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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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gerne.« Das Lob machte sie verlegen. Dabei waren ihr die Kartoffelklöße tatsächlich gut gelungen, auch wenn der leicht süßliche Geschmack gewöhnungsbedürftig war.
    »Wissen Sie«, fuhr Bruder Laumer fort, »jetzt, da unser lieber Verstorbener nicht mehr unter uns weilt, ist die Arbeit nicht weniger geworden. Sie sind doch Lehrerin. Könnten Sie sich vorstellen, uns etwas zu entlasten?«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Fast zu schnell kam ihre Antwort.
    »Tatsächlich?« Bruder Laumer lächelte sie an. »Das freut mich sehr. Bislang erreichen wir Männer Gottes nur die Knaben, aber mit Ihnen könnten wir tatsächlich auch bei den Frauen und Mädchen ansetzen. Sie könnten sie zum Beispiel das Nähen lehren und sie in weiteren hausfraulichen Tätigkeiten unterweisen.«
    »Ich könnte mir durchaus vorstellen, ihnen noch mehr beizubringen«, wandte Isabel ein. »Deutsch zum Beispiel. Und Lesen, Schreiben und Rechnen.«
    Bruder Lorenz nickte. »Das wäre wundervoll. Und vielleicht gelingt es Ihnen ja auch noch, Noah davon zu überzeugen, in Bruder Felbys Fußstapfen zu treten und sich zum Hilfslehrer ausbilden zu lassen.«
    »Noah?« Bruder Schwarz schüttelte den Kopf, sein langer Bart wackelte. »Ich glaube, diese Hoffnung kannst du begraben, Paul. Aus diesem Hallodri wird nie ein guter Lehrer. Er hat keinerlei Verantwortungsgefühl, und regelmäßige Arbeit ist ihm vollkommen fremd.«
    »Du urteilst zu hart, Maximilian«, sagte Bruder Lorenz. »Vergiss nicht, wie gut er mit Conrad zusammengearbeitet hat. Und dass er die Station mit frischem Fleisch versorgt.«
    »Weil es ihm Freude bereitet, auf die Jagd zu gehen«, grollte Bruder Schwarz. »Er zeigte weit weniger Ehrgeiz, als es darum ging, den kleinen Katechismus zu lernen oder auch nur regelmäßig zum Gottesdienst zu erscheinen. In seinem Alter war ich bereits seit zwei Jahren im Missionsseminar von Neuendettelsau!«
    Er fuhr sich durch den verfilzten Bart und grummelte noch weiter vor sich hin.
    Isabel räusperte sich; die Wende, die das Gespräch genommen hatte, war ihr unangenehm. »Es gibt ein kleines Problem«, bemühte sie sich zaghaft um einen Themenwechsel. »Mein restliches Gepäck befindet sich noch bei Herrn von Faber in Finschhafen.«
    »Wenn es weiter nichts ist«, winkte Bruder Lorenz ab. »Ich bin morgen in Finschhafen. Wenn es Ihnen recht ist, hole ich Ihr Gepäck ab und bringe es mit.«
    »Das wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen«, gab Isabel erleichtert zurück. »Und richten Sie Herrn von Faber und seiner Schwester bei dieser Gelegenheit bitte meinen allerherzlichsten Dank und die besten Grüße aus.«
    *
    Lachen und Geplapper drangen aus dem schattigen Platz unter Conrads Hütte hervor, wohin sich einige Jabim-Frauen vor der Hitze dieses Augustvormittags zurückgezogen hatten. Gemeinsam mit Isabel saßen sie um ein großes Stück Stoff und mühten sich mit Nadel und Faden ab, bunte Garnknäuel lagen überall herum. Die Wortfetzen, die Noah aufschnappte, handelten von Weiberklatsch und den Jagderfolgen der Männer. Als Yerema Isabel einen offenbar etwas verunglückten Stich zeigte, lachte diese auf – hell und glücklich.
    Betont gelassen schlenderte er heran – nicht, dass noch jemand merkte, wie rasch sein Herz plötzlich schlug. Das Geplauder ebbte ab, jetzt ertönte nur noch vereinzelt ein Kichern.
    Atikio lächelte ihn an. Im vorigen Jahr war sie für einige Wochen die Gefährtin seiner Nächte gewesen, bevor sie beide sich anderen Partnern zugewandt hatten. Wie lange das schon zurück lag.
    Isabel hob den Kopf und sah ihm entgegen. Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte.
    »Was nähen Sie?«, fragte er.
    Die Falte verschwand. »Laplap bilong alta« , gab sie auf Tok Pisin zurück und hob einen Teil des großen, rechteckigen Stoffs hoch. »Eine Altardecke.«
    »Und wie geht es Ihrem Fuß?«
    »Gut, es tut kaum noch weh.« Sie sah ihn von unten herauf an. »Fragen Sie mich das jetzt jeden Tag?«
    »Es interessiert mich eben jeden Tag.«
    Er sagte etwas auf Jabim, und die Frauen fingen erneut an zu kichern, erhoben sich lachend und plappernd und zogen davon. Er sah ihnen nach. Wie Isabel wohl aussehen würde, mit nichts weiter als einem Baströckchen bekleidet? Immerhin hatte sie inzwischen das unbequeme Korsett abgelegt und saß nicht mehr ganz so steif da.
    Sie blickte den Frauen ratlos hinterher. »Wieso sind sie alle gegangen? Was haben Sie zu ihnen gesagt?«
    »Dass es viel zu heiß zum Arbeiten ist und dass sie

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