Im Herzen der Wildnis - Roman
brauche Zeit.«
Natürlich war er enttäuscht gewesen! Aber er hatte sich zusammengerissen und gelächelt. »Shannon, was ist mit dir?«
»Was meinst du?«
»Ich habe das Gefühl, als wärst du dir nicht mehr sicher, was du willst. Was uns beide angeht, meine ich.«
Wieder dieses resignierte Kopfschütteln! Ihre Hände hatten sich um die Armlehnen verkrampft. »Josh, bitte, ich will jetzt nicht über uns reden.« Sie hatte ihm in die Augen gesehen. »Du bist mir sehr wichtig.«
Kein »Ich liebe dich«. Und kein »Du fehlst mir so«.
Ich kann viel ertragen, dachte Josh jetzt, aber das war zu viel!
Er hatte gespürt, wie sich ihm die Kehle schmerzhaft zugeschnürt hatte. »Ich möchte dich nicht verlieren, Shannon. Noch einmal ertrage ich das nicht. Was uns verbindet, ist zu kostbar und zu schön, um es wegzuwerfen.«
»Ich will dich auch nicht verlieren, Josh.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein gequältes Flüstern gewesen.
Er war verzweifelt und hoffnungslos gewesen, nachdem sie mit Ronan nach Hause gefahren war und ihn allein zurückgelassen hatte. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen.
Sie hatte auch nicht angerufen. Rob war es gewesen, der sich heute Nachmittag bei ihm im Büro gemeldet hatte: »Kannst du heute Abend kommen, Josh? Wir müssen reden.«
Rob beobachtete ihn jetzt aufmerksam. »Die Dinge zwischen euch haben sich verändert.«
Josh nickte. »Was ist los mit ihr?«
»Manchmal denke ich, sie glaubt, sie habe kein Recht, glücklich zu sein, wenn andere es nicht auch sind.« Er zögerte kurz. »Josh, ich mache mir Sorgen um sie … Ich weiß, wie es um mich steht … Mir bleibt vielleicht nicht mehr viel Zeit. Wenn ich sterbe …« Er verstummte.
Josh sah seine Ängste und seine Sorgen. »Rob …«
»Kümmere dich um sie, Josh. Fahr mit ihr für einige Wochen nach Hawaii. Erfülle ihr ihren sehnlichen Wunsch nach Liebe und Lebensfreude. Ich kann es nicht mehr.«
»Du willst …?«
»Ja, das will ich. Ihr wart ein Liebespaar, und ich möchte, dass ihr es wieder werdet. Ich will, dass ihr von einer gemeinsamen Zukunft träumt, wenn ich …« Rob schluckte. »… nicht mehr da bin. Ich will, dass ihr, Shannon, du und Ronan, eine Familie seid.« Rob rang mit seinen Gefühlen. »Versprich mir, für sie zu sorgen, wenn ich … gestorben bin.«
Auch Josh musste schlucken. »Ich verspreche es.«
»Freude und Leid mit ihr zu teilen. Sie zu lieben. Ihr niemals das Herz zu brechen oder ihr wehzutun, wie ich es getan habe. Und ihr treu zu bleiben, bis der Tod euch scheidet.«
»O Gott, Rob …«
»Josh, bitte!« Rob atmete tief durch. »Versprich mir, dass du sie heiratest, sobald ich tot bin! Es würde mir so viel bedeuten, die Gewissheit zu haben, dass ihr beide wieder zueinanderfindet … dass ihr so glücklich werdet, wie ihr es einmal wart, als ihr euch ineinander verliebt habt … Es tut mir weh, aber ich weiß, dass sie dich immer lieben wird. Mehr als mich … Ich liebe sie von ganzem Herzen, und ich möchte, dass sie endlich wieder vor Freude strahlt.«
Josh beobachtete gerührt, wie Rob sich die Tränen abwischte. Er deutete auf einen Umschlag, der unter seiner Cappuccinotasse hervorlugte. Josh gab ihm den Umschlag, aber er hob abwehrend die Hand. »Ich möchte, dass ihr beide euch einen schönen Abend macht. Souper im Palace Hotel, danach in die Grand Opera.«
Josh zog zwei Karten aus dem Umschlag. Roméo et Juliette von Charles Gounod. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Wie wär’s mit ›Tolle Idee, Rob. Ich führe deine Frau gern mal zum Candle-Light-Dinner und in die Oper aus … In letzter Zeit schien sie mir ein bisschen traurig zu sein. Verzweifelt. Und einsam … Ich freue mich, dass ich als euer bester Freund etwas für euch tun kann.‹«
»Du hast das alles schon arrangiert?«, fragte er leise. Seine Stimme klang rau.
»Bis zur Hotelsuite, den Rosenblüten auf dem Bett und dem Champagner auf dem Nachttisch … Mach ihr einen schönen Abend, Josh … Und mach sie glücklich!«
Was für ein schöner Tag!, dachte Aidan, als er zum Himmel über der Bay aufblickte. Ein Gefühl der beschwingten Gelassenheit erfüllte ihn, ein Gefühl der Ruhe, des Glücks. Er hatte sich entschieden, und das erleichterte ihn, als wäre eine viel zu schwere Last von seinen Schultern genommen worden.
Heute Nacht hatte er ruhig geschlafen. Er hatte von Claire geträumt. Von einem stillen Tal, vom Redwood Creek, von Sequoias im Nebel. Und von Cathedral Grove, wo sie sich ewige Treue
Weitere Kostenlose Bücher