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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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geschnürten Stiefeletten
steckten. Dann ordnete Sophie verschämt ihre Röcke um sich.
    Â»Sophie, wenn deine Mutter dich so sehen könnte
…«
    Â»Mama ist tot«, kam es leise von der etwa
Sechzehnjährigen. »Und sie wollte sicher nicht, dass ich in dieser Einöde hier
vergehe.«
    Â»Bitte, nehmt mein Pferd, Sir«, bot Karl
Maximilian Rothausen an. »Ich brauche keinen Sattel.« Er half dem Älteren aufs
Pferd, schwang sich dann gekonnt auf den zweiten Rappen. Sophie hatte die Zügel
inzwischen geschickt in die Hand genommen, man merkte, dass sie des Reitens
kundig war. Und wenig später bewies sie, dass sie auch unter diesen
ungewöhnlichen Umständen eine hervorragende Reiterin war. Jedenfalls saß sie
gerade zu Pferde und hatte auch nichts dagegen, als Karl vorschlug, in einen
leichten Trab zu fallen.
    Kaum hatten sie das große Weingut erreicht, kamen
zwei Männer herbeigeeilt und nahmen die Pferde der Männer in Empfang. Karl ging
zu Sophie und streckte ihr beide Arme entgegen.
    Â»Steigt ab. Ich fange Euch auf, Ihr braucht keine
Sorge zu haben!«
    Â»Ich komme schon zurecht!« Sie raffte die Röcke,
und es schien sie nicht zu stören, dass sie sich höchst unschicklich benahm. Sie
schwang das rechte Bein über den Sattel und glitt dann in Karls Arme. »Mein
armer Papa – ihn trifft glatt der Schlag«, flüsterte sie dabei. Und wirklich,
Herr Rothausen wischte sich den Schweiß von der Stirn, und er sah sich
vorsichtig um, als wolle er prüfen, ob es noch mehr Zeugen dieses ungebührlichen
Verhaltens gab.
    Â»Darf ich Euch ins Haus bitten?« Karl wies
hinüber zu dem weiß gestrichenen hohen Gebäude. »Meine Mutter wird sich freuen,
liebe Gäste bewirten zu können.«
    Charlotte ließ den Besuchern erst einmal eine
Erfrischung bringen, dann bot sie Sophie an: »Wenn Ihr mögt, meine Liebe, könnt
Ihr Euch in den Räumen unserer Tochter umziehen – Ihr habt in etwa die gleiche
Größe, obwohl Madeleine noch jünger ist.«
    Â»Ach was, das geht schon«, winkte Sophie ab.
»Aber etwas frisch machen würde ich mich schon gern.«
    Â»Unsere treue Sina wird Euch gern dabei
behilflich sein.«
    Während Sina mit dem jungen Mädchen hinauf zu
Madeleines Räumen ging, erzählte Maximilian Rothausen ein wenig von sich und von
der Mission, die ihn im Dienst des Königs von Preußen nach Südafrika geführt
hatte. Später kam Ben hinzu, und da sich die beiden Männer auf Anhieb
sympathisch waren, lud er den Gast ein, doch über Nacht zu bleiben.
    Â»Dann können meine Männer in Ruhe Eure Kutsche
bergen und instand setzen. Alles andere wäre für Euch und für Euer Fräulein
Tochter doch viel zu strapaziös.«
    Â»Aber … wir haben gar nichts bei uns«, wandte der
Diplomat ein. »Wenngleich ich Euer Angebot gern annehmen würde, muss ich
gestehen. Die Vorstellung, eine Kutsche allein durch die Nacht lenken zu müssen,
hat nichts Verlockendes für mich.«
    Â»Wenn Ihr es nicht als aufdringlich erachtet –
ich stelle Euch gern alles Notwendige zur Verfügung. Und auch für die junge Dame
wird sich angemessene Kleidung finden.«
    So kam es, dass die Gäste noch blieben, sogar
einige Tage lang, denn die beiden Herren hatten sich viel zu erzählen und
empfanden bald freundschaftliche Gefühle füreinander. Maximilian Rothausen war
als Diplomat viel in der Welt herumgekommen. Er hatte eine Weile in Spanien und
in Portugal gelebt und schließlich in Österreich am Wiener Kongress
teilgenommen, auf dem Europa neu aufgeteilt worden war. Danach war er eine Weile
in Italien gewesen, auch für etliche Monate in Russland, wo er sich jedoch nicht
sehr wohl gefühlt hatte. Nach dem viel zu frühen Tod seiner Gemahlin hatte er
sich nach Südafrika versetzen lassen.
    Â»Ich hoffe, hier Abstand zu finden«, schloss er
seine Erzählung. »Sophie war drei Jahre in einer Klosterschule, sie weiß, wie
man einem Haushalt vorsteht, kann kochen und nähen – aber sie ist viel zu klug,
ehrlich gesagt, um nur diese Dinge zu lernen. Ich denke, dass sie hier an einer
Privatschule ihre Allgemeinbildung vervollkommnen kann.«
    Â»Es gibt inzwischen zwei Schulen in Kapstadt, die
über ein gutes Renommee verfügen«, warf Charlotte ein. »Wenn Ihr Euch noch nicht
entschieden habt, bin ich gern

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