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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Hütte, während sie auf sie einredete. Wenn sie doch nur etwas von dem kehligen Wortschwall verstehen würde! Wollte Hiya ihr tatsächlich klarmachen, dass Isabel für die Dauer ihrer Blutung hierbleiben musste? Alleine?
    Dann schloss sich die Tür hinter ihr.

15.
    Der neunjährige Junge verbiss sich den Schmerz und weinte stumm, als der Schamane der Donowai ihm mit einem angespitzten Knochenstück die Nasenscheidewand durchbohrte. Blut lief ihm über Mund und Hals, aber er hielt tapfer still, während der Schamane einen schmalen, fingerlangen Bambusstab durch das neu entstandene Loch schob. Neben ihm, auf dem geheimen Initiationsplatz tief im Wald, warteten fünf weitere Jungen mit ängstlich gespannten Gesichtern darauf, ihren ersten Nasenschmuck zu erhalten. Mit zunehmendem Alter würde der Schmuck immer größer werden, bis sie die großen, ringförmigen Eberhauer der Erwachsenen tragen durften.
    Noah hielt sich im Hintergrund und bemühte sich, ungerührt zuzusehen, obwohl sich beim Anblick des weinenden, blutenden Kindes etwas tief in seinem Inneren verkrampfte. Etwas, das an die Zeit rührte, die er vergessen hatte.
    Sein Kopf tut so weh!
    Viele Hände, die ihn halten. Stimmen, die in einer unverständlichen Sprache auf ihn einreden, fremde Gesichter, die sich über ihn beugen. Eine Hand, die seinen Kopf dort berührt, wo der Schmerz pocht, und ihm weitere Qual zufügt. Er versucht, tapfer zu sein, aber dann weint er doch.
    Noah schüttelte leicht den Kopf, um diese Schatten zu vertreiben und sich wieder auf das Heute zu konzentrieren.
    In den vergangenen Tagen hatte er alles darangesetzt, die Donowai von seinem guten Willen zu überzeugen. Hatte Isabel kaum eines Blickes gewürdigt, um das Geschlechtertabu einzuhalten, hatte mit ihnen gejagt, gegessen, im Männerhaus ihren Geschichten gelauscht und dabei seine Kenntnis ihrer Sprache immer weiter verbessert. Inzwischen wurde er kaum noch argwöhnisch beäugt. Dass man ihm jetzt sogar erlaubte, der ersten Initiation der Donowai-Jungen beizuwohnen, war ein weiterer Beweis des Vertrauens. Bei diesen Feierlichkeiten hatte jeder Stamm seine eigenen Regeln, die sich erheblich voneinander unterschieden. Bei den Kandangai am Sepik wurden die jungen Männer mit fünfzehn Jahren in die Gemeinschaft aufgenommen. Noah hatte den Stamm kurz vor diesem Zeitpunkt verlassen. Wäre er nicht mit Otto Finsch nach Simbang gegangen, würden seinen Rücken jetzt viele kleine Narben zieren, die an die Schuppen eines Krokodils erinnern sollten.
    Von einem Feuer stieg dichter Rauch auf und hüllte die Männer und älteren Knaben der Donowai ein, die sich hier im Wald versammelt hatten. Monotoner Gesang ertönte, als der Schamane sich dem nächsten Jungen zuwandte.
    Noah trat langsam einen Schritt zurück. Niemand achtete auf ihn. Eine bessere Gelegenheit als jetzt würde er kaum bekommen. Nicht, solange Isabel alleine in der Hütte der unreinen Frauen war.
    Der Junge ließ einen klagenden Laut hören, der in ein schmerzerfülltes Schluchzen überging. Vorsichtig schob Noah sich weitere Schritte zurück. Jetzt! Jetzt oder nie. Rasch und nahezu lautlos tauchte er zwischen Bäume und niedriges Buschwerk, drehte sich um und begann zu laufen. Während er zurück zum Dorf rannte, entledigte er sich all der störenden Gräser, Ketten und bunten Paradiesvogelfedern, mit denen sich alle Männer für das Ritual geschmückt hatten, bis er nicht mehr als das kurze Lendentuch trug. Er blieb einen Augenblick stehen, um zu lauschen: Der Gesang der Donowai war unverändert – noch hatten sie nicht bemerkt, dass er verschwunden war.
    Der Zeitpunkt war günstig: Das Dorf war verlassen, die Frauen befanden sich auf den Feldern, um Früchte und Gemüse für das spätere Festmahl zu ernten, mit dem die initiierten Jungen gefeiert werden sollten. Rasch kletterte Noah ins Männerhaus und lief durch den langgestreckten Innenraum bis in den hintersten, den geheimen Teil. Hier lagerten die Kultgegenstände, die Trommeln und Masken, Totenschädel und Ahnenfiguren – normalerweise hatten hier nur der Häuptling, der Schamane und ausgewählte Krieger Zutritt.
    Er hatte schnell gefunden, wonach er suchte: sein eisernes Buschmesser, das Korua-Kolta ihm abgenommen hatte. Als er sich zum Gehen wandte, fiel sein Blick auf das runde, silbrig glänzende Zündholzdöschen, das neben einer zusammengerollten Matte lag. Er schüttelte es leicht – es rasselte, also war noch mindestens ein Zündholz darin. Für einen

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