Im Herzen der Feuersonne
Kleinen. Ich gehe eben in die
Küche und lasse ein besonderes Essen vorbereiten. Wir sollten Sinas Verlobung
feiern.«
»Dann komm her, mein Kleiner!« Ben schwenkte Karl
behutsam durch die Luft, was dieser mit einem strahlenden Lächeln belohnte.
»Mein Sohn«, murmelte Ben voller Stolz und gab dem Kleinen einen Kuss auf den
dunklen Schopf. Alles entwickelte sich zum Besten. »Komm mit nach drauÃen. Ich
zeige dir die Reben, die ersten reifen Trauben, das Land ⦠all das wird dir
einmal gehören, und ich weià schon jetzt, dass du ein hervorragender Winzer
werden wirst.«
Karl sah ihn aus groÃen dunklen Augen an, dann
patschte er ihm übermütig ins Gesicht. Lachend ging Ben mit ihm nach drauÃen und
zeigte seinem Sohn den südlichen Weinberg, das Gold von Hopeland .
Der Mann, der mit brennenden Augen hinüber zum
groÃzügig gebauten Gutshaus schaute, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen, so
dass seine Züge nicht zu erkennen waren. Zur dunklen Reithose trug er ein
dunkles Hemd und eine lederne Joppe. Er wurde jetzt, bei Einbruch der Dämmerung,
fast eins mit seinem dunkelbraunen Pferd, das ruhig auf der Hügelkuppe
stand.
Der Blick des Beobachters war starr auf das weiÃ
gekalkte Herrenhaus gerichtet, das inmitten grüngolden schimmernder Weinberge
lag. Im Hof des Gutes, der rundherum von Pechfackeln erleuchtet wurde, standen
Tische und Bänke. Es schien, als würde ein Fest vorbereitet. Einige Schwarze
trugen Weinkrüge zu den Tischen, Platten mit Fleisch und Fisch wurden aus dem
westlich gelegenen Anbau des Gutshauses herangetragen. Hier befand sich wohl der
Küchenbereich.
Der Reiter lenkte sein Pferd noch ein paar Meter
tiefer in Richtung Tal. Ein paar Sanddornbüsche boten ihm eine gewisse Deckung.
Er duckte sich tiefer über den Pferdehals, als einer der Gutsarbeiter in seine
Richtung wies und etwas rief, das er aber nicht verstehen konnte. Verdammt, er
durfte nicht entdeckt werden, denn das konnte seinen Plan gefährden.
Der verfluchte Sklave wandte sich zum Glück
wieder ab und ging zu den Tischen zurück. Ruhland, dieser verrückte Hurensohn,
feierte tatsächlich mit seinen Sklaven. Der deutsche Winzer war ein Quertreiber,
er machte alle Rechte, die die WeiÃen sich hier am Kap erworben hatten, mit
seinen liberalen Ansichten zunichte!
»Hab ich es doch gewusst, dass der Mistkerl hier
für immer unterkriechen will! Na warte, du Hund, du wirst in der Hölle
schmoren.« Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, dass einer der
Schwarzen jetzt in eine Hütte ging und dann mit einer schlanken, bildhübschen
Schwarzen zurückkam. Sie trug ein rotes Kleid mit weiÃem Blumenmuster. Das
kunstvoll geschlungene Kopftuch war aus dem gleichen Stoff gefertigt. Der
Schwarze hielt ihre Hand, küsste sie ⦠Der Mann zu Pferde spuckte in weitem
Bogen aus. Seine Hand zitterte, als er in die Jackentasche griff und eine flache
Flasche mit Branntwein herauszog. Kurz setzte er sie an die Lippen, nahm einen
tiefen Schluck.
Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt,
die Schnapsflasche war bereits halb geleert, als dort unten im Gutshof endlich
die Feier begann. Ben Ruhland stand auf und sagte etwas, alle klatschten
begeistert und riefen laut durcheinander. Erst als Wein ausgeschenkt wurde und
alle zu essen begannen, kehrte etwas Ruhe ein.
Der Mann band das Pferd an einem der Sträucher
fest, nahm aus den Satteltaschen ein paar alte Lappen und eine Flasche mit
Petroleum, dann pirschte er sich vorsichtig in die Nähe der Hütten und
Stallungen.
Als er die Tür des Pferdestalls vorsichtig
öffnete und sich im Halbdunkel umschaute, wieherte Diabolo laut auf und stieg
auf die Hinterhand. Aufgeregt schlug er mit den Vorderbeinen gegen die
Verschalung seines Stalles, doch da war niemand, der ihn hörte.
Auch die beiden Kutschpferde schnaubten nervös,
die drei anderen Pferde, nur locker angebunden, rissen sich los und versuchten,
durch die angelehnte Stalltür zu entkommen. Der Luftzug fachte die kleine
Flamme, die der Mann an einem Strohballen entzündet hatte, an und beleuchtete
die Gesichtszüge des Brandstifters â es war Albert Lammersburg. Wie eine gelbe
Zunge leckte das Feuer hoch, fraà sich ins trockene Stroh hinein und entfachte
dieses immer stärker â¦
Ben Ruhland stand auf und stieà mit dem Griff
seines Messers an sein Weinglas, so dass ein heller Ton erklang.
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