»Ich ⦠ich möchte dir sagen, dass du mir sehr
viel bedeutest.«
»Du bedeutest mir auch sehr viel. Seit du uns
gerettet hast damals â¦Â«
»Ich liebe dich, Sophie!« Er stieà es beinahe
trotzig hervor, sein Händedruck wurde fast schmerzhaft fest. »Seit wir uns das
erste Mal begegnet sind, ist dein Bild in meinem Herzen. Sophie ⦠ich weiÃ, du
bist noch sehr jung, aber ich kann nicht länger schweigen: Ich liebe dich, und
ich möchte dich heiraten!«
Mit einem ruhigen Lächeln hielt Sophie seinem
Blick stand. »Ich liebe dich auch, Karl. Und es würde mich stolz machen, deine
Frau zu sein.« Sie schmiegte sich leicht an ihn. Es war eine scheue Geste, voll
mädchenhafter Unschuld.
Behutsam zog Karl sie an sich, küsste sie erst
auf ihr Haar, das leicht nach Limetten duftete. Dann berührte er mit seinen
Lippen ihre Schläfe â und fand endlich ihren Mund.
Sophie schloss die Augen. Nach einigen
Augenblicken aber löste sie ihre Lippen von den seinen, lachte leise auf,
schlang die Arme um Karls Nacken und jauchzte übermütig: »Ich bin Braut! Ich bin
Braut!«
»Hoffentlich stimmt dein Vater unserer Verbindung
zu â ich hätte ihn zuvor fragen müssen.«
»Ach was, Papa ist ein moderner Mann, ob du es
glaubst oder nicht. Er hatte nichts dagegen, dass ich reiten und fechten lernte.
Ich kann sogar mit Pistolen schieÃen.«
»Kannst du auch kochen und nähen?«, neckte er
sie, da er genau wusste, dass Sophie Näharbeiten verabscheute.
»Sehr gut sogar! Soll ich dir ein Hemd stopfen?«
Sie warf die langen Haare in den Nacken. »Lieber aber gehe ich mit dir auf einen
Ball. Oder ich lerne etwas von dir in eurem Weinkeller.« Sie sah ihn jetzt sehr
ernst an. »Du, ich möchte alles über die Herstellung von Wein lernen. Ich will
dir eine echte Partnerin sein, kein Heimchen am Herd, das nichts anderes tut,
als auf den Ehemann zu warten. Und ich will mich auch nicht nur mit Frauensachen
beschäftigen müssen.«
Karl lachte. »Das lass mal nie meine Mutter
hören. Oder Sina. Die beiden würden dich sofort unter ihre Fittiche nehmen und
dir alles beibringen, was eine gute Hausfrau können muss.«
»Das kann ich doch«, behauptete Sophie. »AuÃerdem
Klavier spielen, singen, Gedichte rezitieren ⦠ach ja, und küssen kann ich auch.
Oder brauche ich noch Unterricht?« Kokett sah sie ihn an.
»Ãbung kann nie schaden«, ging Karl auf ihren
Tonfall ein.
»Das ist alles so ungerecht!«, schimpfte
Madeleine leise vor sich hin und sah aus dem Fenster ihres Zimmers hinunter auf
den Gutshof. Niemand war zu sehen, nur rechter Hand, dort, wo die besten Fässer
standen, flackerte eine Kerze in dem kleinen Kellerfenster. Wahrscheinlich war
ihr Vater dort, zusammen mit Will. »Sebastian hat mir hoch und heilig
versprochen, dass er mit mir zu dem Fest fährt! Und jetzt ist er fort!« Die
Sechzehnjährige wischte sich Tränen der Wut von den Wangen. »Ich bin hier in
einem
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