Im Herzen der Wildnis - Roman
Lauten. Als Josh ihn streichelte, schnappte er spielerisch nach seiner Hand und biss liebevoll zu. Ronan kämpfte derweil mit einem Polostick, der sich in der Schublade verkantet hatte. Doch schließlich zog er ihn heraus und schwenkte ihn ungestüm durch die Luft.
»Pass mal auf, Josh!« Shannon kickte den Korkball zwischen Randys Pfoten hindurch zu Ronan. Der schwang den für ihn viel zu großen Poloschläger, traf den Ball und donnerte ihn quer durch das Ankleidezimmer. Randy flitzte kläffend hinterher, um ihn zurückzuholen. Shannon legte Josh die Hand auf das Knie und lachte vergnügt.
Kichernd rannte Ronan mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und warf sich in Mommys Arme. Sie schmatzte ihm einen Kuss auf die Wange und hob ihn auf ihren Schoß. Mit großen Augen blickte er Josh an, während sie mit ihm schmuste. Shannon blickte auf. »Willst du ihn mal nehmen?«
Als er gerührt nickte, setzte sie den Kleinen auf seine Knie. Er hielt seinen Sohn in den Armen. »Hey, Ronan.«
Der guckte ihn an: Wer bist du denn?
Shannon lehnte sich gegen Joshs Schulter. »Mein Süßer, das ist Josh. Er ist dein Daddy.«
»Daddy«, plapperte der Kleine nach, und Josh wurde mit einem schmerzhaften Stich ins Herz bewusst, was er alles verpasst hatte. Rob hatte ihn gewickelt und gefüttert, er hatte mit ihm gespielt, getobt, gelacht. Er hatte ihm vorgesungen, als er ihn zu Bett gebracht hatte. Rob war sein Daddy …
Shannon schien zu spüren, was in ihm vorging. »Ronan hat zwei Daddys.«
Josh schluckte vor Rührung. »Danke, Shannon.«
»Du siehst glücklich aus, Josh.«
»Das bin ich. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich.«
»Ist er nicht niedlich?«
Er kämpfte mit den Tränen. »Noch nie habe ich etwas so Schönes und Bewegendes erlebt. Außer damals, als ich dich kennengelernt habe.«
Sie lächelte.
Er nahm den Eisbären, der neben ihm auf dem Sofa saß, und drückte ihn Ronan in die Arme. Mit einem fröhlichen Grinsen presste der den Bären an sich und schmuste mit ihm. Dabei quietschte er. Dann guckte er Josh an. »Daddy.«
In einer Woge von Gefühlen floss Josh das Herz über. »Ich möchte ihn oft sehen.«
Shannon legte ihre Hand auf sein Knie und streichelte ihn. »Natürlich, Josh, so oft du willst. Du kannst ihn für einige Tage zu dir holen, um ihn besser kennenzulernen.«
Joshs Augen brannten. »Danke, Shannon.«
»Er ist dein Sohn, Josh«, sagte sie einfach.
Ronan hopste von seinem Schoß und flitzte mit dem Eisbären unter dem Arm aus dem Raum. Randy zögerte kurz, guckte Josh an, winselte schrill, dann preschte er hinterher.
»Und Rob?«, fragte Josh. »Wie denkt er darüber?«
»Er liebt den Kleinen über alles. Aber du bist sein Freund. Und Ronans Vater. Er will ihn dir nicht wegnehmen. Und er hofft, dass du ihm Ronan auch nicht wegnimmst.« Sie verstummte für einen Moment. »Rob betrachtet den Kleinen als seinen Sohn und Erben. Ronan zu verlieren, das einzige Kind, das er hat, würde ihn umbringen. Einen weiteren Schlaganfall würde Rob vielleicht nicht überleben.« Sie atmete tief durch. »Er glaubt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.«
Josh nickte langsam. »Kann ich ihn sehen?«
»Wir essen bald zu Abend. Willst du zu ihm gehen und ihn holen?«
»Wie kommt er damit klar, dass ich hier bin?«
Sie lächelte matt. »Frag ihn!«
Während sie nach unten gingen, erzählte sie ihm von Rob. Dass ihm lange Gespräche schwerfielen, weil ihn die Schmerzmittel müde und benommen machten und er sich nicht konzentrieren konnte. Dass er sich verändert habe. Dass er oft traurig sei. Dass er gute und schlechte Tage habe – und heute sei ein guter Tag, im Gegensatz zu gestern. Rob war völlig verzweifelt gewesen, weil er sich so quälen musste. Er hatte sich ständig übergeben müssen – eine Nebenwirkung des Morphiums. Sie hatte ihn in die Arme genommen und versucht, ihn zu trösten, aber sie war selbst verzweifelt gewesen.
Und trotzdem hatte sie sich die Zeit genommen, Ians Haus so liebevoll für seinen Empfang vorzubereiten? »Ich bewundere dich von Herzen, Shannon. Und Rob natürlich auch. Es muss schwer für ihn sein.«
»Es ist schwer, für uns beide. Als ich dir vorhin sagte, ich liebe ihn, habe ich das wirklich so gemeint. Es tut mir weh, ihn leiden zu sehen. Er wird nur schwer damit fertig. Und ich habe Angst, den Mann zu verlieren, den ich geheiratet habe, um den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen. In guten wie in schlechten Zeiten.« Sie atmete tief durch. »Die guten sind
Weitere Kostenlose Bücher