Im Herzen der Feuersonne
zurückgewonnen hatte, drehte
er sich um und preschte den Hügel hinauf.
Auf halber Höhe hielt er nochmals inne und drehte
sich im Sattel um. Lammersburg stand immer noch breitbeinig vor seinem Haus, lud
soeben das Gewehr nach und legte wieder an.
»So ein Irrer«, murmelte Ben, dann gab er Amy die
Sporen.
Als er sein Land erreicht hatte und den Hügel,
auf dem der Bach entsprang, atmete Ben tief durch. Er sprang vom Pferd,
erfrischte erst sich selbst mit dem kühlen Wasser, dann lieà er Amy vorsichtig
trinken.
Lange stand er ganz ruhig da und sah in den
kleinen Quelltümpel hinunter. Ja, dieses Wasser war die Lebensader von Hopeland â und er würde sich dieses Wasser nicht
nehmen lassen, nicht einmal von den Lammersburgs!
***
Â
Ben und Sina waren schon kurz nach dem
Morgengrauen aufgestanden. Sie wollten die Kühle des frühen Tages nutzen, um
einen Hang zu roden, der gen Süden lag. Das Unkraut wucherte hier zum Teil
mannshoch. Dornbüsche, Silberdisteln und wilde Kamille wuchsen hier überall.
Vereinzelt reckten Krüppelkiefern oder vom Wind zerzauste Eichen die Ãste in den
Himmel.
»Die Eichen bleiben auf jeden Fall stehen«, sagte
Ben und wischte sich über das erhitzte Gesicht. »Sie spenden wenigstens etwas
Schatten. Und auch die Kiefern werde ich stutzen und versuchen, sie in Form zu
binden. Aber alles andere muss fort, sonst können wir hier keine Reben
anpflanzen. Das Unkraut laugt den Boden aus.«
Sina nickte nur. Sie kauerte auf der Erde, den
Kopf mit einem bunten Tuch gegen die Sonne geschützt, die immer höher wanderte.
Mit einer Sichel versuchte sie, dem Gestrüpp zu Leibe zu rücken, das sich nicht
einfach ausreiÃen lieÃ. Hin und wieder grub sie auch mit einem kleineren Spaten
die Wurzeln aus.
Ben tat es ihr gleich, wobei er die schwerere
Arbeit übernommen hatte: Sanddorn, wilde Rosenbüsche und Disteln zerfetzten ihm
das Hemd, rissen ihm die Arme und die Hände blutig.
»Wir machen Rast«, keuchte er, nachdem sie mehr
als drei Stunden gearbeitet hatten. Das Hemd klebte ihm am Körper, sieben groÃe
Haufen mit sperrigem Unkraut und holzigem Gestrüpp warteten darauf, gegen Abend
verbrannt zu werden. »Wir haben schon viel geschafft.«
»Ja, Master Ben, das haben wir.« Auch Sinas
Gewand war nass vom SchweiÃ, und es klebte am Körper. Ben war am Ende seiner
Kräfte und lieà sich im Schatten der Eichengruppe nieder.
»Komm her!«, forderte er Sina auf. Die aber
schüttelte den Kopf. »Ich muss nach Will sehen. Er hat sicher Hunger«, sagte sie
leise.
»Ach, den Kleinen hab ich ganz vergessen!« Ben
sah die junge Schwarze bedrückt an. »Was macht er denn die ganze Zeit
allein?«
»Er spielt. Und er arbeitet im Stall.«
»Er arbeitet? Was arbeitet er?«
Sina warf den Kopf in den Nacken. »Er ist
fleiÃig, ein fleiÃiger Will. Er kann schon einen Stall ausmisten und die Hühner
füttern, und er â¦Â«
»Das muss er nicht tun«, fiel Ben ihr ins Wort.
»Er ist ein Kind!«
»Aber er verdient sich sein Essen!« Sina sah ihn
kopfschüttelnd an. »Das hat er auch schon früher getan.«
Ben richtete sich auf. »Gut, von mir aus kann er
Hühner füttern und den Kaninchen was zu fressen suchen. Aber er mistet keinen
Stall aus, der kleine Kerl. Das verbiete ich!«
»Aber â¦Â« In Sinas Augen standen Tränen. »Er muss
doch â¦Â«
»Nein, Sina. Er kann bei dir bleiben, ohne dass
er arbeitet. Später einmal sieht das anders aus, wenn er gröÃer geworden ist.«
Ben dehnte seinen schmerzenden Rücken. »Geh hinüber und richte etwas zu essen.
Ich brauche nur Brot und etwas Most, wenn noch welcher da ist.«
Die junge Schwarze biss sich auf die Lippen,
wagte aber keinen Widerspruch mehr. Master Ben hatte oft merkwürdige Ansichten â
aber er war ein sehr, sehr guter Herr!
Während Sina zur Hütte zurücklief, überlegte sie,
dass es gut wäre, noch ein paar Ziegen mehr zu halten. Dann hätten sie Milch und
sie könnte Käse machen.
Will hatte brav mit den Kaninchen gespielt und
nach besten Kräften versucht, den Unterstand der Pferde zu säubern. Jetzt lag er
auf einem Ballen Stroh und schlief. Als Sina ihn hochhob, blinzelte er und
schlang die Arme um ihren Nacken.
»Ach, mein Kleiner, sicher hast du Hunger.«
»Und Durst.« Will leckte sich die
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