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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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das alles aushalten wird, obwohl wir uns beide bemühen, sie zu retten.« Sie seufzte. »Skip, ich weiß nicht, ob ich das noch länger aushalte.«
    »Rob liebt den kleinen Ronan.«
    »Er weiß, dass wir keine weiteren Kinder haben können.«
    »Du nicht. Er schon. Was, wenn Sissy schwanger wird? Was, wenn sie ihm den Sohn und Erben schenkt, nach dem er sich immer noch sehnt?«
    »Davor habe ich Angst, wenngleich Robs und Sissys Kind genauso illegitim sein würde wie Ronan. Aber für Rob wäre er sein Sohn.«
    »Und wenn er wieder mit Sissy schläft?«
    »Dann packe ich meine Sachen und verschwinde.«
    »Nach Alaska«, vermutete er.
    »Ich werde Jay suchen. Ich will ihm sagen, dass er einen Sohn hat. Ich will ihn zurückhaben. Und mit ihm glücklich sein.«
    Eine Weile lauschten sie auf das Knistern und Rascheln am Ende der Tonspur des Liebestraums , dann wurde der Plattenteller langsamer und blieb schließlich stehen. Shannon drehte sich um und ging zu ihrem Arbeitstisch.
    Skip warf einen Blick auf ihre Reiseschreibmaschine mit dem angefangenen Artikel fürs National Geographic . »Eine Reise um die Welt in zehn Teilen.« Skip schaute auf die Kiste mit ihren Souvenirs unter dem Arbeitstisch. Vor fast einem Jahr hatten sie Shannons Koffer gemeinsam ausgepackt. Die Erinnerungen an die schönste Zeit ihres Lebens mit ihm zu teilen, die Fotos gemeinsam zu betrachten und die Souvenirs zusammen auszupacken hatte Shannon sehr viel bedeutet.
    »Du arbeitest mit deinen Notizen?«
    Sie nickte. »Ich reise in Gedanken.«
    Das kommentierte er lieber nicht. »Wo bist du gerade?«
    »Heute Morgen bin ich von Konstantinopel nach Jerusalem aufgebrochen. Heute Mittag war ich in Kairo und habe mir die Pyramiden angesehen. Dann habe ich die arabische Wüste durchquert. Und jetzt bin ich in Sanaa im Jemen – eine unvergessliche Stadt. Vor dem Abendessen schaffe ich es noch bis zu den Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien.«
    »Echt toll.« Behutsam und bedächtig wie er war, fragte ihr Bruder sie nicht, wie sie sich dabei fühlte, wenn sie sich an die Zeit ihrer Freiheit zurückerinnerte. Skip schob Ronan auf seinem Arm ein wenig höher. »Darf ich mit meinem Patenkind spielen, solange du dich in aller Welt herumtreibst?«
    Shannon wusste, wie viel Ronan ihrem Bruder bedeutete. Er hatte Skip von einem Selbstmord abgehalten. Skip liebte Ronan, als wäre der Kleine sein eigener Sohn. Er kuschelte mit ihm, spielte mit ihm, kaufte ihm Spielzeug, las ihm vor und ging mit ihm auf dem Arm am Strand spazieren. Ronan konnte Skip mehr helfen, mit seinen Psychosen fertigzuwerden, als Alistair es mit Medikamenten vermochte. Shannon konnte Skip nicht retten, sie konnte ihm nur zusehen, wie er langsam an sich selbst zugrunde ging, konnte nur hinnehmen, wie noch ein geliebter Mensch langsam starb. Sie konnte ihm Liebe schenken, Wärme, Nähe. Und sie konnte ihm Ronan anvertrauen, in der Hoffnung, dass ihr Bruder sich unter Kontrolle hatte und ihrem Sohn nichts passierte. Die Patenschaft, die Skip als Onkel übernommen hatte, mutete fast schon tragisch an: Skip war nicht mehr in der Lage, für ein Kind zu sorgen.
    »Natürlich, Skip.« Sie küsste ihren Sohn auf die Wange. »Viel Vergnügen, ihr beide! Was habt ihr vor?«
    »Wir galoppieren wild am Strand entlang, schwimmen weit draußen in der Brandung und legen uns an den Strand, um ein paar hübsche Mädels aufzureißen.« Skip grinste verschmitzt.
    Shannon lachte, obwohl sie nicht sicher war, ob er das ernst meinte.
    »Dieser kleine Herzensbrecher bekommt bestimmt mehr Mädels ab als ich«, grinste Skip.
    »Ganz sicher«, lächelte Shannon und beschloss, ihrem Bruder zu vertrauen. Nur Vertrauen und Liebe konnten ihn von einem Selbstmord abhalten. Die Verachtung, mit der seine Brüder und Cousins ihm begegneten, die Demütigungen, mit denen Caitlin ihn aufrichten wollte, damit er zurückschlug, damit er gegen sie kämpfte, damit er am Leben blieb, waren für ihn nur schwer zu ertragen. Wer wie Skip von einem Adoptivvater an den nächsten weitergereicht worden war, wer wie er nie die Geborgenheit einer Familie erlebt hatte, würde wohl auch nie von vorn anfangen und seinen eigenen Wert neu bestimmen, indem er kämpfte. Was Caitlin ihm angetan hatte, war nicht wiedergutzumachen. Shannon wusste, Caitlin spielte mit dem Gedanken, Skip für unzurechnungsfähig erklären zu lassen, weil er sich nicht gegen sie wehrte. Alistair hatte ihr erzählt, dass Caitlin sich bereits nach einer Nervenheilanstalt

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