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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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drüben.« Ben konnte nicht verhindern, dass
Sehnsucht in seiner Stimme mitschwang.
    Â»Heimweh?« Sina legte ihm kurz die Hand auf den
Arm, trat aber gleich verlegen ein paar Schritte zurück und senkte den Kopf.
    Ben runzelte die Stirn. Bei ihrer Berührung war
ihm ein warmer Schauer über den Rücken gelaufen. Was war nur los mit ihm? Eben
noch hatte er voller Sehnsucht an Charlotte de Havelbeer gedacht, jetzt spürte
er heißes Verlangen nach Sinas warmem Körper. Das war Unrecht, er wusste es
wohl. Seit jener Nacht, als Sina zu ihm gekommen war, hatten sie einander nicht
mehr beigewohnt. Sie sollte kein Ersatz sein. Und doch … hatten sie nicht beide
das Recht auf ein bisschen Wärme, auf ein bisschen Zärtlichkeit …?
    In der folgenden Nacht rief er leise ihren
Namen. Und es schien, als hätte Sina nur darauf gewartet, unter seine Decke zu
schlüpfen. Sie lächelte, sprach aber kein Wort. Doch ihre Lippen, weich und
warm, liebkosten seine Brust, seinen Hals, öffneten sich, als er sie dann
endlich küsste. Seine Hände streichelten ihre dunkle Haut, die zu glühen schien.
Ben atmete schwer. Als sie sich auf ihn setzte, als sie ihn mit ihrer wilden
Leidenschaft zum Keuchen brachte, schloss er die Augen. Und er wünschte, er
würde langes, weiches und helles Haar zwischen den Fingern spüren. Vor seinem
inneren Auge sah er eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, die ihn küsste,
liebkoste, die ihm Erfüllung schenkte und Glück.
    Â»Ich hab mich gesehnt nach dir«, flüsterte er mit
geschlossenen Augen.
    Sina lächelte.
    In dieser Nacht, in der Sina an seiner Seite
blieb, schlief Ben nicht. Er streichelte sanft den schlanken Körper, der sich an
ihn schmiegte, doch er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, denn seine Gedanken
waren bei einer anderen. Einer jungen Frau, die so unerreichbar für ihn war wie
die Sterne am Himmel.
    Als der Morgen graute, schlich sich Sina von
seinem Lager fort und streifte sich den Arbeitskittel über. Will schlummerte
noch tief und fest, so dass Ben und Sina sich nur flüsternd unterhielten,
während sie ihre Suppe aßen. Für Ben hatte Sina noch zusätzlich ein paar
Fladenbrote gebacken und sie mit Sirup beträufelt. Dankbar nickte er ihr zu,
während er sich stärkte.
    Mit keinem Wort erwähnten sie das Geschehen der
vergangenen Nacht. Seine Miene war freundlich, Sina arbeitete geschäftig, und
keiner von beiden ließ sich anmerken, dass sie eben noch das Lager miteinander
geteilt hatten.
    Â»Wenn der Kleine wach ist, komm mit rüber zum
Brachland am Osthang«, sagte Ben, als er seine Schüssel geleert und den Tee
getrunken hatte. »Du kannst schon mal anfangen, die kleineren Büsche
auszuhacken. Ich reite erst mal weiter gen Osten und seh mir an, wer dort lebt –
und wer uns das Wasser abgräbt.« Er zog eine leichte Weste über das Hemd und
nahm die Stiefel, die gleich neben der Tür standen. »Wenn keine regelmäßige
Bewässerung gewährleistet ist, brauchen wir erst gar nicht anfangen, einen neuen
Weinberg anzulegen.« Noch in der offenen Tür stieg er in die alten schwarzen
Lederstiefel, die er vor Jahren bei einem Schuhmacher in Genua gekauft hatte.
Sie waren schon recht ausgetreten, hielten aber noch und waren bequem.
    Â»Und – die neuen Reben? Was wird damit?«, wollte
Sina wissen.
    Â»Lass sie noch im Schatten des Schuppens liegen,
sprüh meinetwegen etwas Wasser darüber. Ich bin bis Mittag zurück, dann sehen
wir weiter.« Er nickte knapp und ging hinüber zum Unterstand der Pferde. Dort
sattelte er die alte Amy, die sich am leichtesten reiten ließ. Sie war
trittsicher und nicht schreckhaft, daher für das unwegsame Gelände, das er zu
erkunden vorhatte, besser geeignet als Rick, der Wallach.
    Die Namen hatte Will den Tieren vor einigen Tagen
gegeben, niemand konnte sagen, wie er dazu gekommen war. »Er wird sie irgendwo
in der Stadt aufgeschnappt haben, und die Namen haben ihm gefallen«, hatte Ben
gemeint. »Meinetwegen können wir die Gäule so taufen, ich habe nichts
dagegen.«
    Wie ein Feuerball stieg die Sonne aus dem Meer,
und als Ben den Hügel erreicht hatte, konnte er weit über das Land blicken, er
erspähte gar ein Stück des blauen Ozeans, dort, wo der Waldgürtel aufhörte und
wo sich die alten Weinberge erstreckten, die er nach und nach wieder urbar
machen wollte.
    Von einigen

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