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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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liebe sie. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als sie wieder glücklich zu machen.«
    »Das möchte ich auch.«
    »Ich weiß. Shannon braucht dich. Steh ihr bei, Josh.«
    »Das werde ich.«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Ronan platzte herein. Unter dem Arm trug er den kleinen Eisbären. Lachend flitzte er zu Rob hinüber, stolperte fast über die Fußstützen des Rollstuhls, schleuderte den Eisbären ungestüm auf Robs Schoß und streckte beide Arme nach ihm aus. »Daddy!«
    Rob beugte sich vor, legte seinen Arm um den Kleinen und zog ihn mühsam auf seinen Schoß. Ronan kicherte, setzte sich zurecht und lehnte sich gegen seinen Daddy, der ihm den Bären in die Hand drückte. Ronan schmuste mit ihm und lachte Josh mit leuchtenden Augen an.
    Ihm ging das Herz auf, und der süße Bengel lächelte zurück.
    Shannon war in der offenen Tür stehen geblieben. Sie hatte die Szene beobachtet. »Jungs, wo bleibt ihr denn? Josh, du kannst Rob auch beim Abendessen von deinen Abenteuern in Alaska erzählen! Ich würde das nämlich auch gern hören. Rob, willst du ein kaltes Bier zu deinem Steak? Und Josh, du auch?«

33
    »Danke, Mr President«, sagte Shannon schneidig.
    »Immer gern.« Teddy Roosevelt lächelte hinter den Brillengläsern, die im Licht der untergehenden Sonne funkelten, und reichte Shannon seine Hand. Wie sie trug er einen Wollpullover unter der Jacke, staubige Khakihosen und Wanderstiefel. Seine Winchester für die Bärenjagd lag einige Schritte weiter neben dem Lagerfeuer.
    Während seines Besuchs am 12. und 13. Mai 1903 in San Francisco hatte Shannon mit ihm über die amerikanische Politik, die kalifornische Wirtschaft und ihren rasant expandierenden Weltkonzern gesprochen. Anschließend war Teddy Roosevelt ins Yosemite Valley gefahren. Hier war er in den letzten Tagen wieder zum kleinen Jungen geworden. Als ein Begleiter eine umgestürzte Sequoia entzündet hatte und die Funken bis hinauf in den Himmel gestoben waren, hatte er vor Begeisterung gejauchzt. Und als er an diesem Morgen auf dem Glacier Point unter einer Decke von frisch gefallenem Schnee erwacht war, war er geradezu berauscht gewesen von der Schönheit der Natur. Das Yosemite Valley war imposanter als die mit Tausenden elektrischen Lichtern illuminierte Market Street in San Francisco.
    »Bye, Teddy. Es war mir eine Ehre.«
    »Und mir war es eine Freude, mit Ihnen über Major Rory und Senator Eoghan zu reden, die ich beide sehr geschätzt habe. Und natürlich über Major Aidan. Meinen Respekt, Shannon! Sie sind ein echtes California Girl, couragiert und taff.« Mit einem Lächeln drückte er ihre Hand. »Bye.«
    Shannon nickte ihm zu, schulterte ihre Winchester und blinzelte gegen das Licht der tief stehenden Sonne. Die Schatten des Spätnachmittags flossen von den Berghängen hinunter ins Yosemite Valley. Der schroffe Felssturz von El Capitán gleißte in der Abendsonne.
    Während sie den Glacier Point hinter sich ließ, um über den Four Mile Trail ins Tal hinabzusteigen, sog sie tief die Luft ein und nahm die grandiose Landschaft in sich auf. Ihr Blick folgte dem glitzernden Fluss, der sich in weiten Windungen durch das Tal schlängelte. An der gegenüberliegenden Steilwand stürzten die Yosemite Falls in die Tiefe. In der klaren Mailuft konnte sie leise das Donnern hören. Nur ein paar Schritte vom Wasserfall entfernt, stand tief unter ihr die Hütte, wo Josh auf ihre Rückkehr wartete. Im Osten genoss sie einen Augenblick lang das spektakuläre Panorama, das Teddy Roosevelt vorhin »einen Ort der Anbetung der Natur« genannt hatte: die leuchtenden Granitfelsen des Yosemite Valley. Und über allem schwebte der majestätische Half Dome.
    An diesem Morgen hatte es geschneit, der Four Mile Trail war glatt und gefährlich. Aber der Blick war atemberaubend, und Shannon genoss den steilen Abstieg ins Tal. Dort unten empfingen sie schon bald fröhliches Vogelgezwitscher und das beruhigende Rauschen des Merced River.
    Tief atmete sie jetzt die kühle Luft ein – es duftete nach Frühling. Shannon folgte dem Fluss nach Osten und genoss den Blick auf den im Abendlicht glühenden Half Dome, der zwischen den Kiefern hindurchschimmerte. An der Brücke, die zu den Yosemite Falls hinüberführte, entdeckte sie im Unterholz einen Bären. Er hockte zwischen den Büschen und naschte von den Blättern. Mit der Hand an der Winchester über ihrer Schulter ging sie weiter. Schmetterlinge tanzten durch das Sonnenlicht. Ein Eichhörnchen flitzte an einer

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