Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
machen«, sagte er, nahm die Stute am Zügel
und ging weiter auf den Bewaffneten zu. Jetzt bemerkte er die rote Narbe, die
sich quer über die rechte Wange des Mannes zog. »Ich fand, dies gebiete die
Höflichkeit.«
    Doch der hagere Mann hielt die Waffe weiterhin
auf ihn gerichtet und musterte ihn argwöhnisch. »Ihr seid neu hier in der
Gegend?«
    Â»Ja. Mir gehört das alte Weingut drüben hinter
dem Hügel.« Er wies Richtung Westen. »Mein Großvater hat das Land vor etlichen
Jahren gekauft, es ist aber lange nicht mehr bewirtschaftet worden. Ich bin seit
einigen Monaten in der Gegend und will die Weinberge bestellen.«
    Â»Ach ja?« Hohn schwang in den Worten mit. »Ihr
versteht also was vom Weinbau?«
    Â»Ich denke schon.« Ben zwang sich zur Ruhe. »Ich
bin auf einem Weingut im Rheingau aufgewachsen.«
    Der Hagere kniff die Augen noch mehr zusammen.
Die Sonne, die fast im Zenit stand, blendete ihn, so dass er zur Seite tat,
damit er Ben betrachten konnte.
    Ben zog kurz seinen Hut, dann setzte er ihn so
wieder auf, dass die Krempe sein Gesicht beschattete. »Ich heiße Benjamin
Ruhland«, stellte er sich vor.
    Â»Und ich bin Albert Lammersburg. Meine Familie
lebt seit drei Generationen hier.« Er hielt kurz inne, dann fuhr er mit harter
Stimme fort: »Wenn Ihr in Frieden leben wollt, tut Ihr gut daran, mir nicht in
die Quere zu kommen. An Nachbarn, die alle naselang hier auftauchen, ist mir
nicht gelegen. Haltet Euch daran. Mehr ist nicht zu sagen.«
    Einen Moment lang war Ben sprachlos. So ein
ungehobelter Kerl! Missachtete die einfachsten Regeln der Höflichkeit und der
Gastfreundschaft! Aber so einfach würde er, Ben Ruhland, sich nicht beeindrucken
oder gar einschüchtern lassen.
    Â»Auf meinem Land befindet sich eine Quelle«,
sagte er mit kühler Stimme. »Ich vermute, Ihr habt das Wasser umgeleitet, um
damit Eure Böden zu bewässern.«
    Â»Unsinn! Das ist mein Wasser! Eure
Unterstellungen sind unverschämt!«
    Ben schüttelte den Kopf. »Die Besitzverhältnisse
lassen sich jederzeit beweisen. Aber ich bin nicht gekommen, um Unfrieden
heraufzubeschwören. Im Gegenteil, mir ist an guter Nachbarschaft gelegen, und
ich denke, wir werden sicher einen Weg finden, der uns beiden gerecht wird.«
    Â»Den Weg kann ich Euch zeigen!« Lammersburg hob
seine Flinte höher. »Runter von meinem Besitz! Und wagt es nicht, Eure Lügen in
der Gegend zu verbreiten! Alles, was Ihr hier seht, ist mein Besitz. Und das hat
noch nie jemand zu bezweifeln gewagt!«
    Â»Seid versichert, dass ich Euch Euer Land nicht
streitig machen will. Ich bin in der besten Absicht hergekommen.« Ben nahm die
Zügel fester und schwang sich auf sein Pferd. »Wir können doch reden und …«
    Â»Es gibt nichts zu reden. Macht, dass Ihr
fortkommt.«
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Ben den
jüngeren Mann, den Albert Lammersburg Johannes genannt hatte. Sicher war es sein
Sohn, die Ähnlichkeit war unverkennbar, auch wenn Johannes noch weiche
Gesichtszüge hatte. Auf den ersten Blick war er ein hübscher Bursche, doch seine
Augen waren hart, und er schien nicht gerade friedfertig zu sein. Auch er hielt
jetzt eine Flinte in der Hand.
    Â»Vater, soll ich ihm zeigen, wo der Weg ist?« Ein
höhnisches Lachen begleitete diese Worte.
    Â»Du sollst im Haus bleiben, hab ich gesagt. Scher
dich wieder rein!«
    Ben sah erstaunt, dass der junge Mann tatsächlich
gehorchte. Albert Lammersburg schien keinen Widerspruch zu dulden. Ben hielt
Ausschau, ob eine Frau zu sehen war, doch er bekam nur die junge Schwarze zu
Gesicht. Aber auch sie beeilte sich, in den Schutz einer der Hütten zu
gelangen.
    Ben mochte immer noch nicht glauben, dass das
Gastrecht, das gerade in dünnbesiedelten Gebieten hochgehalten wurde, wie er
immer wieder erfahren hatte, hier so missachtet wurde. Er ließ sein Pferd ein
paar Schritte weiter nach vorn gehen. » Mijnheer Lammersburg, sollten wir nicht versuchen …«
    Â»Seid still! Kein Wort mehr! Und macht endlich,
dass Ihr wegkommt!« Dabei hob er die Flinte höher – und schoss in die Luft.
    Amy wieherte erschrocken auf, stieg kurz auf die
Hinterhand, und Ben hatte Mühe, sich im Sattel zu halten. »Verdammt, seid Ihr
des Teufels?«, schrie er und fasste die Zügel fester. Es war nicht leicht, das
Pferd zu zügeln, und als er endlich die Herrschaft

Weitere Kostenlose Bücher