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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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für Skip erkundigt hatte. Selbst er, der vertraute Freund und ehemalige Geliebte, konnte Caitlin nicht begreifbar machen, dass Skip keine Kraft und keinen Willen mehr hatte, gegen sie zu kämpfen. Sein Mut und seine Entschlossenheit reichten gerade noch für eine letzte Flucht …
    Skip schmatzte Ronan einen Kuss auf die Wange, und der Kleine quietschte vor Vergnügen. Shannons Bruder nahm den kleinen Husky aus Wolfspelz von ihrem Arbeitstisch und drückte ihn Ronan in die Hand. Colin hatte das Spielzeug im Herbst mit dem letzten Schiff aus Nome geschickt. Er hatte es in einer Mission am Yukon gekauft, weil er wohl geahnt hatte, dass Shannon bereits schwanger war. Er hatte geschrieben, dass die Fellzeichnung ihn an den Hund eines Freundes erinnerte, deshalb hatte er den Husky Randy genannt. Ronan liebte Randy, der schon mehrmals aus seinem Haferbrei gerettet worden war, über alles.
    Während die beiden im Schatten des Eukalyptusbaums verschwanden, setzte Shannon sich wieder vor ihre Schreibmaschine und versuchte, sich auf ihren Artikel über den Orient zu konzentrieren. Aber sie schaffte es nicht, weil sie mit halbem Ohr auf Ronans Gebrabbel lauschte – Skip erzählte dem Kleinen etwas, das Ronan voller Begeisterung in demselben Tonfall nachahmte. Skip sagte: I love you, Ronan antwortete kichernd: Awawaw. Skip fragte: Hey, sweetie. How are you?, und Ronan brabbelte ihm hingebungsvoll nach: Heyoo-aa-oo. Was so viel hieß wie: Mir geht’s prima. Und dir? Oder Skip spielte Peek-a-boo mit dem Kleinen, hielt die Hände vor das Gesicht, schielte durch die Finger hindurch und brachte Ronan damit zum Lachen. Nur Kitzeln war noch schöner! Und den kleinen Husky heulen lassen! Dann hatte Ronan ganz große, glänzende Augen, grinste von einem Ohr zum anderen, kicherte, lachte und kreischte und versuchte, Skip den süßen Randy, der so herrlich jaulen konnte, aus der Hand zu reißen.
    Während sie den beiden beim Spielen zuhörte, erinnerte sie sich, wie sie vor fast einem Jahr gemeinsam mit Skip ihre Koffer ausgepackt hatte. Sie hatte ihm beweisen wollen, dass ihre Reise um die Welt beendet war. Ihre Geste hatte ihn zu Tränen gerührt, denn sie hatte nicht für Jay oder Rob auf ihre Freiheit verzichtet, sondern für ihn.
    Und aus demselben Grund verließ sie Rob nicht, um Jay zu suchen. Sie konnte Skip nicht mehr allein lassen.
    Sie konzentrierte sich auf den Artikel, als sie plötzlich Ronan weinen hörte. Er brüllte verzweifelt, als hätte Skip ihn fallen lassen. Sie sprang so schnell auf, dass sie den Tisch mit der Schreibmaschine umriss. »Skip?« Ronan brüllte noch lauter, als er seine Mommy hörte. »Skip, wo bist du?«
    Sie war auf das Schlimmste gefasst. Sie folgte Ronans Weinen und fand ihre beiden Jungs unter einer Palme mit Blick aufs Meer. Skip lehnte mit dem Kopf am Stamm, Ronan lag auf seinem Bauch, richtete sich immer wieder auf, blickte Skip an, der sich jedoch nicht rührte, ließ sich zurückfallen, strampelte so ungestüm, dass er fast herunterfiel, und schrie.
    Sie nahm Ronan, dem die Kullertränen über das Gesicht rannen, auf den Arm, hockte sich ins Gras und beugte sich über ihren Bruder. »Skip?«
    Seine Augen waren offen, seine Lider flatterten, aber er nahm sie nicht wahr. Er wirkte erschöpft, seine Haut war so blass, dass sie durchsichtig erschien, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Er stirbt, dachte sie sofort.
    Ronan brüllte sich mittlerweile heiser.
    »Ist ja gut, mein Süßer.« Shannon küsste Ronan und legte ihn sich über die Schulter, sodass er Skip nicht ansah. »Skip! Wie geht’s dir?«
    »Hab … Angst …«
    »Ich auch, Skip. Du hast mich erschreckt.«
    »… Ronan …«
    »Mach dir keine Sorgen, ihm ist nichts passiert.«
    Skip schloss die Augen. »… nicht wehtun …«
    Shannon strich ihrem Bruder über das schweißnasse Gesicht. »Nein, Skip, du hast Ronan nicht wehgetan. Du hast ihn nicht fallen lassen. Ronan hat sich nur fürchterlich erschreckt.«
    Skip nickte schwach.
    Mr Portman, der das Scheppern der Schreibmaschine und das Poltern des Tisches gehört hatte, tauchte neben ihr auf. Er atmete schwer, denn er war gerannt. »Kann ich helfen, Ma’am?«
    Shannon atmete tief durch. »Rufen Sie Doktor McKenzie an. Er soll sofort kommen.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ich will nicht.« Skip begann zu weinen, und Ronan fing auch wieder an, aus vollem Hals zu brüllen. »Bitte, Shannon …«
    »Was denn? Was willst du nicht, Skip?«, fragte sie behutsam und drückte Ronan an

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