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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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sondern schien lediglich großen Respekt vor den Tieren zu empfinden. Sie hob beide Hände vor ihr Gesicht, als blickte sie durch eine fiktive Kamera, um ein Foto von den Bären zu schießen. Sie bewegte ihren Zeigefinger und imitierte das leise Klicken des Auslösers. Sie hatte wirklich Nerven!
    Später ritten sie das Tal entlang, das sanft aufwärtsführte. Am späten Nachmittag zog vom Pazifik ein Gewitter herauf. Der Donner grollte, Blitze erleuchteten den immer dichter werdenden Nebel, der sich zwischen den Sequoias verfing, und plötzlich begann es prasselnd zu regnen.
    Sie sprangen von den Pferden, schnallten die Decken und Schlafsäcke los und flüchteten sich kichernd in einen hohlen Baum. Die Höhle im Stamm war groß genug für sie beide. Sie zogen sich die Decke über die Schultern und beobachteten, wie draußen der Gewitterregen niederrauschte und die Nadeln und Zapfen der Sequoias wegschwemmte. Tropfnass und frierend schmiegten sie sich eng aneinander. Er legte seinen Arm um sie, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    Nur sie und ich!, dachte er. Das ist alles, was ich in diesem Augenblick denke und fühle, und trotz der Kälte wird mir ganz warm. Nur sie und ich und die zarten Gefühle zwischen uns! Und sie ist mir so nah!
    Obwohl sie verträumt lächelte, als er sie auf die Wange küsste, hatte Rob das Gefühl, dass sie in Gedanken woanders war. Aber wo? Und mit wem? Mit ihm! Die Eifersucht versetzte ihm einen Stich ins Herz. Shannon dachte an den anderen, von dem Tom ihm erzählt hatte …
    Shannon spürte, dass Rob sich verkrampfte, weil sie nicht auf seine zärtlichen Liebkosungen reagierte, wie er es sich gewünscht hätte. Aber sie musste an Jay denken. Sie stellte sich vor, wie er ihr die nassen Sachen auszog und sie liebevoll in die Arme nahm, um sie zu wärmen. Er fehlte ihr so! Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu seufzen.
    Sie hatte sich schlafend gestellt, als Rob sie letzte Nacht auf eine sehr sinnliche Weise gestreichelt hatte. Ihr war so heiß gewesen wie ihm, als er schließlich mit einem leisen Seufzen aufstand und zum Redwood Creek hinunterging. Es hatte fast eine Stunde gedauert, bis er zu ihr zurückgekehrt war. Als er in seinen Schlafsack gekrochen war, hätte sie sich am liebsten zu ihm umgedreht. Aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, was sie bei seinen Liebkosungen empfunden hatte. Was hätte sie ihm denn sagen sollen? Ich find’s schön mit dir, Rob. Ich mag dich sehr. Aber ich liebe einen anderen …
    Sie nahm Robs Hand, die auf ihrer Schulter lag, und hielt sie fest. Ihm schien das zu gefallen, denn er rieb seine Nase an ihrer Wange und küsste sie.
    Was sie für Rob empfand, war nicht die Liebe oder die Leidenschaft, die sie für Jay verspürte, aber doch ein starkes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Rob und sie waren wie zwei Teile eines Puzzles, die perfekt zueinander passten und ganz fest miteinander verbunden waren. Mit ihm unter der Decke zu kuscheln war ein Gefühl voller Geborgenheit und Wärme. Beim Kennenlernen hatte sie zu Jay gesagt, dass sie sich in einer arrangierten Ehe ohne echte Gefühle entsetzlich einsam fühlen würde. Es war sehr schwierig, eine echte Partnerschaft nur auf Respekt und Würde zu gründen. Sie hatte nie darüber nachgedacht, dass sie mit Rob befreundet sein könnte. Aber war eine solche Freundschaft gegen die zärtliche und leidenschaftliche Liebe aufzuwiegen, die sie für Jay empfand?
    Rob war seinem Vater so ähnlich! Er spürte, dass in ihrem Inneren ein Tumult der Gefühle tobte, aber er fragte nicht nach, sondern wartete geduldig ab. Aber sollte sie ihm von Jay und dem Kind erzählen? Wenn er ihr Ehemann wurde, hatte er das Recht zu erfahren, dass das Kind nicht von ihm war. Aber ihm von Jay zu erzählen hieße für sie, ihn aufzugeben. Über Jay zu sprechen bedeutete, alles, was zwischen ihnen gewesen war, herabzuwürdigen, alles Schöne hässlich zu machen, alles Gute zu verleugnen und die Hoffnung und die Sehnsucht aufzugeben. Für immer.
    Der Regen hatte aufgehört, aber es tropfte noch von den Bäumen. Rob folgte ihr aus der Höhle und beobachtete, wie sie die Decken hinter ihrem Sattel aufschnallte. Als sie ihren Fuß in den Steigbügel schieben wollte, kam er zu ihr herüber. Er legte seine Arme um sie und hielt sie fest. »Wie fühlt sich das an?«
    Shannon lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter und lauschte auf seinen Herzschlag. »Das fühlt sich toll an.«
    »Geht’s dir besser?«,

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