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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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Tanne empor, huschte auf einen Zweig und beobachtete sie mit gerecktem Schweif. Irgendwoher erklang das Hämmern eines Spechtes. Sie verließ den Wald am Fluss und stapfte über die blühenden Wiesen zwischen den hohen Granitfelsen und den Wasserfällen, die aus dem Himmel zu stürzen schienen. Kurz darauf hatte sie die Hütte erreicht.
    Als sie eintrat und ihr Gewehr neben der Tür an die Wand lehnte, bereitete Josh am Herd die Hirschsteaks für das Abendessen vor. »Hey, da bist du ja!«
    »Hey.« Sie küsste ihn und umarmte ihn, indem sie beide Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans schob und ihn an sich heranzog.
    »Fühlt sich gut an«, grinste er. »Mach ruhig weiter. Du wirst schon sehen, was du davon hast.«
    Sie packte zu, massierte seinen festen Po und provozierte ihn mit einem Kuss. »Besser nicht.« Sie zog ihre Hände aus seinen Taschen und zog sich die Fransenjacke aus.
    »Das Abendessen ist gleich fertig. Ich muss nur noch die Steaks grillen.«
    »So mag ich das«, neckte sie ihn. »Ich komme abends müde nach Hause, und mein Mann kocht für mich.«
    Er lachte. »Du wirkst zufrieden. Du hast mit Teddy gesprochen.«
    »Oben am Glacier Point.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Teddy und ich haben uns über Rory unterhalten, der unter seinem Kommando als Colonel auf Kuba gefallen ist. Er mochte Rory sehr gern, so wie er Eoghan schätzte. Teddy hielt ihn immer für einen ernst zu nehmenden Rivalen im Kampf um die Macht im Weißen Haus. Er hat mir aufmerksam zugehört, als ich ihm von Aidan erzählt habe, von seiner Liebe zu Claire, seinem Bruch mit unserem Vater und seinem angeblichen Verrat.«
    »Und?«
    »Er stimmt mir zu, dass Aidans Bekenntnis zu den Werten, die dieser Nation heilig sind, nicht als Hochverrat ausgelegt werden kann. Seine Entscheidung gegen den Krieg und für seine künftige Frau bedingt keine lebenslange Haft auf Alcatraz. Teddy hat mir versprochen, den Prozessverlauf zu prüfen.«
    »Mehr hättest du nicht erreichen können.«
    »Nein. Roosevelts freundschaftlicher Handschlag bedeutet mir mehr, als McKinley mir vor drei Jahren in Washington versprochen hat.« Sie sah Josh versonnen an. »Weißt du, was mich betroffen macht? Dass Eoghan als Senator nie mit McKinley über Aidan gesprochen hat. Dass er keinen Finger gerührt hat, um ihn von Alcatraz herunterzuholen. Als stünde eine Revision des Militärgerichtsprozesses seiner Karriere als Präsidentschaftskandidat im Weg. Das nenne ich Verrat.« Shannon seufzte. »Ich hoffe, dass Aidan mit allen ihm zustehenden Ehren als Major der US Army freigelassen wird. Und dass endlich das Gerücht verstummt, Charlton stecke hinter dieser infamen Intrige.«
    »Das tut er nicht.« Josh schob eine Hand voll Späne ins knisternde Herdfeuer.
    Shannon warf die Hirschsteaks auf den Grillrost über dem Feuer. »Nein, natürlich nicht.«
    Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile in eine Decke gehüllt am prasselnden Kamin, lauschten auf die knackenden Holzscheite und genossen die Wärme des anderen. Shannon besann sich auf ihr erstes Wochenende mit Josh und Ronan vor einem Jahr.
    Wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Alaska waren sie nach Carmel-by-the-Sea gefahren, wo Sissy unweit der Künstlerkolonie ein Haus besaß. Sie war zu Lance nach New York gereist, der sich dort als Maler einen Namen machte, und hatte ihnen ihr Haus überlassen. Das Cottage mit schrägen Wänden aus Fachwerk und einem windschiefen Dach bot einen fantastischen Blick auf die Sonnenuntergänge über dem Pazifik. Davor ragte ein schroffer, von alten Zypressen bewachsener Felsen aus dem Meer, der über eine schwankende Hängebrücke erreichbar war. Genau das Richtige für den kleinen Abenteurer Ronan! Das Cottage hatte Sissy liebevoll eingerichtet: Gemälde der einsamen Zypresse und der schroffen Küste, Perlenvorhänge aus Muscheln und Seesternen, die leise aneinanderklirrten, extravagante Truhen und skurrile Schachteln aus geschnitztem Treibholz. Das Haus war romantisch und verträumt.
    Shannon hatte Schmetterlinge im Bauch gehabt, als Josh und sie sich nach der zweijährigen Trennung an diesem langen Wochenende in Carmel aufeinander eingelassen hatten. In der ersten berauschenden Phase ihrer Verliebtheit war etwas in ihnen zum Schwingen gekommen, das noch immer nicht verklungen war: Ihre Herzen schlugen im gleichen Takt. Sie sehnten sich nach der Sinnlichkeit, die leidenschaftlich und lustvoll in ihnen brannte, und sie träumten von einem Leben zu dritt. Josh hatte mit Ronan am

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