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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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stemmte die Hände empört in die Hüften.
»Irgendwann stopf ich dir dein freches Mundwerk! Warte nur, übermorgen ist
Waschtag. Da werf ich dich in den Waschzuber!«
    Thabo trat zu ihr hin, und ehe sie sich’s versah,
hatte er Sina hochgehoben und schwenkte sie einmal durch die Luft, als sei sie
so leicht wie eine Feder. »Ich freu mich schon darauf«, meinte er. »Und ich bin
gespannt, wie du das anstellen willst.« Noch einmal stemmte er sie hoch, ließ
sie wieder herunter – doch bevor ihre Füße den Boden berührten, küsste er sie.
Flüchtig nur, es war wie ein Hauch. Und doch hatte Sina plötzlich das Gefühl,
als würde sie am ganzen Körper brennen.
    Â»So, jetzt schaukel mal ein bisschen.« Schon saß
sie in dem merkwürdigen Stuhl, wippte leicht hin und her – und sah sich nach
Thabo um. Doch der war wie vom Erdboden verschluckt.
    ***

 
    Â»Wir brauchen neue Fässer! Unsere Bestände
reichen diesmal nicht.« Ben Ruhland saß am Esstisch, lehnte sich in seinem Stuhl
zurück und trank einen Schluck Wein, den er mit Wasser vermischt hatte. Die
Weinlese war fast beendet, zum Glück war das Unwetter, das sich durch den
starken Wind angekündigt hatte, rasch vorübergezogen, ohne Schaden anzurichten.
Die Wassermassen hatten sich weiter nördlich entladen. Die Ernte von Gut Hopeland war nicht in Gefahr geraten.
    Â»Was meinst du – ob ich es wagen kann, allein zu
keltern? Die Cloosens drüben auf Grevenhoort sind
ausgelastet, sie können unsere Trauben nicht mehr mit verarbeiten.« Fragend sah
er seine junge Frau an.
    Â»Dann wag es doch einfach.« Charlotte lächelte
ihm aufmunternd zu. »Du hast alles, was du brauchst, also pack es an.«
    Ben zögerte. Seit drei Jahren bewirtschaftete er
jetzt den Boden, und seine Mühe, seine Sorgfalt trugen Früchte. Die uralten
Stöcke, die noch sein Großvater angepflanzt hatte, hingen voll der süßen
Trauben. Vor allem der Chenin Blanc und die Semillontrauben waren zurzeit
heißbegehrt. Allerdings stellte Ben immer wieder fest, dass die Winzer, die
schon länger am Kap waren, recht früh mit der Lese begannen. Sie hatten alle
Angst, dass die Vögel ihnen die Trauben wegfressen könnten.
    Â»Ich werde noch ein bisschen warten mit dem
letzten Abschnitt«, sagte er nachdenklich. »Dann werden die Trauben am Südhang
noch mehr Süße gewinnen. Jedenfalls will ich bessere Qualität beim Chardonnay
erzielen, wenn ich es schon allein wage und die anderen Winzer außen vor
lasse.«
    Â»Ich bin sicher, dass du das Richtige tun wirst.«
Charlotte, den Säugling auf dem Arm, lächelte ihm zu. »Bisher lag doch auf
allem, was du begonnen hast, Gottes Segen.«
    Er schüttelte sacht den Kopf. »Nein, erst seit
ich dir begegnet bin, liegen Glück und Segen auf meinem Tun.«
    Charlotte runzelte die Stirn. »Versündige dich
nicht, Ben«, mahnte sie.
    Â»Nein, nein, ich bin mit unserem Herrgott schon
im Einklang«, versicherte Ben rasch. »Komm, gib mir den Jungen einmal. Ich will
ihm zeigen, wo unsere besten Trauben reifen.« Mit dem Säugling auf dem Arm trat
er an eines der Fenster und öffnete es weit. »Schau, Karl, das dort drüben, wo
Thabo und Will gerade entlangreiten, das ist unser allerbester Weinberg. Von
dieser guten Lage werden noch Generationen sprechen!«
    Ben hatte von Anfang an auf die edlen
Chardonnay-Trauben vertraut, denn er war sich sicher, dass die süßen Weine, die
derzeit noch gefragt waren, bald von etwas trockeneren Sorten abgelöst werden
würden. Der Winzer verfolgte die Entwicklung höchst aufmerksam, und er fragte
sich, wann er selbst die ersten Fässer nach Europa liefern konnte. Noch
bevorzugte man in Europa so schweren Wein wie den Muskateller, aber Ben Ruhland
ahnte, dass sich das ändern würde.
    Â»Was denkst du – soll ich die Fässer bestellen,
oder willst du das übernehmen, wenn du in die Stadt zu deinem Vater fährst?« Er
brachte Klein Karl, der unruhig auf seinem Arm zu strampeln begann, nach nebenan
und legte ihn dort in die Wiege. Der Junge steckte den Daumen in den Mund, kniff
die Augen zusammen, gähnte – und schlief ein.
    Lächelnd ging Ben zu seiner Frau zurück. »Was
meinst du?«
    Â»Es ist sicher am gescheitesten, wenn du selbst
fährst. Ich bleibe diesen Monat hier. Sina hat so viele Vorräte

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