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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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sie gleich darauf, als Thabo Anstalten machte, sich aufzusetzen.
    Â»Wer weiß das schon.« Er ließ sich wieder auf
sein Lager sinken, denn er spürte, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Feurige
Kreise drehten sich, und für einen Moment vernahm er Sinas Stimme, die Josy
gerade irgendwelche Anweisungen gab, nur noch aus weiter Ferne. Er schloss die
Augen und sah aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.
    Â»Jetzt stell dich nicht so an!«, sagte Sina mit
rauer, ruppiger Stimme, wie wenn sie ihr Mitleid hinter ihrer Schroffheit
verbergen wollte.
    In diesem Moment spürte sie Thabos Finger, die
ihre linke Hand sanft umschlossen. Sie sah zu ihm hinunter – und auf einmal
fühlte sie sich Thabo sehr nah.
    Â»Danke. Es geht mir schon besser«, sagte Thabo
und schloss die Augen.
    Â»Gut. Ich seh später noch mal nach dir«, sagte
Sina hastig und stand auf. »Josy bringt dir noch einen Kräutertee. Der lässt
dich schlafen und ist auch gut gegen Fieber.«
    Vom Weinberg her drangen die lauten Rufe der
Arbeiter, die auch jetzt noch, da die Sonne sich anschickte, über den Rand der
Erde zu fallen, einen Holzbottich nach dem anderen hinunter zur Traubenpresse
schleppten. Der Wind hatte aufgefrischt, kündigte den von allen Winzern
gefürchteten Regen an.
    Gerade jetzt, da die Trauben reif waren und ihre
vollkommene Süße erlangt hatten, wäre es fatal, wenn ein Unwetter einen Teil der
Ernte zerstörte. Also arbeiteten alle auf Hopeland so lange, bis die Dunkelheit hereingebrochen war.
    Auch Sina und Will hatten bis vor zwei Stunden
mitgeholfen, denn jede Hand, die eine Traube vom Rebstock abschneiden konnte,
wurde gebraucht.
    Dann aber war Sina zurück zum Gut gegangen, denn
Charlotte brauchte Unterstützung bei der Betreuung des kleinen Karl, und auch
das Essen für die Gutsarbeiter musste vorbereitet werden. Wenn die Männer
heimkamen, waren sie hungrig, und Ben Ruhland wollte seine Leute bei Kräften
wissen.
    Sina hatte gestern schon Lammfleisch gebraten,
heute gab es dazu Brot und Maisfladen. Wer wollte, konnte Birnenkompott
dazuhaben. Es war ein Essen, wie es die meisten Männer, die erst seit kurzem auf Hopeland arbeiteten, noch nie bekommen
hatten.
    Kein Wunder, dass niemand von hier fortwill, ging
es Sina durch den Kopf, als sie sich endlich eine kleine Rast gönnte. Alle
bekommen Lohn, sind gut untergebracht … so gut hat es keiner der Sklaven, die
Ben nach und nach freigekauft hat, jemals gehabt.
    Der Säugling, der neben ihr in einer Hängematte
lag, begann leise zu weinen, und sie hob, ohne die Augen zu öffnen, den Fuß und
schob das Leinenbündel ein wenig an. Das Schaukeln schläferte Karl wieder ein,
er greinte noch ein wenig, dann war er wieder still.
    Doch auf einmal war da ein Knarren auf dem
schmalen Holzstieg vor ihrer Hütte … Sina blinzelte überrascht.
    Â»Was ist denn das?«
    Â»Schau es dir genau an.« Thabo sah grinsend auf
sie nieder. »Man nennt es einen Schaukelstuhl, und wer so faul ist wie du, kann
sich da hineinsetzen und schlafen.«
    Â»Ich bin faul?« Mit einem Satz fuhr sie hoch, und
plötzlich stand Thabo ganz dicht vor ihr und legte ihr seine großen Hände auf
die Schultern.
    Â»Du Hexe. Reg dich nicht gleich wieder auf.«
Seine Stimme war auf einmal voller Zärtlichkeit. »Ich verdanke es dir, dass ich
so schnell genesen bin und wieder arbeiten kann. Der Stuhl hier …« Er wies auf
den ungewöhnlichen Sessel mit den sichelförmigen Füßen. »… ich hab ihn für dich
gemacht.«
    Sina konnte nicht gleich etwas sagen. Da war
etwas in seinem Blick, das sie unsicher machte. Und seine Hände … diese großen,
warmen Hände, die sie einfach nicht loslassen wollten … Auf einmal war da die
Erinnerung an andere Hände, die sie auch einmal zärtlich umfasst hatten, und
rasch drehte sie sich weg.
    Â»Ich wusste gar nicht, dass du außer Sprüche
klopfen und prügeln auch noch was anderes kannst.«
    Thabo lachte. »Wenn du mich lässt, zeig ich dir
noch viel mehr. Jetzt probier erst mal den Stuhl aus. Aber pass auf, vielleicht
ist der Leim noch nicht trocken!«
    Â»Typisch! Du willst wohl, dass ich auf den Boden
falle und mir den Hals breche!«
    Â»Aber nein! Es wäre schade um einen so schönen
Hals!« Er schmunzelte. »Auch der Kopf darauf gefällt mir – solange du nicht zu
viel redest!«
    Sina

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