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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Der hochaufgeschossene Yakamup war dem Pfad gefolgt, der auf der gegenüberliegenden Seite des kreisförmigen Platzes weiterging, aber schnell wieder zurückgekommen. Ohne Isabel.
    »Die anderen werden sie bald finden«, sagte Aso, der noch immer mit den Federn und Bändern der Initiationsfeier geschmückt war.
    Okame, mit dem Noah in den vergangenen Tagen so oft zusammen gejagt hatte, kam mit einem Heilkraut aus dem Dickicht und rieb den beißenden Saft in die blutende Wunde.
    In den Gesichtern der Krieger konnte Noah nichts als Verachtung lesen. Aber offenbar hatten sie nicht vor, ihn zu töten. Zumindest nicht sofort – sonst würden sie sich wohl kaum die Mühe machen, seine Wunde zu versorgen.
    Sie fesselten seine Hände im Nacken, so wie schon einmal, und zogen ihn auf die Füße. Er konnte laufen, wenn auch mit Schmerzen.
    Blaue Augen.
    Für einen kurzen Augenblick hatte er sie klar vor sich gesehen. Ein feines, schönes Gesicht, umgeben von hellbraunen Haaren. Das Gesicht einer weißen Frau.
    Seiner Mutter. Seiner leiblichen Mutter. Das wusste er plötzlich mit jener unerschütterlichen Sicherheit, bei der kein Platz für Zweifel war.
    Das bedeutete, er war nicht der Nachkomme eines weißen Kolonisten, der sich mit einer Papuafrau eingelassen hatte! Es war genau andersherum: Seine Mutter war eine Weiße!
    Aber wer war dann der andere Mann? Der Mann mit dem roten Bart, dessen Bild ihn immer wieder verfolgte?
    Ein Schlag in den Rücken brachte ihn zurück in die Gegenwart. Sie waren im Dorf angelangt. Alle Donowai hatten sich um Korua-Kolta versammelt, auch die restlichen Krieger, die Isabels angeblichem Weg über die nun zerstörte Brücke gefolgt waren – ihre Haut glänzte nass vom Marsch durch den Fluss. Im Hintergrund sah Noah die frisch initiierten Jungen, getrocknetes Blut im Gesicht. Selbst sie starrten ihn feindselig an.
    Korua-Kolta nickte, als man ihm erklärte, dass Isabel noch immer nicht gefunden worden sei. »Die weiße Frau hat sowieso nur Ärger gemacht. Sie wird nicht lange überleben, ganz allein im Wald.«
    Nein, sie würde es schaffen! Sie würde die Forscher finden und sich retten können.
    In Noahs Magen saß ein fester Knoten. Er hatte das Vertrauen der Donowai missbraucht und war zusammen mit Isabel geflohen. Er hatte ihre Brücke zerstört. Die ganze Situation hatte etwas aberwitzig Vertrautes. Wieder kniete er vor dem Häuptling. Wieder musste er um sein Leben fürchten. Aber diesmal würde es ihm wohl nicht gelingen, sich mit einem albernen Hokuspokus aus der Affäre zu ziehen.
    Es sah nicht gut für ihn aus.
    Korua-Kolta betrachtete ihn stumm und ohne Regung. Dann fletschte er die Zähne unter seinem Eberhauerschmuck zu einem hässlichen Grinsen. »Wo sind jetzt deine magischen Kräfte?«
    »Die Frau, die ich mitgebracht habe, hat mich verhext«, behauptete Noah. »Sie hat mich mit ihren magischen Frauenkräften verhext.«
    Der Häuptling winkte ab, als hielte er ihn keiner Antwort für würdig, und wandte sich an die anderen. »Er ist verdorben von ihren unreinen Säften. Bringt ihn in die Reinigungshütte und setzt ihn dem Rauch aus. Danach werde ich entscheiden, was mit ihm geschieht.«
    *
    Isabel schreckte auf. Dicht vor ihrem Gesicht tanzte etwas Blaues. Ein großer Schmetterling, hellblau mit schwarzen Streifen, der wie betrunken durch die Luft torkelte. Benommen richtete sie sich auf – und hielt sich gleich darauf fest, als sie erst verspätet bemerkte, dass sie auf einem Baum saß, gesichert durch eine Lianenschnur.
    Sie begrüßte den Morgen so dankbar wie noch nie. Die Nacht war ihr endlos vorgekommen. Sie hatte kaum geschlafen, war höchstens für ein paar Minuten eingenickt, um dann wieder aus dem Schlummer hochzufahren, weil ein Käfer über ihre Haut kroch oder ein Wassertropfen auf sie fiel. Ihr war kalt, ihre Glieder waren steif, weil sie viele Stunden zusammengekrümmt auf dem Ast verbracht hatte.
    Der Morgennebel lichtete sich bereits, nur noch ein paar helle Schwaden trieben vorbei. Durch die Baumkronen gefächertes Sonnenlicht fiel auf Blätter und Unterholz, Blütenduft und der erdige Geruch feuchter Vegetation erfüllten die Luft.
    Schlagartig überfiel sie die Erinnerung an die Donowai. Waren sie da? Hatten sie sie erwischt? Sie lauschte, sah sich um. Fast glaubte sie, die Wilden hinter Stämmen und Büschen zu sehen, aber da war nichts. Über ihr, um sie herum gab es nur die Geräusche des Dschungels. Sie war allein. Vollkommen allein.
    Der Wald erglühte

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