Im Herzen der Wildnis - Roman
Morphiumspritze zerfetzt hatte.
Skip war nicht ansprechbar gewesen. Er hatte überhaupt nicht auf Shannon reagiert. Aber er hatte wie ein kleines Kind geweint, als Rob ihn schließlich aus dem Bett hob und zu seinem Auto trug. Sie nahmen ihn mit nach Hause. Sobald er sich erholt hatte, versicherte Shannon ihm, dass er fortan bei ihr und Rob wohnen könnte, wenn er das wollte, und dass sie die Vormundschaft für ihn beantragen würde. Er hatte geweint: »Bitte lass nicht zu, dass Caitlin mich in die Nervenheilanstalt steckt!«
Ronan hatte ihm zurück ins Leben geholfen. Skip spielte stundenlang mit dem Kleinen, baute die elektrische Eisenbahn auf und tollte ausgelassen mit ihm am Strand herum. Er hatte einen Teil seiner Lebensfreude zurückgewonnen.
Als Shannon mit dem Telegramm aus Valdez in der Hand auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch sank, fragte er erschrocken: »Shannon? Was ist denn?«
»Josh kommt nach Hause.«
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war so bestürzt und verwirrt wie sie. Geistesabwesend hielt er Joshs Sohn fest, der übermütig auf seinem Schoß herumkletterte.
Das Telefon klingelte, und Shannon zuckte zusammen. Sie legte Joshs Telegramm auf den Schreibtisch, der mit Geschäftsunterlagen übersät war, die Evander während seiner Geschäftsreise aus Australien und Neuseeland geschickt hatte, und nahm den Hörer ab.
»Ma’am!«
»Mr Portman?«
»Ein dringendes Telefonat für Sie, Ma’am. Mrs Burnette wünscht Sie zu sprechen. Sie ist ganz aufgeregt.«
»Stellen Sie das Gespräch durch!«
»Sofort, Ma’am.« Es knackte in der Leitung.
»Shannon!«, schluchzte Sissy verzweifelt. Ihre Stimme überschlug sich. Sie klang panisch.
»Sissy?« Shannon bemühte sich um Besonnenheit. »Was ist denn los? Wieso weinst du?«
»Rob und ich sind in Joshs Haus. Er ist zusammengebrochen. Ich glaube, er hatte einen Schlaganfall. Ich hab solche Angst, dass er stirbt. Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Sissy schniefte. »Bitte komm sofort!«
Als sie eine halbe Stunde später mit Alistair in der Lombard Street eintraf, hatte Sissy sich noch nicht beruhigt. In Tränen aufgelöst öffnete sie ihnen die Tür und führte sie hinauf ins Schlafzimmer. Das Bett war zerwühlt, Fotos lagen zwischen den Laken verstreut. Bleich deutete Sissy auf die Tür zum Bad. Shannon ging an ihr vorbei und blieb vor Rob stehen, der auf den Fliesen lag. Sissy hatte ein Handtuch unter seinen Kopf geschoben und eine Bettdecke über ihn gebreitet. Dann hatte sie ihm das Blut aus dem Gesicht gewischt.
Robs Anblick traf Shannon wie ein schmerzhafter Schlag.
»Ich wusste doch nicht, was ich tun sollte!«, sagte Sissy leise.
Alistair drängte sich an ihnen vorbei und kniete neben Rob nieder, um ihn zu untersuchen. »Rob, können Sie mich hören?« Er beugte sich über ihn. »Wenn Sie mich verstehen können, dann nicken Sie! Und wenn Sie sich nicht bewegen können, dann blinzeln Sie! Rob?« Er berührte ihn sanft. »Rob!«
Shannon legte ihren Arm um Sissys Schultern und schob sie zurück ins Schlafzimmer. Mit zitternden Knien ließ sie sich auf das Bett sinken und betrachtete das Foto vor ihr auf dem Boden. Es zeigte Rob und sie, Arm in Arm vor dem Tadsch Mahal. Es war der schönste Tag ihrer Reise gewesen. Sie waren so glücklich gewesen. Und dieses Foto hatte er Sissy gezeigt? Ihre Gefühle, ihre Freude, ihr Glück hatte er mit ihr geteilt?
Sissy setzte sich neben sie. »Es tut mir so leid!«, sagte sie leise.
Shannon wusste nicht, was sie sagen sollte. Gab es für Situationen wie diese, wenn die Ehefrau und die Geliebte denselben Schmerz und dieselbe Angst empfinden, überhaupt angemessene Worte?
Alistair kam herein, nahm den Telefonhörer ab und ließ sich mit dem Krankenhaus verbinden. »Dr McKenzie. Ein schwerer Schlaganfall. Sturz mit Kopfverletzung, vielleicht eine Hirnblutung. Keine Reaktionen … Nein, ich kann ihn nicht bewegen, ich brauche ein Team … Lombard Street, Russian Hill. Kommen Sie sofort! Die Situation ist akut lebensbedrohlich! Danke. Bye.« Er legte auf. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen die Kommode.
Shannon sah ihn an. »Wird er … sterben?«
Alistair atmete aus. »Kann ich noch nicht sagen. Es besteht die Gefahr einer Hirnblutung. Er muss so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Wenn die Behandlung sofort beginnt, besteht eine Chance, dass er überlebt.«
»Wird er gelähmt bleiben?«, fragte Sissy mit tonloser Stimme.
»Ja, Ma’am.« Alistair stützte
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