Im Herzen der Feuersonne
hinaus nach Hopeland . Dort wird sie begraben. Ich werde den
Priester selbst verständigen.«
Dann ging Ben mit der Magd aus dem Raum, damit
die beiden Männer ihrer traurigen Pflicht nachkommen konnten.
»Mister Ruhland ⦠was wird denn mit der
Wirtschaft?«, fragte Nelly zaghaft.
»Wenn alles Hannes Eigentum war, könnte man den
Laden verkaufen.«
»Oder verpachten.« Verlegen senkte Nelly den
Kopf.
»Du willst das hier pachten?« Ben sah sie
kopfschüttelnd an. »Du bist doch viel zu jung!«
»Ich bin zwanzig!«
»Gut. Dann führ erst einmal alles in Hannes Sinn
weiter.«
***
Â
»Kann ich denn keinen Schritt mehr tun, ohne
über dich zu stolpern?« Sina, einen Korb mit Ãpfeln in den Händen, funkelte
Thabo an. »Hast du nichts zu tun?«
Mit ein paar langen Schritten war Thabo bei ihr.
»Man sollte dir das freche Mundwerk stopfen«, meinte er. »Und ich weià auch
schon, wie.« Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihr den Korb abgenommen
und sie in die Arme gezogen. Seine Lippen pressten sich fest auf ihren Mund,
doch dann wurde sein Kuss zärtlicher, seine Lippen liebkosten die ihren,
behutsam drängte seine Zunge sich vor.
Sina hatte das Gefühl, zu schweben. Was geschah
hier mit ihr? Warum hob sie nicht die Hände und wehrte ihn ab? Es war ein
berauschendes Gefühl, das sie erfasst hatte. Ganz anders als alles, was sie je
zuvor erlebt hatte.
Nur flüchtig dachte sie an Ben ⦠an seine Küsse,
an seine zärtlichen Hände auf ihrer Haut. Aber diese Erinnerungen zerstoben wie
Samen im Frühlingswind. Da war Thabo, der starke, selbstsichere Thabo, der sie
jetzt noch fester an sich presste und dicht an ihrem Mund flüsterte: »Du freches
Ding.«
Sina bog den Kopf zurück, um ihm besser ins
Gesicht sehen zu können. Sie sah seine Lippen, seine kräftige Nase, die Augen,
die sie ebenso übermütig wie zärtlich ansahen. »Mach dich auf was gefasst«,
flüsterte sie und wunderte sich, dass sie überhaupt etwas hervorbrachte. »Mit
dir bin ich noch nicht fertig!«
»Wundervoll! Dann sind wir uns ja endlich einig!«
Und wieder bekam sie einen langen Kuss.
»Na endlich! Ich hab schon gedacht, du traust
dich nie!«
In diesem Augenblick kam Ben aus dem Weinkeller
und lachte den beiden zu. Schnell löste Sina sich von Thabo und biss sich auf
die Lippen. Ben tat so, als sei es ganz normal, dass sie sich einem anderen
zuwandte. Ob er vergessen hatte, was zwischen ihnen gewesen war? Ja, gab ihr
Herz ihr im selben Moment die Antwort. Für ihn ist das nur noch eine flüchtige
Erinnerung. All seine Gefühle gehören Charlotte. Und deshalb solltest auch du
neu anfangen!
Thabo lachte. »Master Ben â Ihr habt hier auf Hopeland das Sagen. Soll ich Sina heiraten?«
»Aber ja!« Ben trat auf die beiden zu. »Ich
gratuliere. Das muss gefeiert werden. Morgen ist Sonntag, das passt doch sehr
gut!«
Sina schüttelte den Kopf. »Mich hat noch keiner
gefragt! Wie kommt ihr dazu, einfach über mich zu bestimmen? Ihr seid
verrückt!«
Sie bückte sich und wollte den Apfelkorb
aufheben.
»Nichts da!« Thabo ergriff ihren Arm und zog sie
mit sich, hinüber zu seinem Haus. »Wir haben noch was zu klären!«
Schmunzelnd sah Ben den beiden nach, hinter denen
jetzt die aus rohen Brettern gefertigte Tür von Thabos Hütte zufiel. Sie müssen
ein besseres Haus bekommen, dachte er. Und dann muss ich mir etwas einfallen
lassen, damit Thabo endlich ohne Angst hier arbeiten kann. Er ist, wenn man es
streng betrachtet, immer noch Lammersburgs Sklave, ich muss ihn auslösen.
Wahrscheinlich werde ich ein kleines Vermögen für ihn zahlen müssen, aber er ist
es wert!
Als Charlotte, das Baby auf dem Arm, aus der
Küche kam, glätteten sich seine Züge rasch wieder. »Sina und Thabo werden wohl
heiraten«, berichtete er.
»Wie schön! Dabei haben sie immer so getan, als
wären sie sich spinnefeind.« Charlotte lachte und griff nach Karls kleinen
Fingern, die wieder einmal mit ihren Locken spielen wollten. »Aber wenn man
bedenkt, wie fürsorglich Sina sich um Thabo gekümmert hat, als er so schwer
verletzt war â¦Â«
»Dieser Lammersburg ⦠wenn ich an ihn denke,
kommt mir die Galle hoch.«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Vergiss ihn doch
endlich. Er stört uns nicht mehr. Hier, nimm den
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