Im Herzen der Feuersonne
Blumen einfach zu
Boden fallen und beugte sich über seine Tochter. »Mein Mädchen ⦠geht es dir
gut?«
»Sehr gut sogar.« Charlotte lächelte ihn unter
Tränen an. »Dass du gekommen bist ⦠Ich freue mich so! Schau nur â¦Â« Sie wies auf
die Wiege, in der das Neugeborene friedlich schlummerte. »Das ist unser Sohn â
Karl Ruhland.«
»Karl ⦠Ach so â¦Â« Er sah seine Schwester kurz an,
dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Säugling, der mit rosigen Wangen
schlief. »Der Erbe von Hopeland «, flüsterte Willem,
und seine Augen wurden feucht. »Ich gratuliere euch!« Zart streichelte er dem
Baby über die schlafwarmen Wangen. »Mein Enkel. Herr im Himmel, ich danke dir,
dass ich diesen Tag erleben darf!«
Helene Kreuvert sah, wie er sich verstohlen eine
Träne aus den Augen wischte. Sie hatte es doch gewusst! Wenn Willem erst einmal
sein erstes Enkelkind sah, würde er seine Vorbehalte gegen Ben und gegen diese
nicht standesgemäÃe Hochzeit vergessen!
»Willst du ihn einmal auf den Arm nehmen, Papa?«
Charlotte richtete sich ein wenig mehr auf.
»Nein, nein«, Willem wehrte ab, »lasst ihn
schlafen. Aber ich hätte jetzt Lust, ein gutes Glas Wein auf euer Wohl zu
trinken.«
»Dann kommt mit.« Helene winkte den Männern, ihr
zu folgen. »Es ist für alles gesorgt.«
Bevor er seine Frau jedoch allein lieÃ, beugte
sich Ben noch einmal über Charlotte und küsste sie innig. »Alles wird gut, mein
Engel«, flüsterte er. »Ich liebe dich.«
»Und ich liebe dich«, gab sie zurück. »Aber jetzt
geh zu Papa.«
Unten im Salon war bereits ein Imbiss
hergerichtet, dazu gab es wieder den hervorragenden Wein, den Helene mitgebracht
hatte. Nach dem ersten Schluck stand Willem de Havelbeer noch einmal auf und
trat auf Ben zu. »Lass dich umarmen, mein Sohn«, sagte er. »Ich danke dir für
dieses neue Leben â und ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, damit es dir
und deiner Familie hier auf Hopeland gutgeht.«
***
Â
Thabo richtete sich auf und zog sich den Hut
wieder in die Stirn. Er hatte einige Zweige und fauliges Gras aus dem Bachbett
gefischt. Dabei waren ihm Spuren von Wildtieren aufgefallen, die offensichtlich
hierhergekommen waren, um zu saufen. Sie waren wohl für den Flurschaden
verantwortlich. Zum Glück konnte Thabo alles mit bloÃen Händen aus dem Wasser
fischen, und auch die einzelnen Bretter, die sich an dieser Stelle gelöst
hatten, fand er und befestigte sie, so gut es ihm möglich war.
Gerade als er sich wieder auf sein Pferd
schwingen wollte, hörte er Reiter näher kommen. Er griff nach dem Gewehr, das am
Sattel hing, und lud es vorsichtshalber durch. Diabolo, sein treues Pferd, das
ihm aufs Wort gehorchte, kam näher, und Thabo suchte mit ihm Deckung im Schutz
einer mannshohen WeiÃdornhecke, die einige Meter vom Bachlauf entfernt stand.
Die Lammersburgs hatten Diabolo seinerzeit erschieÃen wollen, weil er so wild
war und sich den Sattel nicht auflegen lassen wollte. Nur Thabo war mit dem Tier
zurechtgekommen. Nachdem der junge Sklave von Lammersburg einmal wegen einer
Nichtigkeit halb totgeprügelt worden war, hatte Thabo beschlossen, mit Diabolo
zu fliehen. Das Pferd hatte ihn auf seinem Rücken geduldet und ihn nächtelang
durch die einsame Steppe getragen. Tagsüber hatten sie sich versteckt, sie waren
fast verhungert und verdurstet, als Ben Ruhland sie schlieÃlich in der Nähe von
Kapstadt in einem Eichenhain entdeckt und mit nach Hopeland genommen hatte.
Thabo tätschelte Diabolo beruhigend den Hals. Die
sternförmige weiÃe Blesse hatte er mit Schuhwichse bestrichen, damit die
Lammersburgs das Tier nicht gleich erkannten und Thabo als Pferdedieb
hängten.
Ein paar kleine Vögel flogen erschrocken von
ihren Nestern auf, im Gras raschelten Eidechsen davon, und oben in der Luft
stieà ein Raubvogel einen Warnruf aus.
Thabos Herz schlug schneller, als er Albert
Lammersburg und seine beiden Schläger Misty und Elias bemerkte, ohne die dieser
keinen weiten Ausritt unternahm. Sie ritten eine Weile am Bachlauf entlang,
offenbar wollten sie hinauf zur Quelle.
»He, wer ist denn das?« Lammersburgs raue Stimme
lieà Thabo zusammenzucken. Albert Lammersburg richtete sich in seinem Sattel auf
und suchte die Umgebung ab. »Kein Mensch zu sehen«, stellte er fest. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher